約 5,247,122 件
https://w.atwiki.jp/oper/pages/335.html
OPER Ariane vor der Höhle auf dem Boden, regungslos. Najade links. Dryade rechts. Echo rückwärts an der Wand der Grotte. NAJADE Schläft sie? DRYADE Schläft sie? NAJADE Nein! sie weinet! DRYADE Weint im Schlafe! horch! sie stöhnet. ZU ZWEIEN Ach! so sind wir sie gewöhnet. NAJADE Tag um Tag in starrer Trauer. DRYADE Ewig neue bittre Klagen. NAJADE Neuen Krampf und Fieberschauer. DRYADE Wundes Herz auf ewig, ewig ECHO Ewig! Ewig! DRYADE Unversöhnet! ZU DREIEN Ach, wir sind es eingewöhnet. Wie der Blätter leichtes Schaukeln, Wie der Wellen sanftes Gaukeln Gleitets über uns dahin. - Ihre Tränen, ihre Klagen, Ach, seit wieviel, wieviel Tagen, Sie beschweren kaum den Sinn! ARIADNE an der Erde Wo war ich? tot? und lebe, lebe wieder Und lebe noch? Und ist ja doch kein Leben, das ich lebe! Zerstückelt Herz, willst ewig weiter schlagen? richtet sich halb auf Was hab ich denn geträumt? Weh! schon vergessen Mein Kopf behält nichts mehr; Nur Schatten streichen Durch einen Schatten hin. Und dennoch, etwas zuckt dann auf und tut so weh! Ach! ECHO in der Kulisse Ach! HARLEKIN Wie jung und schön und masslos traurig! ZERB1NETTA Von vorne wie ein Kind, doch unterm Aug wie dunkel! BRIGHELLA, TRUFFALDIN Und schwer, sehr schwer zu trösten, fürchte ich! ARIADNE ohne ihrer irgendwie zu achten; vor sich, monologisch Ein Schönes war, hiess Theseus - Ariadne Und ging im Licht und freute sich des Lebens! Warum weiss ich davon? ich will vergessen! Dies muss ich nur noch finden es ist Schmach Zerrüttet sein, wie ich! Man muss sich schütteln ja, dies muss ich finden Das Mädchen, das ich war! Jetzt hab ich s - Götter! dass ich s nur behalte! Den Namen nicht - der Name ist verwachsen Mit einem anderen Namen, ein Ding wächst So leicht ins andere, wehe! NAJADE, DRYADE, ECHO als wollten sie sie erinnern, wachrufen Ariadne! ARIADNE abwinkend Nicht noch einmal! Sie lebt hier ganz allein, Sie atmet leicht, sie geht so leicht, Kein Halm bewegt sich, wo sie geht, Ihr Schlaf ist rein, ihr Sinn ist klar, Ihr Herz ist lauter wie der Quell Sie hält sich gut, drum kommt auch bald der Tag, Da darf sie sich in ihren Mantel wickeln Darf ihr Gesicht mit einem Tuch bedecken Und darf da drinnen liegen Und eine Tote sein! Sie träumt vor sich hin. HARLEKIN in der Kulisse Ich fürchte, grosser Schmerz hat ihren Sinn verwirrt. ZERBINETTA Versucht es mit Musik! BRIGHELLA; TRUFFALDIN Ganz sicher, sie ist toll! ARIADNE ohne den Kopfzu wenden, vor sich; als hätte sie die letzten Worte in ihren Traum hinein gehört Toll, aber weise, ja! - Ich weiss, was gut ist, Wenn man es fern hält von dem armen Herzen. ZERBINETTA in der Kulisse Ach, so versuchet doch ein kleines Lied! HARLEKIN in der Kulisse, singt Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen, Alle Lust und alle Qual, Alles kann ein Herz ertragen Einmal um das andere Mal. Aber weder Lust noch Schmerzen, Abgestorben auch der Pein, Das ist tödlich deinem Herzen, Und so musst du mir nicht sein! Musst dich aus dem Dunkel heben, Wär es auch um neue Qual, Leben musst du, liebes Leben, Leben noch dies eine Mal! Echo wiederholt seelenlos wie ein Vogel die Melodie von Harlekins Lied. Ariadne, unbewegt, träumt vor sich hin. ZERBINETTA Sie hebt auch nicht einmal den Kopf. HARLEKIN Es ist alles vergebens. Ich fühlte es während des Singens. Echo wiederholt nochmals die Melodie. ZERBINETTA Du bist ja ganz aus der Fassung. HARLEKIN Nie hat ein menschliches Wesen mich so gerührt. ZERBINETTA So geht es dir mit jeder Frau. HARLEKIN Und dir vielleicht nicht mit jedem Mann? ARIADNE vor sich Es gibt ein Reich, wo alles rein ist Es hat auch einen Namen Totenreich. hebt sich im Sprechen vom Boden Hier ist nichts rein! Hier kam alles zu allem! Bald aber nahet ein Bote, Hermes heissen sie ihn. Mit seinem Stab Regiert er die Seelen Wie leichte Vögel, Wie welke Blätter Treibt er sie hin. Du schöner, stiller Gott! Sieh! Ariadne wartet! Ach, von allen wilden Schmerzen Muss das Herz gereinigt sein, Dann wird dein Gesicht mir nicken, Wird dein Schritt vor meiner Höhle. Dunkel wird auf meinen Augen, Deine Hand auf meinem Herzen sein. In den schönen Feierkleidern, Die mir meine Mutter gab, Diese Glieder werden bleiben, Stille Höhle wird mein Grab. Aber lautlos meine Seele Folget ihrem neuen Herrn, Wie ein leichtes Blatt im Winde Folgt hinunter, folgt so gern. Dunkel wird auf meinen Augen Und in meinem Herzen sein, Diese Glieder werden bleiben, Schön geschmückt und ganz allein. Du wirst mich befreien, Mir selber mich geben, Dies lastende Leben, Du, nimm es von mir. An dich werd ich mich ganz verlieren, Bei dir wird Ariadne sein. Harlekin (verwegen); Brighella(jung, tölpelhaft); Scaramuccio (Gauner, 50jährig); Truffaldin (alberner Alter); hinter ihnen Zerbineita. Kommen von vorne auf die Bühne, schicken sich an, Ariadne durch einen Tanz zu erheitern. Zerbinetta bleibt seitwärts an der Kulisse. DIE VIER Die Dame gibt mit trübem Sinn Sich allzusehr der Trauer hin. Was immer Böses widerfuhr, Die Zeit geht hin und tilgt die Spur. Wir wissen zu achten Der Liebe Leiden, Doch trübes Schmachten, Das wollen wir meiden. Sie aufzuheitern, Naht sich bescheiden Mit den Begleitern Dies hübsche Kind. Sie tanzen. Es gilt, ob Tanzen, Ob Singen tauge, Von Tränen zu trocknen Ein schönes Auge. Es trocknet Tränen Die schmeichelnde Sonne, Es trocknet Tränen Der lose Wind Sie aufzuheitern, Befahl den Begleitern, O traurige Dame, Dies hübsche Kind. ZERBINETTA indes die vier weitertanzen Wie sie sich schwingen, Tanzen und singen, Der eine oder der andere Gefiele mir schon. Doch die Prinzessin Verschliesst ihre Augen, Sie mag nicht die Weise, Sie liebt nicht den Ton. indem sie zwischen die vier Tänzer tritt Geht doch! Lasst s doch! Ihr fallet zur Last! DIE VIER indem sie weitertanzen Sie aufzuheitern, Befahl den Begleitern, O traurige Dame, Das hübsche Kind! Doch wie wir tanzen, Doch wie wir singen, Was wir auch bringen, Wir haben kein Glück. ツェルビネッタ (彼らを無理やり押しのけて) だから、踊りはやめて!歌もやめて! 下がってなさい!下がるのよ! あなたたちはわかってない。騒いでいるだけよ! (ツェルビネッタは彼らを押しやり、アリアドネに深くお辞儀をして) この上なく偉大な王女さま、あなたのような輝かしくも高貴なお方の悲しみは下々の者たちとは別の尺度ででないと測ることはできません。それを分からない人はいないでしょう。それでも・・ (ツェルビネッタはアリアドネに歩み寄るが、アリアドネは気に留める様子がない) 私たちに女の性(さが)がないはずもなく、胸には計り知れないほど深い心が波打っていることでしょう。 (ツェルビネッタは恭しくアリアドネに近寄るが、アリアドネは手で顔を覆い彼女を避ける) 私たちの弱さをさらけ出しそれを認めることは、苦しくも甘美ではありませんか。そうしてみたいとは思いませんか? 私の言うことを聞きたくないようですね。 美しく、高貴で、動じない。 まるであなたのお墓に眠る大理石の彫像のよう。あなたはこの岩と波以外に心のうちを話せる人がほしいとは思いませんか? (アリアドネは洞窟の入り口へ戻っていく) 王女さま、お聞きください。あなただけではない。私たちはみな、そうみんながこの苦しみを感じているのです。女なら誰であれ、この苦しみを知らないものはないでしょう。 一人にされ、絶望し、捨てられる苦しみ。。 ああ、こんな無人島のようなところはどこにでも生まれています。ごくふつうの人間である私、私ですら何度こんな状態になったことでしょう。それでも男の人を憎む気にはなりませんでした。 (アリアドネは洞窟の中に入ってしまい、ツェルビネッタは姿が見えなくなったアリアドネに対してなおもいたわりの言葉をかけ続ける。) 不誠実です、彼らは。 歯止めの効かないモンスター! ほんの一夜、 あっという間の一日、 一瞬吹いてきた強い風、 ほんの一瞬の眼差し、 そんなことが私たちの心を掴んでしまうのです! それでも、こんな冷酷ながら心地よく、理解できない心変わりに対して私たちにはそもそも耐性が備わっているではありませんか? まだ私はただ一人の人だけに貞節を守り、 私の振る舞いもまだそのとおりだとしても、 心のうちには、それを迷わせるような複雑な感情が芽生え、 いままで味わったことがないような自由と ひそかな新しい愛が、気づかずにはいられないほど荒々しい感情となってやってくるのです。 私はまだ貞節を守っているけれど、それはもはや偽りとなり、 忠実であると同時に悪い女でもある 狂った物差しで全てを測ってしまい - 半分は目覚め、半分は陶酔に我を失い、 彼を欺き、それでいてまだ彼を愛しているのです。 パリアッツォのときもそうでした。 それから、メッツティン、 カヴィッキオ、 ブラッティン、 パスカリエッロのときも! ああ、時には二人が同時に私の心にいた時もある。 でもそれは決して気紛れではない。 恋とはあがらえないものであり、 不安に満ちた新しい驚きです。 その気持ちは自分自身でも 決して理解できないものなのです。 ロンド 男たちはまるで神のようにやってきて、 その歩みに私は言葉を失うのです。 彼が私のおでこや頬にキスをすると、 私はまるで神に捉えられたかのようになり、 新しい恋へと変えられてしまう。 男たちはまるで神のようにやってきて、 私の気持ちを変えてしまう。 彼が私のおでこや頬にキスをすると、 私は言葉を失い身を任せてしまう。 新しい神がやってくると、 私は身を任せてしまう、言葉を失ったまま。。 (姿は見えず、こだまのようにロンドをリピート、アドリブで。) ハルレキン (ハルレキンが舞台袖から飛び出してくる) ありがたい講釈!ただ聞く耳を持っていないと。。 ツェルビネッタ そうね、このご婦人と私は別の国の言葉を話しているように見えるわね。 ハルレキン そのようですな。 ツェルビネッタ 問題は、結局彼女が自分の言葉で自分を表現するようになるかどうかよね。 HARLEKIN Wir wollen s abwarten. Was wir aber nicht abwarten wollen - Er ist mit einem Sprung dicht bei ihr, sucht sie zu umarmen. ZERBINETTA macht sich los Wofür hältst du mich? HARLEKIN Für ein entzückendes Mädchen, dessen Beziehungen zu mir dringend einer Belebung bedürfen ZERBINETTA Unverschämter! und ausserdem hier! Zwei Schritte von der Wohnung der Prinzessin! HARLEKIN Pah! Wohnung, es ist eine Höhle. ZERBINETTA Was ändert das? HARLEKIN Sehr viel, sie hat keine Fenster. versucht abermals sie zu küssen ZERBINETTA macht sich energisch los Ich glaube, du wärest wirklich fähig! HARLEKIN Zweifle nicht, zu allem! ZERBINETTA misst ihn mit dem Blick, halbfür sich Zu denken, dass es Frauen gibt, denen er ebendarum gefiele - HARLEKIN Und zu denken, dass du von oben bis unten eine solche Frau bist! BRIGHELLA, SCARAMUCCIO, TRUFFALDIN stecken links und rechts ihre Köpfe aus der Kulisse Pst! Pst! Zerbinettal ZERBINETTA hat sich Harlekin entzogen, läuft nach vorn, vor sich, beinahe ad spectatores Männer! Lieber Gott, wenn du wirklich wolltest, dass wir ihnen widerstehen sollten, warum hast du sie so verschieden geschaffen? DIE VIER Eine Störrische zu trösten, Lasst das peinliche Geschäft! Will sie sich nicht trösten lassen, Lass sie weinen, sie hat recht! Zerbinetta tanzt von einem zum anderen, weis jedem zu schmeicheln. BRIGHELLA mit albernem Ton Doch ich bin störrisch nicht, Gibst du ein gut Gesicht. Ach, ich verlang nicht mehr, Freu mich so sehr. SCARAMUCCIO mit schlauem Ausdruck Auf dieser Insel Gibt s hübsche Plätze. Komm , lass dich führen, Ich weiss Bescheid! TRUFFALDIN täppisch lüstern Wär nur ein Wagen, Ein Pferdchen nur mein, Hätt ich die Kleine Bald wo allein! HARLEKIN diskret im Hintergrund Was sie vergeudet Augen und Hände, Laur ich im stillen Hier auf das Ende! ZERBINETTA von einem zum anderen tanzend Immer ein Müssen, Niemals Launen, Immer ein neues Unsägliches Staunen! DIE VIER, MIT ZERBINETTA in beliebiger Verschränkung BRIGHELLA Ich bin nicht störrisch. HARLEKIN Ich laure im stillen. ZERBINETTA im Tanzen So war s mit Pasquariello Und so mit Mezzetin! SCARAMUCCIO Hätt ich das Mädchen TRUFFALDIN Ich wüsste Bescheid! ZERBINETTA im Tanzen Dann mit Cavicchio Und mit Burattin! ZWEI Komm , lass dich führen, Ich laure im stillen! ZERBINETTA im Tanzen Ach, und zuweilen Waren es zwei! ZWEI Es gibt hübsche Plätze Ich weiss Bescheid! ZERBINETTA Ach, und zuweilen Waren es zwei! Unterm Tanzen scheint sie einen Schuh zu verlieren. Scaramuccio , flink, erfasst den Schuh und küsst ihn. Sie lässt sich ihn von ihm anziehen, wobei sie sich auf Truffaldin stützt, der ihr von der anderen Seite zu Füssen gefallen ist. ZERBINETTA zu Truffaldin Wie er feurig sich erniedert! ZERBINETTA aufs neue tanzend Mach ich ihn auf diese neidig Wird der steife - wie geschmeidig, Wird der steife Bursch sich drehn! BRIGHELLA steif tanzend und singend Macht sie mich auf diese neidig, Ach, wie will ich mich geschmeidig Um die hübsche Puppe drehn! SCARAMUCCIO gleichfalls tanzend Macht sie uns auf diesen neidig, Hei, wie alle sich geschmeidig, Hui, um ihre Gunst sich drehn! TRUFFALDIN ebenso Wie sie jeden sich geschmeidig, Einen auf den anderen neidig, Ohne Pause weiss zu drehn! Während die drei sich drehen, wirft sich Zerbinetta rückwärts Harlekin in die Arme und eilt, mit ihm zu verschwinden. SCARAMUCCIO, BR1GHELLA, TRUFFALD1N finden sich allein Mir der Schuh! Mir der Blick! Mir die Hand! Das war das Zeichen, Schlau aus dem Kreise muss ich mich schleichen! Mich erwartet das himmlische Wesen, Mich zum Freunde hat sie erlesen! Alle drei schleichen verstohlen in die Kulisse, gleich darauf erscheint zuerst Scaramuccio, von rechts kommend, vor der Bühne, verlarvt. SCARAMUCC10 Pst, wo ist sie? Wo mag sie sein? späht herum, geht rechts um die Bühne herum BRIGHELLA verlarvt, von links kommend, leise, dummschlau Pst, wo ist sie? Wo mag sie sein? wendet sich nach rechts, stösst dort mit dem zurückkehrenden Scaramuccio zusammen TRUFFALDIN verlarvt, von links, an der linken Ecke in eben dem Augenblick hervorkommend, als Brighella nach rechts den ersten Schrtt tut Pst! wo ist sie? Wo mag sie sein? Stösst mit den beiden zusammen; alle drei taumeln sie in die Mitte. ALLE DREI jeder für sich Verdammter Zufall! Aber man erkennt mich nicht! Zerbinetta und Harlekin sind links vorne wieder erschienen. ZERBINETTA Dass ein Herz so gar sich selber, Gar sich selber nicht versteht! Brighella, Scaramuccio, Truffaldin sehen einander an. HARLEKIN Ach, wie reizend, fein gegliedert! ZERB1NETTA Hand und Lippe, Mund und Hand! DIE DREI GESELLEN Ai! Ai! HARLEKIN UND ZERBINETTA Hand und Lippe, Mund und Hand, Welch ein zuckend Zauberband. DIE DREI GESELLEN Ai! ai! ai! ai! Der Dieb! Der Dieb! Der nieder-, niederträchtige Dieb! Die Bühne bleibt nach AbgaiZg derfünf Masken (Zerbinetta, Harlekin usw.) leer. Zwischenspiel des Orchesters, auf Bacchus bezüglich, durchausftemdarlig, geheimnisvoll; sodann Najade, Dryade, Echo treten, fast zugleich, hastig auf von rechts, links und rückwärts. DRYADE aufgeregt Ein schönes Wunder! NAJADE Ein reizender Knabe! DRYADE Ein junger Gott! ECHO Ein junger Gott, ein junger Gott! DRYADE So wisst ihr - ? NAJADE Den Namen? DRYADE Bacchus! NAJADE Mich höret. ECHO Mich höret doch an! DRYADE Die Mutter starb bei der Geburt. NAJADE Königstochter. DRYADE Eines Gottes Liebste! NAJADE Was für eines Gottes? ECHO enthusiastisch Eines Gottes Liebste! NAJADE eifrig Was für eines Gottes? DRYADE Aber den Kleinen - hört doch! - Nymphen, Nymphen zogen ihn auf! ECHO begeistert Nymphen zogen ihn auf! NAJADE, DRYADE Nymphen! das zarte, göttliche Kind! ZU DREIEN Ach, dass nicht wir es gewesen sind. ECHO vogelhaft Ach, dass nicht wir es gewesen sind. DRYADE Es wächst wie die Flamme unter dem Wind. NAJADE Ist schon kein Kind mehr - Knabe und Mann! DRYADE Schnell zu Schiffe mit wilden Gefährten! NAJADE Nächtig im Wind die Segel gestellt! DRYADE Er am Steuer, er am Steuer. NAJADE Kühn! der Knabe! ECHO vogelhaft Er am Steuer. DRYADE, NAJADE Heil dem ersten Abenteuer! ECHO Er am Steuer! DRYADE Das erste! Ihr wisst, was es war? NAJADE Circe! Circe! an ihrer Insel Landet das Schiff, zu ihrem Palast Schweift der Fuss, nächtlich mit Fackeln - DRYADE An der Schwelle empfängt sie ihn, An den Tisch zieht sie ihn hin, Reicht die Speise, reicht den Trank NAJADE eifrigst Den Zaubertrank-! Die Zauberlippen! Allzu süsse Liebesgabei ECHO Allzu süsse Liebesgabe! DRYADE Triumph im Ton Doch der Knabe - doch der Knabe! Wie sie frech und überheblich Ihn zu ihren Füssen winkt Ihre Künste sind vergeblich, Weil kein Tier zur Erde sinkt! ZU DREIEN Alle Künste sind vergeblich, Weil kein Tier zur Erde sinkt! DRYADE Aus den Armen ihr entwunden Blass und staunend, ohne Spott - Nicht verwandelt, nicht gebunden Steht vor ihr ein junger Gott! ZU DREIEN Nicht verwandelt, nicht gebunden Steht vor ihr ein junger Gott! ECHO vogelhaft entzückt Nicht verwandelt! NAJADE, DRYADE am Eingang der Höhle Ariadne! NAJADE Schläft sie? DRYADE Schläft sie? NAJADE Nein! sie hört uns! ECHO Nicht verwandelt! DRYADE der Ariadne meldend Ein schönes Wunder! NAJADE Ein Knabe! Ein Gott! DRYADE immer gegen die Höhle hin Gestern noch der Gast der Circe, Mit ihr liegend bei dem Mahle Nippend von dem Zaubertrank - ECHO Nicht verwandelt! NAJADE Heute ist er hier bei uns! DRYADE Hörst du? NAJADE Hörst du? ZU ZWEIEN Ariadne! Bacchus Stimme wird hörbar. Im gleichen Augenblick, wie von Magie hervorgezogen, tritt Ariadne lauschend aus der Höhle. Die drei Nymphen, lauschend, treten seit- und rückwärts zurück. BACCHUS erscheint auf einem Felsen, Ariadne und den Nymphen unsichtbar Circe, kannst du mich hören? Du hast mir fast nichts getan Doch die dir ganz gehören, Was tust du denen an? Circe, ich konnte fliehen, Sieh, ich kann lächeln und ruhn - Circe, was war dein Wille, An mir zu tun? ARIADNE in sein Singen hinein, vor sich, leisest Es greift durch alle Schmerzen, Auflösend alte Qual ans Herz im Herzen greift s. NAJADE, DRYADE, ECHO leise, zaghaft Töne, töne, süsse Stimme, Fremder Vogel, singe wieder, Deine Klagen, sie beleben, Uns entzücken solche Lieder! BACCHUS schwermütig, lieblich Doch da ich unverwandelt Von dir gegangen bin, Was haften die schwülen Gefühle An dem benommenen Sinn? Als wär ich von schläfernden Kräutern Betäubt, ein Waldestier! - Circe, was du nicht durftest, Geschieht es doch an mir? ARIADNE wie oben O Todesbote, süss ist deine Stimme! Balsam ins Blut, und Schlummer in die Seele! NAJADE, DRYADE, ECHO nachdem die Stimme zu verstummen scheint, leise Töne, töne, süsse Stimme, Süsse Stimme, töne wieder! Deine Klagen, sie beleben! Uns entzücken deine Lieder! BACCHUS fröhlich, mit etwas wie graziösem Spott Circe, ich konnte fliehen! Circe, du hast mir fast nichts getan! Sieh, ich kann lächeln und ruhn! Circe - was war dein Wille, An mir zu tun? ARIADNE zugleich mit ihm, die Augen geschlossen, die Händegehoben nach der Richtung, von der die Stimme tönt, leise Belade nicht zu üppig Mit nächtlichem Entzücken Voraus den schwachen Sinn! Die deiner lange harret, Nimm sie dahin! Bacchus tritt hervor, steht vor Ariadne. ARIADNE in jähem Schreck, schlägt die Hände vors Gesicht Theseus! dann schnell sich neigend Nein! nein! es ist der schöne stille Gott! Ich grüsse dich, du Bote aller Boten! Najade, Dryade, Echo haben sich unter tiefer Verneigug zurückgezogen. BACCHUS ganz jung, zartest im Ton Du schönes Wesen? Bist du die Göttin dieser Insel? Ist diese Höhle dein Palast? sind diese deine Dienerinnen? Singst du am Webstuhl Zauberlieder? Nimmst du den Fremdling da hinein Und liegst mit ihm beim Mahl, Und tränkest du ihn da mit einem Zaubertrank? Und ach, wer dir sich gibt, verwandelst du ihn auch? Weh! Bist du auch solch eine Zauberin? ARIADNE Ich weiss nicht, was du redest. Ist es, Herr, dass du mich prüfen willst? Mein Sinn ist wirr von vielem Liegen ohne Trost! Ich lebe hier und harre deiner, deiner harre ich Seit Nächten, Tagen, seit wievielen, Ach, ich weiss es nicht mehr! BACCHUS Wie? kennest du mich denn? Du hast mit einem Namen mich gegrüsst. ARIADNE Nein! nein! Der bist du nicht, Mein Sinn ist leicht verwirrt! BACCHUS Wer bin ich denn? ARIADNE neigt sich Du bist der Herr über ein dunkles Schiff, Das fährt den dunklen Pfad. BACCHUS nickt ich bin der Herr über ein Schiff. ARIADNE jäh Nimm mich! Hinüber! Fort von hier mit diesem Herzen! Es ist zu nichts mehr nütze auf der Welt. BACCHUS sanft So willst du mit mir gehen auf mein Schiff? ARIADNE Ich bin bereit. Du fragst? Ist es, dass du mich prüfen willst? Bacchus schüttelt den Kopf. Ariadne mit unterdrückter Angst Wie schaffst du die Verwandlung? mit den Händen? Mit deinem Stab? Wie, oder ist s ein Trank, Den du zu trinken gibst? Du sprachst von einem Trank! BACCHUS verträumt in ihrem Anblick Sprach ich von einem Trank, ich weiss nichts mehr. ARIADNE nickt Ich weiss, so ist es dort, wohin du mich führest! Wer dort verweilet, der vergisst gar schnell! Das Wort, der Atemzug ist gleich dahin! Man ruht und ruht vom Ruhen wieder aus; Denn dort ist keiner matt vom Weinen - Er hat vergessen, was ihn schmerzen sollte Nichts gilt, was hier gegolten hat, ich weiss - Sie schliesst die Augen. BACCHUS tieferregt, unbewusst feierlich Bin ich ein Gott, schuf mich ein Gott, Starb meine Mutter in Flammen dahin, Als sich in Flammen mein Vater ihr zeigte, Versagte der Circe Zauber an mir, Weil ich gefeit bin, Balsam und Äther Für sterbliches Blut in den Adern mir fliesst. Hör mich, Wesen, das vor mir steht, Hör mich, du, die sterben will Dann sterben eher die ewigen Sterne, Als dass du stürbest aus meinen Armen! ARIADNE ängstlich zurückweichend vor der Gewalt seines Tones Das waren Zauberworte! Weh! So schnell! Nun gibt es kein Zurück. Gibst du Vergessenheit So zwischen Blick und Blick? Entfernt sich alles, Alles von mir? Die Sonne? Die Sterne? Ich mir selber? Sind meine Schmerzen mir auf immer, immer Genommen? Ach! verhauchend Bleibt nichts von Ariadne als ein Hauch? Sie sinkt, er hält sie. Alles versinkt, ein Sternenhimmel spannt sich über den zweien. BACCHUS mehr ergriffen als laut Ich sage dir, nun hebt sich erst das Leben an Für dich und mich! Er küsst sie. ARIADNE entwindet sich ihm, unbewusst, sieht mit bangem Staunen um sich Lag nicht die Welt auf meiner Brust? hast du, Hast du sie fortgeblasen? Da innen lag die arme Hündin An Boden gedrückt, auf kalten Nesseln Mit Wurm und Assel und ärmer als sie - BACCHUS Nun steigt deiner Schmerzen innerste Lust In dein und meinem Herzen auf! ARIADNE Du Zauberer, du! Verwandler, du! Blickt nicht aus dem Schatten deines Mantels Der Mutter Auge auf mich her? Ist so dein Schattenland! also gesegnet! So unbedürftig der irdischen Welt? BACCHUS Du selber! du bist unbedürftig, Du meine Zauberin! ARIADNE Gibt es kein Hinüber? Sind wir schon da? Wie konnt es geschehen? Auch meine Höhle, schön gewölbt Über ein seliges Lager, Einen heiligen Altar! Wie wunder-, wunderbar verwandelst du! BACCHUS Du! Alles du! Ich bin ein anderer, als ich war! Der Sinn des Gottes ist wach in mir, Dein herrlich Wesen ganz zu fassen! Die Glieder reg ich in göttlicher Lust! Die Höhle da! Lass mich, die Höhle deiner Schmerzen Zieh ich zur tiefsten Lust um dich und mich! Ein Baldachin senki sich von oben langsam über beide, sie einschliessend NAJADE, DRYADE, ECHO hinter der Bühne, unsichtbar Töne, töne, süsse Stimme Fremder Vogel, singe wieder Deine Klagen, sie beleben, Uns entzücken solche Lieder. ARIADNE an seinem Arm hängend Was hängt von mir in deinem Arm? O, was von mir, die ich vergehe. Fingest du Geheimes Mit deines Mundes Hauch? Was bleibt, was bleibt von Ariadne? Lass meine Schmerzen nicht verloren sein! Bei dir lass Ariadne sein! ZERBINETTA tritt aus der Kulisse, weist mit dem Fächer über die Schulter auf Bacchus und Ariadne zurück und wiederholt mit spöttischem Triumph ihr Rondo Kommt der neue Gott gegangen, Hingegeben sind wir stumm! BACCHUS STIMME Deiner hab ich um alles bedurft! Nun bin ich ein anderer, als ich war, Durch deine Schmerzen bin ich reich, Nun reg ich die Glieder in göttlicher Lust! Und eher sterben die ewigen Sterne, Eh denn du stürbest aus meinen Armen Der Baldachin hat sich geschlossen. OPER Ariane vor der Höhle auf dem Boden, regungslos. Najade links. Dryade rechts. Echo rückwärts an der Wand der Grotte. NAJADE Schläft sie? DRYADE Schläft sie? NAJADE Nein! sie weinet! DRYADE Weint im Schlafe! horch! sie stöhnet. ZU ZWEIEN Ach! so sind wir sie gewöhnet. NAJADE Tag um Tag in starrer Trauer. DRYADE Ewig neue bittre Klagen. NAJADE Neuen Krampf und Fieberschauer. DRYADE Wundes Herz auf ewig, ewig ECHO Ewig! Ewig! DRYADE Unversöhnet! ZU DREIEN Ach, wir sind es eingewöhnet. Wie der Blätter leichtes Schaukeln, Wie der Wellen sanftes Gaukeln Gleitets über uns dahin. - Ihre Tränen, ihre Klagen, Ach, seit wieviel, wieviel Tagen, Sie beschweren kaum den Sinn! ARIADNE an der Erde Wo war ich? tot? und lebe, lebe wieder Und lebe noch? Und ist ja doch kein Leben, das ich lebe! Zerstückelt Herz, willst ewig weiter schlagen? richtet sich halb auf Was hab ich denn geträumt? Weh! schon vergessen Mein Kopf behält nichts mehr; Nur Schatten streichen Durch einen Schatten hin. Und dennoch, etwas zuckt dann auf und tut so weh! Ach! ECHO in der Kulisse Ach! HARLEKIN Wie jung und schön und masslos traurig! ZERB1NETTA Von vorne wie ein Kind, doch unterm Aug wie dunkel! BRIGHELLA, TRUFFALDIN Und schwer, sehr schwer zu trösten, fürchte ich! ARIADNE ohne ihrer irgendwie zu achten; vor sich, monologisch Ein Schönes war, hiess Theseus - Ariadne Und ging im Licht und freute sich des Lebens! Warum weiss ich davon? ich will vergessen! Dies muss ich nur noch finden es ist Schmach Zerrüttet sein, wie ich! Man muss sich schütteln ja, dies muss ich finden Das Mädchen, das ich war! Jetzt hab ich s - Götter! dass ich s nur behalte! Den Namen nicht - der Name ist verwachsen Mit einem anderen Namen, ein Ding wächst So leicht ins andere, wehe! NAJADE, DRYADE, ECHO als wollten sie sie erinnern, wachrufen Ariadne! ARIADNE abwinkend Nicht noch einmal! Sie lebt hier ganz allein, Sie atmet leicht, sie geht so leicht, Kein Halm bewegt sich, wo sie geht, Ihr Schlaf ist rein, ihr Sinn ist klar, Ihr Herz ist lauter wie der Quell Sie hält sich gut, drum kommt auch bald der Tag, Da darf sie sich in ihren Mantel wickeln Darf ihr Gesicht mit einem Tuch bedecken Und darf da drinnen liegen Und eine Tote sein! Sie träumt vor sich hin. HARLEKIN in der Kulisse Ich fürchte, grosser Schmerz hat ihren Sinn verwirrt. ZERBINETTA Versucht es mit Musik! BRIGHELLA; TRUFFALDIN Ganz sicher, sie ist toll! ARIADNE ohne den Kopfzu wenden, vor sich; als hätte sie die letzten Worte in ihren Traum hinein gehört Toll, aber weise, ja! - Ich weiss, was gut ist, Wenn man es fern hält von dem armen Herzen. ZERBINETTA in der Kulisse Ach, so versuchet doch ein kleines Lied! HARLEKIN in der Kulisse, singt Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen, Alle Lust und alle Qual, Alles kann ein Herz ertragen Einmal um das andere Mal. Aber weder Lust noch Schmerzen, Abgestorben auch der Pein, Das ist tödlich deinem Herzen, Und so musst du mir nicht sein! Musst dich aus dem Dunkel heben, Wär es auch um neue Qual, Leben musst du, liebes Leben, Leben noch dies eine Mal! Echo wiederholt seelenlos wie ein Vogel die Melodie von Harlekins Lied. Ariadne, unbewegt, träumt vor sich hin. ZERBINETTA Sie hebt auch nicht einmal den Kopf. HARLEKIN Es ist alles vergebens. Ich fühlte es während des Singens. Echo wiederholt nochmals die Melodie. ZERBINETTA Du bist ja ganz aus der Fassung. HARLEKIN Nie hat ein menschliches Wesen mich so gerührt. ZERBINETTA So geht es dir mit jeder Frau. HARLEKIN Und dir vielleicht nicht mit jedem Mann? ARIADNE vor sich Es gibt ein Reich, wo alles rein ist Es hat auch einen Namen Totenreich. hebt sich im Sprechen vom Boden Hier ist nichts rein! Hier kam alles zu allem! Bald aber nahet ein Bote, Hermes heissen sie ihn. Mit seinem Stab Regiert er die Seelen Wie leichte Vögel, Wie welke Blätter Treibt er sie hin. Du schöner, stiller Gott! Sieh! Ariadne wartet! Ach, von allen wilden Schmerzen Muss das Herz gereinigt sein, Dann wird dein Gesicht mir nicken, Wird dein Schritt vor meiner Höhle. Dunkel wird auf meinen Augen, Deine Hand auf meinem Herzen sein. In den schönen Feierkleidern, Die mir meine Mutter gab, Diese Glieder werden bleiben, Stille Höhle wird mein Grab. Aber lautlos meine Seele Folget ihrem neuen Herrn, Wie ein leichtes Blatt im Winde Folgt hinunter, folgt so gern. Dunkel wird auf meinen Augen Und in meinem Herzen sein, Diese Glieder werden bleiben, Schön geschmückt und ganz allein. Du wirst mich befreien, Mir selber mich geben, Dies lastende Leben, Du, nimm es von mir. An dich werd ich mich ganz verlieren, Bei dir wird Ariadne sein. Harlekin (verwegen); Brighella(jung, tölpelhaft); Scaramuccio (Gauner, 50jährig); Truffaldin (alberner Alter); hinter ihnen Zerbineita. Kommen von vorne auf die Bühne, schicken sich an, Ariadne durch einen Tanz zu erheitern. Zerbinetta bleibt seitwärts an der Kulisse. DIE VIER Die Dame gibt mit trübem Sinn Sich allzusehr der Trauer hin. Was immer Böses widerfuhr, Die Zeit geht hin und tilgt die Spur. Wir wissen zu achten Der Liebe Leiden, Doch trübes Schmachten, Das wollen wir meiden. Sie aufzuheitern, Naht sich bescheiden Mit den Begleitern Dies hübsche Kind. Sie tanzen. Es gilt, ob Tanzen, Ob Singen tauge, Von Tränen zu trocknen Ein schönes Auge. Es trocknet Tränen Die schmeichelnde Sonne, Es trocknet Tränen Der lose Wind Sie aufzuheitern, Befahl den Begleitern, O traurige Dame, Dies hübsche Kind. ZERBINETTA indes die vier weitertanzen Wie sie sich schwingen, Tanzen und singen, Der eine oder der andere Gefiele mir schon. Doch die Prinzessin Verschliesst ihre Augen, Sie mag nicht die Weise, Sie liebt nicht den Ton. indem sie zwischen die vier Tänzer tritt Geht doch! Lasst s doch! Ihr fallet zur Last! DIE VIER indem sie weitertanzen Sie aufzuheitern, Befahl den Begleitern, O traurige Dame, Das hübsche Kind! Doch wie wir tanzen, Doch wie wir singen, Was wir auch bringen, Wir haben kein Glück. ZERBINETTA indem sie sie mit Gewalt fortdrängt Drum lasset das Tanzen, Lasset das Singen, Zieht euch zurück! Zurück! Versteht ihr nicht! Ihr seid nur lästig! Sie schafft sie weg. Dann mit einer tiefen Verneigung vor Ariadne Grossmächtige Prinzessin, wer verstünde nicht, Dass so erlauchter und erhabener Personen Traurigkeit Mit einem anderen Mass gemessen werden muss Als der gemeinen Sterblichen. - Jedoch Einen Schritt nähertretend, doch Ariadne achtet in keiner Weise auf sie. Sind wir nicht Frauen unter uns, und schlägt denn nicht In jeder Brust ein unbegreiflich, unbegreiflich Herz? Abermals näher, mit einem Knicks, Ariadne, ihrer nicht zu achten, verhüllt ihr Gesicht. Von unserer Schwachheit sprechen, Sie uns selber eingestehen, Ist es nicht schmerzlich süss ? Und zuckt uns nicht der Sinn danach? Sie wollen mich nicht hören - Schön und stolz und regungslos, Als wären Sie die Statue auf Ihrer eigenen Gruft - Sie wollen keine andere Vertraute Als diesen Fels und diese Wellen haben? Ariadne tritt an den Eingang ihrer Höhle zurück. Prinzessin, hören Sie mich an - nicht Sie allein, Wir alle - ach, wir alle - was Ihr Herz erstarrt, Wer ist die Frau, die es nicht durchgelitten hätte? Verlassen! in Verzweiflung! ausgesetzt! Ach, solcher wüsten Inseln ~ind unzählige Auch mitten unter Menschen, ich - ich selber Ich habe ihrer mehrere bewohnt Und habe nicht gelernt, die Männer zu verfluchen. Ariadne tritt vollends in die Höhle zurück, Zerbinetta richtet ihre weiteren Tröstungen an die Unsichtbargewordene. Treulos - sie sinds! Ungeheuer, ohne Grenzen! Eine kurze Nacht, Ein hastiger Tag, Ein Wehen der Luft, Ein fliessender Blick Verwandelt ihr Herz! Aber sind wir denn gefeit Gegen die grausamen - entzückenden, Die unbegreiflichen Verwandlungen? Noch glaub ich dem einen ganz mich gehörend, Noch mein ich mir selber so sicher zu sein, Da mischt sich im Herzen leise betörend Schon einer nie gekosteten Freiheit, Schon einer neuen verstohlenen Liebe Schweifendes freches Gefühle sich ein! Noch bin ich wahr, und doch ist es gelogen, Ich halte mich treu und bin schon schlecht, Mit falschen Gewichte wird alles gewogen - Und halb mich wissend und halb im Taumel Betrüg ich ihn endlich und lieb ihn noch recht! So war es mit Pagliazzo Und mit Mezzetin! Dann war es Cavicchio, Dann Burattin, Dann Pasquariello ! Ach, und zuweilen, Will es mir scheinen, Waren es zwei! Doch niemals Launen, Immer ein Müssen! Immer ein neues Beklommenes Staunen. Dass ein Herz so gar sich selber, Gar sich selber nicht versteht! Als ein Gott kam jeder gegangen, Und sein Schritt schon machte mich stumm, Küsste er mir Stirn und Wangen, War ich von dem Gott gefangen Und gewandelt um und um! Als ein Gott kam jeder gegangen, Jeder wandelte mich um, Küsste er mir Mund und Wangen, Hingegeben war ich stumm! Kam der neue Gott gegangen, Hingegeben war ich stumm! Echo, unsichtbar, wiederholt das Rondo, aber ohne Text, ad libitum. Harlekin springt aus der Kulisse. HARLEKIN Hübsch gepredigt! Aber tauben Ohren! ZERBINETTA Ja, es scheint, die Dame und ich sprechen verschiedene Sprachen. HARLEKIN Es scheint so. ZERBINETTA Es ist die Frage, ob sie nicht schliesslich lernt, sich in der meinigen auszudrücken. HARLEKIN Wir wollen s abwarten. Was wir aber nicht abwarten wollen - Er ist mit einem Sprung dicht bei ihr, sucht sie zu umarmen. ZERBINETTA macht sich los Wofür hältst du mich? HARLEKIN Für ein entzückendes Mädchen, dessen Beziehungen zu mir dringend einer Belebung bedürfen ZERBINETTA Unverschämter! und ausserdem hier! Zwei Schritte von der Wohnung der Prinzessin! HARLEKIN Pah! Wohnung, es ist eine Höhle. ZERBINETTA Was ändert das? HARLEKIN Sehr viel, sie hat keine Fenster. versucht abermals sie zu küssen ZERBINETTA macht sich energisch los Ich glaube, du wärest wirklich fähig! HARLEKIN Zweifle nicht, zu allem! ZERBINETTA misst ihn mit dem Blick, halbfür sich Zu denken, dass es Frauen gibt, denen er ebendarum gefiele - HARLEKIN Und zu denken, dass du von oben bis unten eine solche Frau bist! BRIGHELLA, SCARAMUCCIO, TRUFFALDIN stecken links und rechts ihre Köpfe aus der Kulisse Pst! Pst! Zerbinettal ZERBINETTA hat sich Harlekin entzogen, läuft nach vorn, vor sich, beinahe ad spectatores Männer! Lieber Gott, wenn du wirklich wolltest, dass wir ihnen widerstehen sollten, warum hast du sie so verschieden geschaffen? DIE VIER Eine Störrische zu trösten, Lasst das peinliche Geschäft! Will sie sich nicht trösten lassen, Lass sie weinen, sie hat recht! Zerbinetta tanzt von einem zum anderen, weis jedem zu schmeicheln. BRIGHELLA mit albernem Ton Doch ich bin störrisch nicht, Gibst du ein gut Gesicht. Ach, ich verlang nicht mehr, Freu mich so sehr. SCARAMUCCIO mit schlauem Ausdruck Auf dieser Insel Gibt s hübsche Plätze. Komm , lass dich führen, Ich weiss Bescheid! TRUFFALDIN täppisch lüstern Wär nur ein Wagen, Ein Pferdchen nur mein, Hätt ich die Kleine Bald wo allein! HARLEKIN diskret im Hintergrund Was sie vergeudet Augen und Hände, Laur ich im stillen Hier auf das Ende! ZERBINETTA von einem zum anderen tanzend Immer ein Müssen, Niemals Launen, Immer ein neues Unsägliches Staunen! DIE VIER, MIT ZERBINETTA in beliebiger Verschränkung BRIGHELLA Ich bin nicht störrisch. HARLEKIN Ich laure im stillen. ZERBINETTA im Tanzen So war s mit Pasquariello Und so mit Mezzetin! SCARAMUCCIO Hätt ich das Mädchen TRUFFALDIN Ich wüsste Bescheid! ZERBINETTA im Tanzen Dann mit Cavicchio Und mit Burattin! ZWEI Komm , lass dich führen, Ich laure im stillen! ZERBINETTA im Tanzen Ach, und zuweilen Waren es zwei! ZWEI Es gibt hübsche Plätze Ich weiss Bescheid! ZERBINETTA Ach, und zuweilen Waren es zwei! Unterm Tanzen scheint sie einen Schuh zu verlieren. Scaramuccio , flink, erfasst den Schuh und küsst ihn. Sie lässt sich ihn von ihm anziehen, wobei sie sich auf Truffaldin stützt, der ihr von der anderen Seite zu Füssen gefallen ist. ZERBINETTA zu Truffaldin Wie er feurig sich erniedert! ZERBINETTA aufs neue tanzend Mach ich ihn auf diese neidig Wird der steife - wie geschmeidig, Wird der steife Bursch sich drehn! BRIGHELLA steif tanzend und singend Macht sie mich auf diese neidig, Ach, wie will ich mich geschmeidig Um die hübsche Puppe drehn! SCARAMUCCIO gleichfalls tanzend Macht sie uns auf diesen neidig, Hei, wie alle sich geschmeidig, Hui, um ihre Gunst sich drehn! TRUFFALDIN ebenso Wie sie jeden sich geschmeidig, Einen auf den anderen neidig, Ohne Pause weiss zu drehn! Während die drei sich drehen, wirft sich Zerbinetta rückwärts Harlekin in die Arme und eilt, mit ihm zu verschwinden. SCARAMUCCIO, BR1GHELLA, TRUFFALD1N finden sich allein Mir der Schuh! Mir der Blick! Mir die Hand! Das war das Zeichen, Schlau aus dem Kreise muss ich mich schleichen! Mich erwartet das himmlische Wesen, Mich zum Freunde hat sie erlesen! Alle drei schleichen verstohlen in die Kulisse, gleich darauf erscheint zuerst Scaramuccio, von rechts kommend, vor der Bühne, verlarvt. SCARAMUCC10 Pst, wo ist sie? Wo mag sie sein? späht herum, geht rechts um die Bühne herum BRIGHELLA verlarvt, von links kommend, leise, dummschlau Pst, wo ist sie? Wo mag sie sein? wendet sich nach rechts, stösst dort mit dem zurückkehrenden Scaramuccio zusammen TRUFFALDIN verlarvt, von links, an der linken Ecke in eben dem Augenblick hervorkommend, als Brighella nach rechts den ersten Schrtt tut Pst! wo ist sie? Wo mag sie sein? Stösst mit den beiden zusammen; alle drei taumeln sie in die Mitte. ALLE DREI jeder für sich Verdammter Zufall! Aber man erkennt mich nicht! Zerbinetta und Harlekin sind links vorne wieder erschienen. ZERBINETTA Dass ein Herz so gar sich selber, Gar sich selber nicht versteht! Brighella, Scaramuccio, Truffaldin sehen einander an. HARLEKIN Ach, wie reizend, fein gegliedert! ZERB1NETTA Hand und Lippe, Mund und Hand! DIE DREI GESELLEN Ai! Ai! HARLEKIN UND ZERBINETTA Hand und Lippe, Mund und Hand, Welch ein zuckend Zauberband. DIE DREI GESELLEN Ai! ai! ai! ai! Der Dieb! Der Dieb! Der nieder-, niederträchtige Dieb! Die Bühne bleibt nach AbgaiZg derfünf Masken (Zerbinetta, Harlekin usw.) leer. Zwischenspiel des Orchesters, auf Bacchus bezüglich, durchausftemdarlig, geheimnisvoll; sodann Najade, Dryade, Echo treten, fast zugleich, hastig auf von rechts, links und rückwärts. DRYADE aufgeregt Ein schönes Wunder! NAJADE Ein reizender Knabe! DRYADE Ein junger Gott! ECHO Ein junger Gott, ein junger Gott! DRYADE So wisst ihr - ? NAJADE Den Namen? DRYADE Bacchus! NAJADE Mich höret. ECHO Mich höret doch an! DRYADE Die Mutter starb bei der Geburt. NAJADE Königstochter. DRYADE Eines Gottes Liebste! NAJADE Was für eines Gottes? ECHO enthusiastisch Eines Gottes Liebste! NAJADE eifrig Was für eines Gottes? DRYADE Aber den Kleinen - hört doch! - Nymphen, Nymphen zogen ihn auf! ECHO begeistert Nymphen zogen ihn auf! NAJADE, DRYADE Nymphen! das zarte, göttliche Kind! ZU DREIEN Ach, dass nicht wir es gewesen sind. ECHO vogelhaft Ach, dass nicht wir es gewesen sind. DRYADE Es wächst wie die Flamme unter dem Wind. NAJADE Ist schon kein Kind mehr - Knabe und Mann! DRYADE Schnell zu Schiffe mit wilden Gefährten! NAJADE Nächtig im Wind die Segel gestellt! DRYADE Er am Steuer, er am Steuer. NAJADE Kühn! der Knabe! ECHO vogelhaft Er am Steuer. DRYADE, NAJADE Heil dem ersten Abenteuer! ECHO Er am Steuer! DRYADE Das erste! Ihr wisst, was es war? NAJADE Circe! Circe! an ihrer Insel Landet das Schiff, zu ihrem Palast Schweift der Fuss, nächtlich mit Fackeln - DRYADE An der Schwelle empfängt sie ihn, An den Tisch zieht sie ihn hin, Reicht die Speise, reicht den Trank NAJADE eifrigst Den Zaubertrank-! Die Zauberlippen! Allzu süsse Liebesgabei ECHO Allzu süsse Liebesgabe! DRYADE Triumph im Ton Doch der Knabe - doch der Knabe! Wie sie frech und überheblich Ihn zu ihren Füssen winkt Ihre Künste sind vergeblich, Weil kein Tier zur Erde sinkt! ZU DREIEN Alle Künste sind vergeblich, Weil kein Tier zur Erde sinkt! DRYADE Aus den Armen ihr entwunden Blass und staunend, ohne Spott - Nicht verwandelt, nicht gebunden Steht vor ihr ein junger Gott! ZU DREIEN Nicht verwandelt, nicht gebunden Steht vor ihr ein junger Gott! ECHO vogelhaft entzückt Nicht verwandelt! NAJADE, DRYADE am Eingang der Höhle Ariadne! NAJADE Schläft sie? DRYADE Schläft sie? NAJADE Nein! sie hört uns! ECHO Nicht verwandelt! DRYADE der Ariadne meldend Ein schönes Wunder! NAJADE Ein Knabe! Ein Gott! DRYADE immer gegen die Höhle hin Gestern noch der Gast der Circe, Mit ihr liegend bei dem Mahle Nippend von dem Zaubertrank - ECHO Nicht verwandelt! NAJADE Heute ist er hier bei uns! DRYADE Hörst du? NAJADE Hörst du? ZU ZWEIEN Ariadne! Bacchus Stimme wird hörbar. Im gleichen Augenblick, wie von Magie hervorgezogen, tritt Ariadne lauschend aus der Höhle. Die drei Nymphen, lauschend, treten seit- und rückwärts zurück. BACCHUS erscheint auf einem Felsen, Ariadne und den Nymphen unsichtbar Circe, kannst du mich hören? Du hast mir fast nichts getan Doch die dir ganz gehören, Was tust du denen an? Circe, ich konnte fliehen, Sieh, ich kann lächeln und ruhn - Circe, was war dein Wille, An mir zu tun? ARIADNE in sein Singen hinein, vor sich, leisest Es greift durch alle Schmerzen, Auflösend alte Qual ans Herz im Herzen greift s. NAJADE, DRYADE, ECHO leise, zaghaft Töne, töne, süsse Stimme, Fremder Vogel, singe wieder, Deine Klagen, sie beleben, Uns entzücken solche Lieder! BACCHUS schwermütig, lieblich Doch da ich unverwandelt Von dir gegangen bin, Was haften die schwülen Gefühle An dem benommenen Sinn? Als wär ich von schläfernden Kräutern Betäubt, ein Waldestier! - Circe, was du nicht durftest, Geschieht es doch an mir? ARIADNE wie oben O Todesbote, süss ist deine Stimme! Balsam ins Blut, und Schlummer in die Seele! NAJADE, DRYADE, ECHO nachdem die Stimme zu verstummen scheint, leise Töne, töne, süsse Stimme, Süsse Stimme, töne wieder! Deine Klagen, sie beleben! Uns entzücken deine Lieder! BACCHUS fröhlich, mit etwas wie graziösem Spott Circe, ich konnte fliehen! Circe, du hast mir fast nichts getan! Sieh, ich kann lächeln und ruhn! Circe - was war dein Wille, An mir zu tun? ARIADNE zugleich mit ihm, die Augen geschlossen, die Händegehoben nach der Richtung, von der die Stimme tönt, leise Belade nicht zu üppig Mit nächtlichem Entzücken Voraus den schwachen Sinn! Die deiner lange harret, Nimm sie dahin! Bacchus tritt hervor, steht vor Ariadne. ARIADNE in jähem Schreck, schlägt die Hände vors Gesicht Theseus! dann schnell sich neigend Nein! nein! es ist der schöne stille Gott! Ich grüsse dich, du Bote aller Boten! Najade, Dryade, Echo haben sich unter tiefer Verneigug zurückgezogen. BACCHUS ganz jung, zartest im Ton Du schönes Wesen? Bist du die Göttin dieser Insel? Ist diese Höhle dein Palast? sind diese deine Dienerinnen? Singst du am Webstuhl Zauberlieder? Nimmst du den Fremdling da hinein Und liegst mit ihm beim Mahl, Und tränkest du ihn da mit einem Zaubertrank? Und ach, wer dir sich gibt, verwandelst du ihn auch? Weh! Bist du auch solch eine Zauberin? ARIADNE Ich weiss nicht, was du redest. Ist es, Herr, dass du mich prüfen willst? Mein Sinn ist wirr von vielem Liegen ohne Trost! Ich lebe hier und harre deiner, deiner harre ich Seit Nächten, Tagen, seit wievielen, Ach, ich weiss es nicht mehr! BACCHUS Wie? kennest du mich denn? Du hast mit einem Namen mich gegrüsst. ARIADNE Nein! nein! Der bist du nicht, Mein Sinn ist leicht verwirrt! BACCHUS Wer bin ich denn? ARIADNE neigt sich Du bist der Herr über ein dunkles Schiff, Das fährt den dunklen Pfad. BACCHUS nickt ich bin der Herr über ein Schiff. ARIADNE jäh Nimm mich! Hinüber! Fort von hier mit diesem Herzen! Es ist zu nichts mehr nütze auf der Welt. BACCHUS sanft So willst du mit mir gehen auf mein Schiff? ARIADNE Ich bin bereit. Du fragst? Ist es, dass du mich prüfen willst? Bacchus schüttelt den Kopf. Ariadne mit unterdrückter Angst Wie schaffst du die Verwandlung? mit den Händen? Mit deinem Stab? Wie, oder ist s ein Trank, Den du zu trinken gibst? Du sprachst von einem Trank! BACCHUS verträumt in ihrem Anblick Sprach ich von einem Trank, ich weiss nichts mehr. ARIADNE nickt Ich weiss, so ist es dort, wohin du mich führest! Wer dort verweilet, der vergisst gar schnell! Das Wort, der Atemzug ist gleich dahin! Man ruht und ruht vom Ruhen wieder aus; Denn dort ist keiner matt vom Weinen - Er hat vergessen, was ihn schmerzen sollte Nichts gilt, was hier gegolten hat, ich weiss - Sie schliesst die Augen. BACCHUS tieferregt, unbewusst feierlich Bin ich ein Gott, schuf mich ein Gott, Starb meine Mutter in Flammen dahin, Als sich in Flammen mein Vater ihr zeigte, Versagte der Circe Zauber an mir, Weil ich gefeit bin, Balsam und Äther Für sterbliches Blut in den Adern mir fliesst. Hör mich, Wesen, das vor mir steht, Hör mich, du, die sterben will Dann sterben eher die ewigen Sterne, Als dass du stürbest aus meinen Armen! ARIADNE ängstlich zurückweichend vor der Gewalt seines Tones Das waren Zauberworte! Weh! So schnell! Nun gibt es kein Zurück. Gibst du Vergessenheit So zwischen Blick und Blick? Entfernt sich alles, Alles von mir? Die Sonne? Die Sterne? Ich mir selber? Sind meine Schmerzen mir auf immer, immer Genommen? Ach! verhauchend Bleibt nichts von Ariadne als ein Hauch? Sie sinkt, er hält sie. Alles versinkt, ein Sternenhimmel spannt sich über den zweien. BACCHUS mehr ergriffen als laut Ich sage dir, nun hebt sich erst das Leben an Für dich und mich! Er küsst sie. ARIADNE entwindet sich ihm, unbewusst, sieht mit bangem Staunen um sich Lag nicht die Welt auf meiner Brust? hast du, Hast du sie fortgeblasen? Da innen lag die arme Hündin An Boden gedrückt, auf kalten Nesseln Mit Wurm und Assel und ärmer als sie - BACCHUS Nun steigt deiner Schmerzen innerste Lust In dein und meinem Herzen auf! ARIADNE Du Zauberer, du! Verwandler, du! Blickt nicht aus dem Schatten deines Mantels Der Mutter Auge auf mich her? Ist so dein Schattenland! also gesegnet! So unbedürftig der irdischen Welt? BACCHUS Du selber! du bist unbedürftig, Du meine Zauberin! ARIADNE Gibt es kein Hinüber? Sind wir schon da? Wie konnt es geschehen? Auch meine Höhle, schön gewölbt Über ein seliges Lager, Einen heiligen Altar! Wie wunder-, wunderbar verwandelst du! BACCHUS Du! Alles du! Ich bin ein anderer, als ich war! Der Sinn des Gottes ist wach in mir, Dein herrlich Wesen ganz zu fassen! Die Glieder reg ich in göttlicher Lust! Die Höhle da! Lass mich, die Höhle deiner Schmerzen Zieh ich zur tiefsten Lust um dich und mich! Ein Baldachin senki sich von oben langsam über beide, sie einschliessend NAJADE, DRYADE, ECHO hinter der Bühne, unsichtbar Töne, töne, süsse Stimme Fremder Vogel, singe wieder Deine Klagen, sie beleben, Uns entzücken solche Lieder. ARIADNE an seinem Arm hängend Was hängt von mir in deinem Arm? O, was von mir, die ich vergehe. Fingest du Geheimes Mit deines Mundes Hauch? Was bleibt, was bleibt von Ariadne? Lass meine Schmerzen nicht verloren sein! Bei dir lass Ariadne sein! ZERBINETTA tritt aus der Kulisse, weist mit dem Fächer über die Schulter auf Bacchus und Ariadne zurück und wiederholt mit spöttischem Triumph ihr Rondo Kommt der neue Gott gegangen, Hingegeben sind wir stumm! BACCHUS STIMME Deiner hab ich um alles bedurft! Nun bin ich ein anderer, als ich war, Durch deine Schmerzen bin ich reich, Nun reg ich die Glieder in göttlicher Lust! Und eher sterben die ewigen Sterne, Eh denn du stürbest aus meinen Armen Der Baldachin hat sich geschlossen. (libretto Hugo von Hofmannsthal) Strauss,Richard/Ariadne auf Naxos
https://w.atwiki.jp/cheapugg058/pages/17.html
" On top of that, she looks pretty damn good for being in her 50s These cause three putt disasters and can become very frustrating!There are all varieties of golf swing tips out there to be found Buying US Open tennis tickets was a little challenging Infact, if I remember well, I was able to make the software download instantly in less than 1 minute The onus will be on them this season to try and get quarterback Matthew Stafford to finally last a full year healthy Some of them are already well-covered by bloggers, and others there is more leewaybut that s for another entry The receiver is the device that translated the electromagnetic waves into images and sound Many of these [[Tony Gonzalez Jersey http //www.falconsofficialonline.com]] are made in advance and transported to the party The cell phones and accessories will cover every area of wall space that is available, and it is quite an over-whelming sight to experience Fruta Planta is a Chinese diet pill manufactured by a China-based health company called Guangzhou Health Care They are performed at Chinese New Year, the August moon Festival and other celebratory occasions for good luck One can use the same cue stick to play any versionditto204608457020678144 {background #5AD2D8 urlart, let s take a look at the where and the whenIn all the main forms of modern billiards--American pool, English snooker, and carom billiards--the cue or cue stick is really the only equipment that carries directly over from one game to the otherWorkaholicsNew Episodes May 2012The Derswww [Via EFF Knots- This game is twister on the iphone These work by suspending power to the 12 Volt accessories being used when the battery voltage drops favorite span {background-position -32px 2px;} pTwo days later, the situation was apparently repeated, and this time the player was confined to a room that is often used as a media room by visiting teams Their stock is quite amazing too, because they will have every cell phone that is being offered in any retailing outlet for miles around, at prices that will astound even the most knowledgeable of cell phone users The bike is provided with freestyle handle bar Then there are the aqua and black guys on the other side of the fielddittoTweet spandittodownarrow {width 0;height 0;border-left 20px solid transparent;border-right 20px solid transparent;border-top 20px solid #EEE;margin 0 0 0 73px;}Follow @CaesarTheJDC This not only saves you a lot of time, but also saves you a whole lot of dish network menu guide difficulty as all the details you need is accessible at one particular area It is also rich in vitamins, minerals and natural antioxidants If you prefer fixed mounted fish finders, the Fishin Buddy line can also be mounted to your craft using the included bracket These horns will produce a loud sound of 120 decibels What has been surprising so far this season has been the New Orleans defense10retweet span {background-position -80px 3px;}span As a solo artist, she recorded great music, with singles like "I Hate Myself for Loving You," "Do You Want to Touch Me," and probably most recognizably, "I Love Rock n Roll -Wikipediatwimg As the Oklahoma native says on her website, "I am a huge football fan, especially when it comes to my hometown Sooners and my Green Bay PackersdittoTweet span The 7-8 monthswithout comeptitive football before the August NFL preseason cultivatesanticipation for the NFL and collegiate football product A screen name can also be referred to as user name north face outlet timestamp a span {display inline-block;width 16px;background-image uJustin Smith Jersey rl(http //images With 266 passing yards and three touchdowns in his first game this season, Sanchez proved he is not going anywhereTackling Drills for FootballTackling drills are made a regular feature by some coaches in a team s practice scheduleWhile most tailgaters party at their hometown stadium, some travel to any game their team playsdittoTweet span For Kim this will be a more difficult marriagemetadata {display block;width 100%;clear both;margin-top 8px;padding-top 12px;height 65px;} p Shaloub gets extra points because he s one of us ? born and raised in Green Bay authorities, including the yellow first down line for NFL broadcasts; he is co-founder of South Swell Sports, which has become a successful San Diego lacrosse league and equipment retailer; and heStevan Ridley Jersey was a finalist for the Ernst and Young Entrepreneur of the Year award 8 hours ago via web·Reply·Retweet·Favorite·powered by @socialdittoFormer NFL linebacker Junior Seau was found dead at his home yesterday of an apparent self-inflicted gunshot wound to the chest www.michaelkorsoutletob.com
https://w.atwiki.jp/battlefield1918/pages/255.html
OPERATION GERICHT -ゲリヒト作戦- 目次 ブリーフィング 全体マップ チケット設定 陣地 登場兵器 解説 史実 コメント ブリーフィング Am 21. Februar 1916 bricht am Frontabschnitt Verdun die Hölle los Aus tausenden Geschützen eröffnen die Deutschen das Feuer auf französische Positionen nördlich Verdun. Nach dem bisher heftigsten Trommelfeuer des Krieges stämmen die Deutschen aus ihren Stellungen heraus dem Feind entgegen. Die Franzosen versuchen die strategisch wichtigen Hügel um jeden Preis zu halten Hier kommt es zu besonders schweren Kämpfen. 1916年2月21日、ヴェルダンの最前線の『死の堤防』が決壊した。ドイツ軍はヴェルダン北部のフランス軍への攻撃を開始。これまでにない凄まじい砲撃後にドイツ軍はフランス軍陣地へ向かって前進した。フランス軍は戦略的に重要な丘を何としても守り切るべく防衛線を形成している。激しい戦いが今、ここで起きようとしている。 全体マップ チケット設定 陣営 比率(COOP) 減少速度(COOP) 100% (-%) 10 (-) 120% (-%) 10 (-) 陣地 コンクエストモード 陣地名 初期陣営 価値 白旗時間 確保時間 補足 Axis_Home_Base 0 - - フランス軍確保不可。 Allied_Home_Base 0 - - ドイツ軍確保不可。 Hill_West 34 10 10 German_Trench 34 10 10 French_Trench 34 10 10 Hill_East 34 10 10 French_Bunker 34 10 10 登場兵器 コンクエストモード 固定兵器 Mle1897 75mm野砲Mle1917 155mmカノン砲3インチ ストークス迫撃砲9.45インチ重塹壕迫撃砲 フライング・ピッグオチキス Mle1914 FK96 n.A. 7.7cm野砲sFH13 15cm榴弾砲42cm榴弾砲 ディッケ・ベルタグラナートヴェルファー16MG02MG08 ピックアップキット 将校キット砲兵将校キット(双眼鏡)迫撃砲兵キット 将校キット砲兵将校キット(双眼鏡)迫撃砲兵キット擲弾兵キット火炎放射器兵キット 解説 未編集 史実 未編集 コメント コメントは最新20件が表示されます。 (過去のコメントを参照) 名前 コメント すべてのコメントを見る
https://w.atwiki.jp/oper/pages/1193.html
1. Mondestrunken Den Wein, den man mit Augen trinkt, Gießt Nachts der Mond in Wogen nieder, Und eine Springflut überschwemmt Den stillen Horizont. Gelüste, schauerlich und süß, Durchschwimmen ohne Zahl die Fluten! Den Wein, den man mit Augen trinkt, Gießt Nachts der Mond in Wogen nieder. Der Dichter, den die Andacht treibt, Berauscht sich an dem heil gen Tranke, Dem Himmel wendet er verzückt Das Haupt und taumelnd saugt und schlürft er Den Wein, den man mit Augen trinkt. 2. Colombine Des Mondlichts bleiche Blüten, Die weißen Wunderrosen, Blühn in den Julinächten - O bräch ich eine nur! Mein banges Leid zu lindern, Such ich am dunklen Strome Des Mondlichts bleiche Blüten, Die weißen Wunderrosen. Gestillt wär all mein Sehnen, Dürft ich so märchenheimlich, so selig leis - entblättern Auf deine braunen Haare Des Mondlichts bleiche Blüten! 3. Der Dandy Mit einem phantastischen Lichtstrahl Erleuchtet der Mond die krystallnen Flakons Auf dem schwarzen, hochheiligen Waschtisch Des schweigenden Dandys von Bergamo. In tönender, bronzener Schale Lacht hell die Fontäne, metallischen Klangs. Mit einem phantastischen Lichtstrahl Erleuchtet der Mond die krystallnen Flakons. Pierrot mit dem wächsernen Antlitz Steht sinnend und denkt wie er heute sich schmink? Fort schiebt er das Rot und des Orients Grün Und bemalt sein Gesicht in erhabenem Stil Mit einem phantastischen Mondstrahl. 4. Eine blasse Wäscherin Eine blasse Wäscherin Wäscht zur Nachzeit bleiche Tücher, Nackte, silberweiße Arme Steckt sie nieder in die Flut. Durch die Lichtung schleichen Winde, Leis bewegen sie den Strom. Eine blasse Wäscherin Wäscht zur Nachtzeit bleiche Tücher. Und die sanfte Magd des Himmels, Von den Zweigen zart umschmeichelt, Breitet auf die dunklen Wiesen Ihre lichtgewobnen Linnen - Eine blasse Wäscherin. 5. Valse de Chopin Wie ein blasser Tropfen Bluts Färbt die Lippen einer Kranken, Also ruht auf diesen Tönen Ein vernichtungßüchtger Reiz. Wilder Lust Accorde Stören Der Verzweiflung eisgen Traum - Wie ein blasser Tropfen Bluts Färbt die Lippen einer Kranken. Heiß und jauchzend, süß und schmachtend, Melancholisch düstrer Walzer, Kommst mir nimmer aus den Sinnen! Haftest mir an den Gedanken, Wie ein blasser Tropfen Bluts! 6. Madonna Steig, o Mutter aller Schmerzen, Auf den Altar meiner Verse! Blut aus deinen magren Brüsten Hat des Schwertes Wut vergossen. Deine ewig frischen Wunden, Gleichen Augen, rot und offen. Steig, o Mutter aller Schmerzen, Auf den Altar meiner Verse! In den abgezehrten Händen Hältst du deines Sohnes Leiche, Ihn zu zeigen aller Menschheit - Doch der Blick der Menschen meidet Dich, o Mutter aller Schmerzen! 7. Der kranke Mond Du nächtig todeskranker Mond Dort auf des Himmels schwarzem Pfühl, Dein Blick, so fiebernd übergroß, Bannt mich wie fremde Melodie. An unstillbarem Liebesleid Stirbst du, an Sehnsucht, tief erstickt, Du nächtig todeskranker Mond Dort auf des Himmels schwarzem Pfühl. Den Liebsten, der im Sinnenrausch Gedankenlos zur Liebsten schleicht, Belustigt deiner Strahlen Spiel - Dein bleiches, qualgebornes Blut, Du nächtig todeskranker Mond. 8. Nacht Finstre, schwarze Riesenfalter Töteten der Sonne Glanz. Ein geschlossnes Zauberbuch, Ruht der Horizont - verschwiegen. Aus dem Qualm verlorner Tiefen Steigt ein Duft, Erinnrung mordend! Finstre, schwarze Riesenfalter Töteten der Sonne Glanz. Und vom Himmel erdenwärts Senken sich mit schweren Schwingen Unsichtbar die Ungetüme Auf die Menschenherzen nieder . . . Finstre, schwarze Riesenfalter. 9. Gebet an Pierrot Pierrot! Mein lachen Hab ich verlernt! Das Bild des Glanzes Zerfloß - Zerfloß! Schwarz weht die Flagge Mir nun vom Mast. Pierrot! Mein Lachen Hab ich verlernt! O gib mir wieder, Roßarzt der Seele, Schneemann der Lyrik, Durchlaucht vom Monde, Pierrot - mein Lachen! 10. Raub Rote, fürstliche Rubine, Blutge Tropfen alten Ruhmes, Schlummern in den Totenschreinen, Drunten in den Grabgewölben. Nachts, mit seinen Zechkumpanen, Steigt Pierrot hinab - zu rauben Rote, fürstliche Rubine, Blut ge Tropfen alten Ruhmes. Doch da - sträuben sich die Haare, Bleiche Furcht bannt sie am Platze Durch die Finsternis - wie Augen! - Stieren aus den Totenschreinen - Rote, fürstliche Rubine. 11. Rote Messe Zu grausem Abendmahle, Beim Blendeglanz des Goldes, Beim Flackerschein der Kerzen, Naht dem Altar - Pierrot! Die Hand, die gottgeweihte, Zerreißt die Priesterkleider Zu grausem Abendmahle, Beim Blendeglanz des Goldes. Mit segnender Gebärde Zeigt er den bangen Seelen Die triefend rote Hostie Sein Herz - in blutgen Fingern - Zu grausem Abendmahle! 12. Galgenlied Die dürre Dirne Mit langem Halse Wird seine letzte Geliebte sein. In seinem Hirne Steckt wie ein Nagel Die dürre Dirne Mit langem Halse. Schlank wie die Pinie, Am Hals ein Zöpfchen - Wollüstig wird sie Den Schelm umhalsen, Die dürre Dirne! 13. Enthauptung Der Mond, ein blankes Türkenschwert Auf einem schwarzen Seidenkissen, Gespenstisch groß - dräut er hinab Durch schmerzendunkle Nacht. Pierrot irrt ohne Rast umher Und starrt empor in Todesängsten Zum, Mond, dem blanken Türkenschwert Auf einem schwarzen Seidenkissen. Es schlottern unter ihm die Knie, Ohnmächtig bricht er jäh zusammen. Er wähnt es sause strafend schon Auf seinen Sünderhals hernieder Der Mond, das blanke Türkenschwert. 14. Die Kreuze Heilige Kreuze sind die Verse, Dran die Dichter stumm verbluten, Blindgeschlagen von der Geier Flatterndem Gespensterschwarme! In den Leibern schwelgten Schwerter, Prunkend in des Blutes Scharlach! Heilge Kreuze sind die Verse, Dran die Dichter stumm verbluten. Tot das Haupt - erstarrt die Locken - Fern, verweht der Lärm des Pöbels. Langsam sinkt die Sonne nieder, Eine rote Königskrone. Heilge Kreuze sind die Verse! 15. Heimweh Lieblich klagend - ein kristallnes Seufzen Aus Italiens alter Pantomime, Klingts herüber wie Pierrot so hölzern, So modern sentimental geworden. Und es tönt durch seines Herzens Wüste, Tönt gedämpft durch alle Sinne wieder, Lieblich klagend - ein kristallnes Seufzen Aus Italiens alter Pantomime. Da vergißt Pierrot die Trauermienen! Durch den bleichen Feuerschein des Mondes, Durch des Lichtmeers Fluten schweift die Sehnsucht Kühn hinauf, empor zum Heimathimmel, Lieblich klagend - ein kristallnes Seufzen! 16. Gemeinheit In den blanken Kopf Cassanders, Dessen Schrein die Luft durchzetert, Bohrt Pierrot mit Heuchlermienen, Zärtlich - einen Schädelbohrer! Darauf stopft er mit dem Daumen Seinen echten türkischen Tabak In den blanken Kopf Cassanders, Dessen Schrein die Luft durchzetert! Dann dreht er ein Rohr von Weichsel Hinten in die glatte Glatze Und behäbig schmaucht und pafft er Seinen echten türkischen Tabak Aus dem blanken Kopf Cassanders! 17. Parodie Stricknadeln, blank und blinkend, In ihrem grauen Haar, Sitzt die Duenna murmelnd, Im roten Röckchen da. Sie wartet in der Laube, Sie liebt Pierrot mit Schmerzen, Stricknadeln, blank und blinkend, In ihrem grauen Haar. Da plötzlich - horch! - ein Wispern! Ein Windhauch kichert leise Der Mond, der böse Spötter, Äfft nach mit seinen Strahlen - Stricknadeln, blink und blank. 18. Der Mondfleck Einen weißen Fleck des hellen Mondes Auf dem Rücken seines schwarzen Rockes, So spaziert Pierrot im lauen Abend, Aufzusuchen Glück und Abenteuer. Plötzlich stört ihn was an seinem Anzug. Er beschaut sich rings und findet richtig - Einen weißen Fleck des hellen Mondes Auf dem Rücken seines schwarzen Rockes. Warte! denkt er das ist so ein Gipsfleck! Wischt und wischt, doch bringt ihn nicht herunter Und so geht er, giftgeschwollen weiter, Reibt und reibt bis an den frühen Morgen - Einen weißen Fleck des hellen Mondes. 19. Serenade Mit groteskem Riesenbogen Kratzt Pierrot auf seiner Bratsche, Wie der Storch auf einem Beine, Knipst er trüb ein Pizzicato. Plötzlich naht Cassander, wütend Ob des nächt gen Virtuosen - Mit groteskem Riesenbogen Kratzt Pierrot auf seiner Bratsche. Von sich wirft er jetzt die Bratsche Mit der delikaten Linken Faßt den Kahlkopf er am Kragen - Träumend spielt er auf der Glatze Mit groteskem Riesenbogen. 20. Heimfahrt Der Mondstrahl ist das Ruder, Seerose dient als Boot Drauf fährt Pierrot gen Süden Mit gutem Reisewind. Der Strom summt tiefe Skalen Und wiegt den leichten Kahn. Der Mondstrahl ist das Ruder. Seerose dient als Boot. Nach Bergamo, zur Heimat, Kehrt nun Pierrot zurück; Schwach dämmert schon im Osten Der grüne Horizont. Der Mondstrahl ist das Ruder. 21. O alter Duft O alter Duft aus Märchenzeit Berauschest wieder meine Sinne! Ein närrisch Heer von Schelmerein Durchschwirrt die leichte Luft. Ein glückhaft Wünschen macht mich froh Nach Freuden, die ich lang verachtet O alter Duft aus Märchenzeit, Berauschest wieder mich! All meinen Unmut gab ich preis; Aus meinem sonnumrahmten Fenster Beschau ich frei die liebe Welt Und träum hinaus in selge Weiten . . . O alter Duft - aus Märchenzeit! 1. Mondestrunken Den Wein, den man mit Augen trinkt, Gießt Nachts der Mond in Wogen nieder, Und eine Springflut überschwemmt Den stillen Horizont. Gelüste, schauerlich und süß, Durchschwimmen ohne Zahl die Fluten! Den Wein, den man mit Augen trinkt, Gießt Nachts der Mond in Wogen nieder. Der Dichter, den die Andacht treibt, Berauscht sich an dem heil gen Tranke, Dem Himmel wendet er verzückt Das Haupt und taumelnd saugt und schlürft er Den Wein, den man mit Augen trinkt. 2. Colombine Des Mondlichts bleiche Blüten, Die weißen Wunderrosen, Blühn in den Julinächten - O bräch ich eine nur! Mein banges Leid zu lindern, Such ich am dunklen Strome Des Mondlichts bleiche Blüten, Die weißen Wunderrosen. Gestillt wär all mein Sehnen, Dürft ich so märchenheimlich, so selig leis - entblättern Auf deine braunen Haare Des Mondlichts bleiche Blüten! 3. Der Dandy Mit einem phantastischen Lichtstrahl Erleuchtet der Mond die krystallnen Flakons Auf dem schwarzen, hochheiligen Waschtisch Des schweigenden Dandys von Bergamo. In tönender, bronzener Schale Lacht hell die Fontäne, metallischen Klangs. Mit einem phantastischen Lichtstrahl Erleuchtet der Mond die krystallnen Flakons. Pierrot mit dem wächsernen Antlitz Steht sinnend und denkt wie er heute sich schmink? Fort schiebt er das Rot und des Orients Grün Und bemalt sein Gesicht in erhabenem Stil Mit einem phantastischen Mondstrahl. 4. Eine blasse Wäscherin Eine blasse Wäscherin Wäscht zur Nachzeit bleiche Tücher, Nackte, silberweiße Arme Steckt sie nieder in die Flut. Durch die Lichtung schleichen Winde, Leis bewegen sie den Strom. Eine blasse Wäscherin Wäscht zur Nachtzeit bleiche Tücher. Und die sanfte Magd des Himmels, Von den Zweigen zart umschmeichelt, Breitet auf die dunklen Wiesen Ihre lichtgewobnen Linnen - Eine blasse Wäscherin. 5. Valse de Chopin Wie ein blasser Tropfen Bluts Färbt die Lippen einer Kranken, Also ruht auf diesen Tönen Ein vernichtungßüchtger Reiz. Wilder Lust Accorde Stören Der Verzweiflung eisgen Traum - Wie ein blasser Tropfen Bluts Färbt die Lippen einer Kranken. Heiß und jauchzend, süß und schmachtend, Melancholisch düstrer Walzer, Kommst mir nimmer aus den Sinnen! Haftest mir an den Gedanken, Wie ein blasser Tropfen Bluts! 6. Madonna Steig, o Mutter aller Schmerzen, Auf den Altar meiner Verse! Blut aus deinen magren Brüsten Hat des Schwertes Wut vergossen. Deine ewig frischen Wunden, Gleichen Augen, rot und offen. Steig, o Mutter aller Schmerzen, Auf den Altar meiner Verse! In den abgezehrten Händen Hältst du deines Sohnes Leiche, Ihn zu zeigen aller Menschheit - Doch der Blick der Menschen meidet Dich, o Mutter aller Schmerzen! 7. Der kranke Mond Du nächtig todeskranker Mond Dort auf des Himmels schwarzem Pfühl, Dein Blick, so fiebernd übergroß, Bannt mich wie fremde Melodie. An unstillbarem Liebesleid Stirbst du, an Sehnsucht, tief erstickt, Du nächtig todeskranker Mond Dort auf des Himmels schwarzem Pfühl. Den Liebsten, der im Sinnenrausch Gedankenlos zur Liebsten schleicht, Belustigt deiner Strahlen Spiel - Dein bleiches, qualgebornes Blut, Du nächtig todeskranker Mond. 8. Nacht Finstre, schwarze Riesenfalter Töteten der Sonne Glanz. Ein geschlossnes Zauberbuch, Ruht der Horizont - verschwiegen. Aus dem Qualm verlorner Tiefen Steigt ein Duft, Erinnrung mordend! Finstre, schwarze Riesenfalter Töteten der Sonne Glanz. Und vom Himmel erdenwärts Senken sich mit schweren Schwingen Unsichtbar die Ungetüme Auf die Menschenherzen nieder . . . Finstre, schwarze Riesenfalter. 9. Gebet an Pierrot Pierrot! Mein lachen Hab ich verlernt! Das Bild des Glanzes Zerfloß - Zerfloß! Schwarz weht die Flagge Mir nun vom Mast. Pierrot! Mein Lachen Hab ich verlernt! O gib mir wieder, Roßarzt der Seele, Schneemann der Lyrik, Durchlaucht vom Monde, Pierrot - mein Lachen! 10. Raub Rote, fürstliche Rubine, Blutge Tropfen alten Ruhmes, Schlummern in den Totenschreinen, Drunten in den Grabgewölben. Nachts, mit seinen Zechkumpanen, Steigt Pierrot hinab - zu rauben Rote, fürstliche Rubine, Blut ge Tropfen alten Ruhmes. Doch da - sträuben sich die Haare, Bleiche Furcht bannt sie am Platze Durch die Finsternis - wie Augen! - Stieren aus den Totenschreinen - Rote, fürstliche Rubine. 11. Rote Messe Zu grausem Abendmahle, Beim Blendeglanz des Goldes, Beim Flackerschein der Kerzen, Naht dem Altar - Pierrot! Die Hand, die gottgeweihte, Zerreißt die Priesterkleider Zu grausem Abendmahle, Beim Blendeglanz des Goldes. Mit segnender Gebärde Zeigt er den bangen Seelen Die triefend rote Hostie Sein Herz - in blutgen Fingern - Zu grausem Abendmahle! 12. Galgenlied Die dürre Dirne Mit langem Halse Wird seine letzte Geliebte sein. In seinem Hirne Steckt wie ein Nagel Die dürre Dirne Mit langem Halse. Schlank wie die Pinie, Am Hals ein Zöpfchen - Wollüstig wird sie Den Schelm umhalsen, Die dürre Dirne! 13. Enthauptung Der Mond, ein blankes Türkenschwert Auf einem schwarzen Seidenkissen, Gespenstisch groß - dräut er hinab Durch schmerzendunkle Nacht. Pierrot irrt ohne Rast umher Und starrt empor in Todesängsten Zum, Mond, dem blanken Türkenschwert Auf einem schwarzen Seidenkissen. Es schlottern unter ihm die Knie, Ohnmächtig bricht er jäh zusammen. Er wähnt es sause strafend schon Auf seinen Sünderhals hernieder Der Mond, das blanke Türkenschwert. 14. Die Kreuze Heilige Kreuze sind die Verse, Dran die Dichter stumm verbluten, Blindgeschlagen von der Geier Flatterndem Gespensterschwarme! In den Leibern schwelgten Schwerter, Prunkend in des Blutes Scharlach! Heilge Kreuze sind die Verse, Dran die Dichter stumm verbluten. Tot das Haupt - erstarrt die Locken - Fern, verweht der Lärm des Pöbels. Langsam sinkt die Sonne nieder, Eine rote Königskrone. Heilge Kreuze sind die Verse! 15. Heimweh Lieblich klagend - ein kristallnes Seufzen Aus Italiens alter Pantomime, Klingts herüber wie Pierrot so hölzern, So modern sentimental geworden. Und es tönt durch seines Herzens Wüste, Tönt gedämpft durch alle Sinne wieder, Lieblich klagend - ein kristallnes Seufzen Aus Italiens alter Pantomime. Da vergißt Pierrot die Trauermienen! Durch den bleichen Feuerschein des Mondes, Durch des Lichtmeers Fluten schweift die Sehnsucht Kühn hinauf, empor zum Heimathimmel, Lieblich klagend - ein kristallnes Seufzen! 16. Gemeinheit In den blanken Kopf Cassanders, Dessen Schrein die Luft durchzetert, Bohrt Pierrot mit Heuchlermienen, Zärtlich - einen Schädelbohrer! Darauf stopft er mit dem Daumen Seinen echten türkischen Tabak In den blanken Kopf Cassanders, Dessen Schrein die Luft durchzetert! Dann dreht er ein Rohr von Weichsel Hinten in die glatte Glatze Und behäbig schmaucht und pafft er Seinen echten türkischen Tabak Aus dem blanken Kopf Cassanders! 17. Parodie Stricknadeln, blank und blinkend, In ihrem grauen Haar, Sitzt die Duenna murmelnd, Im roten Röckchen da. Sie wartet in der Laube, Sie liebt Pierrot mit Schmerzen, Stricknadeln, blank und blinkend, In ihrem grauen Haar. Da plötzlich - horch! - ein Wispern! Ein Windhauch kichert leise Der Mond, der böse Spötter, Äfft nach mit seinen Strahlen - Stricknadeln, blink und blank. 18. Der Mondfleck Einen weißen Fleck des hellen Mondes Auf dem Rücken seines schwarzen Rockes, So spaziert Pierrot im lauen Abend, Aufzusuchen Glück und Abenteuer. Plötzlich stört ihn was an seinem Anzug. Er beschaut sich rings und findet richtig - Einen weißen Fleck des hellen Mondes Auf dem Rücken seines schwarzen Rockes. Warte! denkt er das ist so ein Gipsfleck! Wischt und wischt, doch bringt ihn nicht herunter Und so geht er, giftgeschwollen weiter, Reibt und reibt bis an den frühen Morgen - Einen weißen Fleck des hellen Mondes. 19. Serenade Mit groteskem Riesenbogen Kratzt Pierrot auf seiner Bratsche, Wie der Storch auf einem Beine, Knipst er trüb ein Pizzicato. Plötzlich naht Cassander, wütend Ob des nächt gen Virtuosen - Mit groteskem Riesenbogen Kratzt Pierrot auf seiner Bratsche. Von sich wirft er jetzt die Bratsche Mit der delikaten Linken Faßt den Kahlkopf er am Kragen - Träumend spielt er auf der Glatze Mit groteskem Riesenbogen. 20. Heimfahrt Der Mondstrahl ist das Ruder, Seerose dient als Boot Drauf fährt Pierrot gen Süden Mit gutem Reisewind. Der Strom summt tiefe Skalen Und wiegt den leichten Kahn. Der Mondstrahl ist das Ruder. Seerose dient als Boot. Nach Bergamo, zur Heimat, Kehrt nun Pierrot zurück; Schwach dämmert schon im Osten Der grüne Horizont. Der Mondstrahl ist das Ruder. 21. O alter Duft O alter Duft aus Märchenzeit Berauschest wieder meine Sinne! Ein närrisch Heer von Schelmerein Durchschwirrt die leichte Luft. Ein glückhaft Wünschen macht mich froh Nach Freuden, die ich lang verachtet O alter Duft aus Märchenzeit, Berauschest wieder mich! All meinen Unmut gab ich preis; Aus meinem sonnumrahmten Fenster Beschau ich frei die liebe Welt Und träum hinaus in selge Weiten . . . O alter Duft - aus Märchenzeit! Schönberg,Arnold/Pierrot lunaire
https://w.atwiki.jp/oper/pages/468.html
第2幕 口上役: どすのマックは舅の手から逃れてハイゲートの湿地に向かうために、新妻に別れを告げるのでした。 メロドラマ ポリー: ねえ、マック。こんな心を裂かれるみたいに辛いのはいや。私たち一緒に幸せに暮らせたらいいのに。 マクヒィス: 心を裂かれるみたいに辛いのは僕の方だよ。行かなきゃいけないのは僕なんだし、いつ帰れるのかさえ分からないんだから。 ポリー: 短い付き合いだったわね、マック。 マクヒィス: これで終わりって言うのかい? ポリー: ねえ、夕べ私、夢を見たのよ。窓の外を眺めてたら通りで笑い声がして、そっちに目をやったら私たちのお月さまが見えたの。お月さまはまるで使い古しの一文銭みたいに薄っぺらになってたのよ。私のこと、忘れないでね、マック。知らない町に行っても。 マクヒィス: 忘れるもんか、ポリー。キスしてくれよ、ポリー。 ポリー: さよなら、マック。 マクヒィス: さようなら、ポリー。 (歌いながら舞台裏に去っていく。) 恋は続くかも知れないし、続かないかも知れない それがここでかも知れないし、ここでないかも知れない ポリーの歌 ポリー: あの人、もう帰ってこないんだわ。 楽しいのは続いている間だけ もう、みんな終わってしまったのね 心を引き裂かれるみたいよ 「グッバイ」だなんて。愛してるのに! 泣いてたって、どうにもならないのね… ねえ、マリア様、聞いてちょうだい! もしかするとママったら こうなることに気づいてたのかしら? (鐘の音。) 女王様がロンドンに到着したのね。 戴冠式の日には私たち、どうなっているのかしら? 口上役: 戴冠式を告げる鐘の音も鳴り止まぬうちに、どすのマックはターンブリッジの娼婦のもとに転がり込んでいるのでした。 幕間狂言 ピーチャム夫人: だからね、今日明日にでも、どすのマックを見かけたら、手近なお巡りのところへ行ってタレこむんだよ。そしたら、10シリング払ってやるからね。 ジェニー: でも、サツが捕まえに来るって言うのに、あいつ、来るかしら?追われてるんだから、あたしたちのとこで油を売ってる暇なんてないでしょ? ピーチャム夫人: まあ、お聞きよ、ジェニー。ロンドン中が追っかけまわしたって、マクヒィスは自分の習慣を変えるような男じゃないよ。 性欲のとりこのバラッド ピーチャム夫人: 鬼畜そのものの男がいるよ そいつは屠殺人さ!他人は奴にとっちゃ仔牛なんだ 厚顔無恥な犬畜生!下卑たポン引き野郎さ! そんな、みんなを怒らすあいつを怒らせるのは?女だよ 否が応でも、準備はOK それが性欲のとりこなのさ 聖書は信じない、民法も完全に無視 いっぱしのエゴイスト気取りで 女に溺れちゃ負けと知っているから 女をそばに寄せ付けない でも夜の来ないうちに昼の自分に満足してちゃダメさ 宵の口からもう、ベッドの上で極楽行きだよ 数多の男が数多の男の破滅するさまを見てきたよ 偉大なる思想家も娼婦にはまればそれまで! それに気づいて、禁欲を誓ったところで そいつらがくたばったら葬るのは?娼婦だよ 否が応でも、準備はOK それが性欲のとりこなのさ 聖書にしがみつき、民法を盲信して クリスチャンでも、ユダヤ人でも、アナーキストにでもなって! 昼間は精の付くセロリは決して食べようとせず 午後は高邁な思想のお勉強 でも日暮れには「オレは向上したぞ」なんて言って 宵の口からもう、ベッドの上で極楽行きだよ 絞首台に立たされた男がいるよ 棺桶に詰める石灰も、もう買ってあるし 自分の命は髪の毛一本でつながってるって言うのに そいつの頭の中にあるのは?女のことだよ 絞首台の上だって、準備はOK それが性欲のとりこなのさ 肌も髪も全部、残らず売られて 女の手には裏切り賃が載ってるのを見て そこで、ようやく気づくんだよ 女の穴は墓穴だってね それで怒鳴ろうがわめこうが 宵の口にはもう、絞首台の上であの世行きだよ (訳者追捕:妻ポリーにはハイゲートの沼地に逃げると言いながら、ピーチャム夫人の思惑通り、マクヒィスはターンブリッジの娼館に姿を現す。) マクヒィス: お嬢さん方、この町でオレ様の星が天高く輝くずっと昔に、俺も貧乏暮らしを余儀なくされて、あんたらの誰やらのところに身を寄せたりしたんだぜ。ジェニー、そんな女達の中で俺が一番愛したのはお前だったんだ。 ヒモのバラッド マクヒィス: あの頃、今となっては昔話さ あいつと俺は、つるんで暮らしてたんだ 煙の向こうみたいな、はるか昔の話さ 俺はあいつの用心棒で、あいつは俺の飯のタネ 他の生き方もあったかも知れないが、これで上手くやっていけた 男が来た時は俺はベッドから退散して キルシュ酒ひっかけながら、小っちゃくなってるのさ 男が金を払ったら、話しかけるんだ。「ねえ、旦那」 「お気に召したらこれからも…ごひいきに」 そうして上手くやっていたんだ、あの半年を 2人が暮らした、あの女郎屋で ジェニー: あの頃、今となっては昔話よ あいつはいい男だったし、あたしも若かったわ お金が尽きると、あいつは不機嫌になって こんなこと言うの。「おい、お前の指輪を質に入れろ」 「指輪もいいかも知れないが、なくてもやっていける」 あたし,頭に来て言ったの。「知るもんか!」 面と向かって言ったの、何、図々しいこと言ってるのよって そしたら、あいつ、あたしの顔を思いっきり殴るのよ おかげで寝込んだことが何度もあったわ! それでもよかったのよ、あの半年は 2人が暮らした、あの女郎屋の 2人: あの頃、今となっては昔話 マクヒィス: その頃は今ほど、しけちゃいなかった ジェニー: 一緒に寝れるのは昼間だけだったけど マクヒィス: あいつが言うには、夜はふさがってるんだとさ! (夜やるのが普通かも知れないが、昼でもやっていける!) ジェニー: そのうち、あんたに孕まされて マクヒィス: それで2人で決めたのさ、これからは俺が下になる ジェニー: お腹の子をつぶさないようにってね マクヒィス: でも結局、ガキは流れちまった 2人: それで終わりになった、あの半年 2人が暮らした、あの女郎屋の 口上役: 娼婦達はマクヒィスを裏切るのでした。 (訳者追捕:「海賊ジェニー」は第1幕でポリーが歌うので、本来、第2幕では出てこない。ジェニーをロッテ・レーニャやミルバが歌うCDなどでは第2幕で「海賊ジェニー」をジェニーが歌う。) 海賊ジェニー ジェニー: ねえ、あんたたち、ご覧の通り、今のあたいは皿も洗えば ベッドメイクだってしてるわ チップがもらえた時には、 すぐに「ありがとさん」って言うし 見ての通り、着てるのはボロだしホテルだってボロボロよ でも、あんたたちは誰と話してるか知らないのさ ある晩、港で悲鳴が上がるんだよ みんな訊くだろうね「あの叫び声は何だ?」って それで、あたいが食器を洗いながら笑ってるのに気付いて 言うのさ「何、笑ってやがるんだ?」って その船の帆は8枚 大砲は50門 波止場に着いたのさ 「あっちで皿でも洗ってろ、こん畜生!」って言って チップをくれる人がいるかも知れないね チップは頂いとくし、ベッドメイクだってしてあげるよ でも、その夜はみんな、おちおち眠っちゃいられないだろうさ みんなまだ、あたいが何者なのか気付いちゃいないのさ ある晩、港で騒ぎが起こるんだよ みんな訊くだろうね「あの騒ぎは何なんだ?」って それから、あたいが窓辺に立ってるのに気付いて 言うのさ「いつまでゲタゲタ笑ってやがるんだ?」って その船の帆は8枚 大砲は50門 町を砲撃するのさ ねえ、あんたたち、もう笑っちゃいられないよ 城壁は崩れ落ちて 町中の建物は薙ぎ払われて 難を逃れたのはボロホテル一軒だけ みんな訊くだろうね「どなたのお住まいなんだ?」って その夜、ホテルのそばで悲鳴が聞こえるんだよ みんな訊くだろうね「なんでこのホテルは無事なんだ?」って それから朝が来て、あたいが玄関から出てくるのを見て 言うんだろうね「住んでたのは、あいつなのか?」って その船の帆は8枚 大砲は50門 マストに旗を揚げるのさ 昼が来る前に100人の野郎どもが上陸して 物陰を探りまくるんだよ 隠れていたヤツを1人残らず引きずり出して 鎖につないで、あたいの前に連れて来て 訊くのさ「どいつを殺しやしょう?」って その日は昼間だってのに港は静まり返るだろうね 「誰に死んでもらいましょう?」なんて話になったからね そこで、あたいは言ってやるのさ「みんなよ!」 首が落ちるたびに、あたいは言うわ「やった!」って その船の帆は8枚 大砲は50門 あたいを載せて消えるのさ (訳者追捕:マクヒィスはオールド・ベイリーに収監される。そこは賄賂さえ払えば手枷足枷を免除されるような、ゆるい監獄だった。) 幸福な生活のバラッド マクヒィス: さて諸君、これが人生だなんて、言えるかい? 俺にとっては、まったく鼻持ちならないもんだ だって、ガキの頃から震えながら聞かされてきたんだ お金がなくちゃ、幸せに暮らしていけないって! 偉大な哲学者の人生ってヤツを、人はよく誉めるけど、 そいつは本を抱えて、胃の中は空っぽ、 ネズミのかじるボロ小屋暮らしなんだぜ。 俺は、そんなしけた暮らし、まっぴらゴメンだね! 貧乏暮らしは、したいヤツがすればいい! 俺は(ここだけの話)もう、ウンザリなんだ。 ここからバビロンの栄華まで、どんな鳥だって これっぱかしのエサじゃ、1日だって持ちゃしない。 自由が何になる?それじゃダメなのさ。 結局、お金がなくちゃ、幸せに暮らしていけないのさ! 勇猛果敢な冒険家ってヤツは 命か懸けてでも、やり抜く意地があって いつも自由で、真実ってヤツを語り そこから俗物どもは胸の空く思いをするんだ。 でも見てな、その冒険家も夜がやって来ると 不感症の女房とベッド入りすることになる 耳をすましても、拍手も聞こえてこなきゃ、理解されることもない それで西暦5千年に憧れてるのさ。 お尋ねしますけど、これで楽しいですか? 結局、お金がなくちゃ、幸せに暮らしていけないのさ! 俺だって、その気持ちは分かっているんだ 俺も孤独で偉大な人生ってヤツに憧れてたんだから でも、そんなヤツらを間近に見てしまうと 諦めなって、自分に言いたくなるのさ。 貧しくなれば、知恵だけじゃなく悩みが湧いてきて 勇ましければ、名声だけじゃなく苦難がやってくる。 たとえ貧乏で孤独、賢くて勇敢だったとしても 身の程わきまえなきゃ、お終いってことさ。 これで、どうすれば幸せになれるか、自ずと分かるだろ? 結局、お金がなくちゃ、幸せに暮らしていけないのさ! (訳者追捕:マクヒィスの元彼女で警察長ブラウンの娘ルーシーが監獄を訪ねてくる。そこへポリーがやって来て険悪な雰囲気になる。) 口上役: 別の女性の愛情を利用して、マクヒィスは監獄から脱出するのでした。 ルーシー: あなたって本当に最低な人ね!ピーチャムのバカ娘との一件を、あたしが知らないとでも思った? ポリー: 私の旦那様はどこにいるの?あら、マック、そこにいたの。逃げなくていいのよ、恥ずかしがることなんか無いんだから。だって、私はあなたの奥さんだから。 ルーシー: あなた、こんなの嫁に選んだの? やきもち焼きの二重唱 ルーシー: こっちに来なさいよ、下町小町さん! 自慢の美脚ってヤツを見せてもうらおうじゃない! ポリー: どうぞ! ルーシー: そんなにきれいだって言うから、ぜひ見たかったの こんなきれいな脚、他には無いんですって? ポリー: ええ、無いわ! ルーシー: あなた、あたしのマックにちょっかい出したでしょう! ポリー: 私が、何ですって? ルーシー: だとしたら、とんだお笑い草よ。 ポリー: そうなの、ホントに? ルーシー: 本当、笑えるわ! ポリー: そうなの、笑えるの? ルーシー: マックがあなたなんかを相手にするなんて! ポリー: マックが私を相手にしたら? ルーシー: ハハハハハ!こんな娘、 誰が相手にするもんか。 ポリー: あら、今に見てらっしゃい。 ルーシー: ええ、見ていますとも。 2人: マッキーとあたしは、2羽のハトなの あの人が好きなのはあたしだけ、だれにも盗らせるもんですか。 言わせてもらうけれど 2人の仲は裂けないんだから メス犬がしゃしゃり出てきたって! 笑っちゃうわ! ポリー: そうよ、みんな私を下町小町って呼ぶの みんな私の脚がきれいだって言ってくれる。 ルーシー: その脚が? ポリー: みんなが、この美脚を見たがるのよ こんなきれいな脚は、他に無いって言うの。 ルーシー: まあ、図々しい! ポリー: 図々しいのはそっちでしょ! 私は愛しい人を振り向かせて自分のものにしたの。 ルーシー: あなたが、何ですって? ポリー: だから、最後に笑うのは私ってこと。 ルーシー: そうなの、ホントに? ポリー: ええ、笑えるわ! ルーシー: へえ、笑ってられるの? ポリー: 誰も私なんか相手にしないなんて。 ルーシー: 誰もあなたなんか相手にしなかったとしたら? ポリー: だって信じられる?この私を 誰も相手にしないなんて。 ルーシー: あら、今に見てらっしゃい。 ポリー: ええ、見ていますとも。 2人: マッキーとあたしは、(以下くり返し) (訳者追捕:ピーチャム夫人が来てポリーは追い出される。ルーシーの助けでマクヒィスは脱獄する。) (訳者追捕:「ルーシーのアリア」は現行の「三文オペラ」の台本からは削られている。歌詞の内容から言うと、もう少し後の場面に入る方が相応しいが、レーニャの盤でもミルバの盤でも「第2の三文フィナーレ」の前に配置されている。警察長官の娘ルーシーは自室で恋敵ポリーを亡きものにしようと企んでいる。) ルーシーのアリア ルーシー: 悔しくて!腹が立って、切なくて それに不安で、心が張り裂けそう。 嵐に揉まれたような気分 悩ましくて押しつぶされそう。 猫いらずの用意はできた!あの女、昨日から2、3時間おきに来ては無駄話していくんだから。 ああ、あのイカサマ女! 多分、あたしの苦しむ様を楽しんでるんだ! この世界も!この人間も! 何てひどいの! あの女は、まだ、あたしのことが分かっていないんだ。この後、マッキーと楽しくやろうと思っても、あたしのジンを飲んだら、それはできない相談よ。 あたしのジンであいつは死ぬの! あたしのジンであいつは死ぬの! あいつは死ぬ!あいつは死ぬの! そうよ、ここでよ! ここであいつが身もだえする様をあたしは見るの! あの人を助けたのはあたし なのに、あんなヤツに美味しいところを持っていかせるの? あのクソ女に毒をもってやったら 世界はもっと風通しが良くなるでしょうよ。 口上役: マクヒィスは脱獄したのを受けて、ピーチャムは準備に取り掛かります。デモを扇動して、戴冠式を妨害しようと言うのであります。 ピーチャム: 昔、エジプトで国王ラムセス2世が身まかった時に、ニネベだかカイロだかから来た警察長官が、何か些細なことで最下層の人たちから反感を買うことになったそうだ。その結果はひどいものだった。王位を継いだセミラミス女王の戴冠式の時のこと、歴史家の書くところによると、「最下層の者たちの余りに熱心な参列によって、文字通りの災厄へと進展した」とか。歴史家は、ご立腹のセミラミスがその警察長官に下した、恐ろしい刑罰についても詳しく書いてましたよ。では、神のご加護を、ブラウンさん。 口上役: 第2の三文フィナーレです。 第2の三文フィナーレ マクヒィス: なあ、あんた方は、どうやったら真っ当に生きられるか 悪事や罪を犯さずに済むか、教えてくれるけど その前に何か食べるものをくれよ お説教はそれからだ、じゃなきゃお断りさ。 自分たちは太ったまま、俺たちに大人しくして欲しいなら よく肝に銘じておくことだ どう、ごまかそうと、ひねくり回そうと まずは食うこと、道徳は二の次さ。 まず第一に、どんな貧乏人でも でっかいパンの塊から、自分の取り分が取れることさ 舞台裏の声: いったい、人間は何で生きるんだ? マクヒィス: 人間は何で生きるのか?それは、いつも同じ 他人を苦しめ、奪い、痛めて、絞めて、食い物にしてさ。 それだけが人の生きる道、徹頭徹尾 人であることを忘れること。 合唱: なあ、あんた方、自分は例外だなんて言うなよ 人は悪業のみによって生きるのさ! ピーチャム夫人: なあ、あんた方は、いつスカートをまくれだとか いつ白目剥いて見せればいいとか、教えてくれるけど その前に何か食べるものをくれよ お説教はそれから、じゃなきゃお断りさ。 あたし達には恥じらいを、自分たちには欲望を望むなら よく肝に銘じておくことだ どう、ごまかそうと、ひねくり回そうと まずは食うこと、道徳は二の次さ。 まず第一に、どんな貧乏人でも でっかいパンの塊から、自分の取り分が取れることさ 舞台裏の声: いったい、人間は何で生きるんだ? ピーチャム夫人: 人間は何で生きるのか?(以下くり返し) 合唱: なあ、あんた方、自分は例外だなんて言うなよ 人は悪業のみによって生きるのさ! ZWEITER AKT AUSRUFER Mackie Messer nimmt Abschied von seiner Frau, um vor seinem Schwiegervater auf das Moor von Highgate zu fliehen. Melodram POLLY Ach, Mac, reiß mir nicht das Herz aus dem Leibe. Bleibe bei mir und laß uns glücklich sein. MACHEATH Ich muß mir ja selber das Herz aus dem Leibe reißen, denn ich muß fort, und niemund weiß, wann ich wiederkehre. POLLY Es hat so kurz gedauert, Mac. MACHEATH Hört es denn auf? POLLY Ach, gestern hatte ich einen Traum. Da sah ich aus dem Fenster und hörte ein Gelächter in der Gasse, und wie ich hinaussah, sah ich unseren Mond, und der Mond war ganz dünn, wie ein Penny, der schon abgegriffen ist. Vergiß mich nicht, Mac, in den fremden Städten. MACHEATH Sicher vergesse ich dich nicht, Polly. Küß mich, Polly. POLLY Adieu, Mac MACHEATH Adieu. Polly. Ab, singt hinter der Szene. Die Liebe dauert oder dauert nicht An dem oder jenem Ort. Pollys Lied POLLY Und er kommt doch nicht wieder. Hübsch als es währte Und nun ist s vorüber Reiß aus dein Herz Sag "Goodbye", mein Lieber! Was nützt all dein Jammer - Leih, Maria, dein Ohr mir! - Wenn meine Mutter selber Wußte all das vor mir? Glocken. Jetzt zieht die Königin in dieses London ein Wo werden wir am Tag der Krönung sein! AUSRUFER Die Krönungsglocken waren noch nicht verklungen und Mackie Messer saß bei den Huren in Turnbridge! Zwischenspiel FRAU PEACHUM Also, wenn ihr Mackie Messer in den nächsten Tagen seht, lauft ihr zu nächsten Konstabler und zeigt ihn an, dafür bekommt ihr zehn Schillinge. JENNY Aber werden wir ihn denn sehen, wenn die Konstabler hinter ihm her sind? Wenn die Jagt auf ihn anfängt, wird er sich doch nicht mit uns seine Zeit vertreiben. FRAU PEACHUM Ich sage dir, Jenny, und wenn ganz London hinter ihm her ist, Macheath ist nicht der Mann, der seine Gewohnheiten deswegen aufgibt. Ballade von der sexuellen Hörigkeit FRAU PEACHUM Da ist nun einer schon der Satan selber Der Metzger er! Und alle andern Kälber! Der frechste Hund! Der schlimmste Hurentreiber! Wer kocht ihn ab, der alle abkocht? Weiber. Das fragt nicht, ob er will, er ist bereit. Das ist die sexuelle Hörigkeit. Er glaubt nicht an die Bibel, nicht an s B.G.B. Er meint, er ist der größte Egoist Weiß, daß wer n Weib sieht, schon verschoben ist. Und läßt kein Weib in seine Näh Er soll den Tag nicht vor dem Abend loben Denn vor es Nacht wird, liegt er wieder droben. So mancher Mann sah manchen Mann verrecken Ein großer Geist blieb in ner Hure stecken! Und die s mit ansahn, was sie sich auch schwuren - Als sie verreckten, wer begrub sie? Huren. Das fragt nicht, ob sie wolln, sie sind bereit. Das ist die sexuelle Hörigkeit. Der hält sich an die Bibel, der an s B.G.B. Ein Mann ein Christ! Ein Jud, ein Anarchist! Am Mittag zwingt men sich, daß man nicht Sell rie frißt. Nachmittags weiht man sich noch ner Idee. Am Abend sagt man mit mir geht s nach oben Und vor es Nacht wird, liegt man wieder droben. Da steht nun einer fast schon unterm Galgen Der Kalk ist schon gekauft, ihn einzukalken Sein Leben hängt an einem brüchigen Fädchen Und was hat er im Kopf, der Bursche? Mädchen. Schon unterm Galgen ist er noch bereit. Das ist die sexuelle Hörigkeit. Er ist shon sowieso verkauft mit Haut und Haar Er hat in ihrer Hand den Judaslohn gesehn Und sogar er beginnt nun zu verstehn Daß ihm des Weibes Loch das Grabloch war. Und er mag wüten gegen sich und toben - Bevor es Nacht wird, liegt er wieder droben. MACHEATH Meine Damen, lange bevor mein Stern über dieser Stadt aufging, lebte ich in den dürftigsten Verhältnissen mit einer von Ihnen Jenny, die mir die liebste war von den Mädchen. Zuhälter-Ballade MACHEATH In einer Zeit, die jetzt vergangen ist Lebten wir schon zusammen, sie und ich Die Zeit liegt fern wie hinter einem Rauch. Ich schützte sie, und sie ernährte mich. Es geht such anders, doch so geht es auch. Und wenn ein Freier kam, kroch ich aus unserm Bett Und drückte mich zu meinem Kirsch und war sehr nett Und wenn er blechte, sprach ich zu ihm Herr Wenn Sie mal wieder wollen — bitte sehr. So hielten wir s um gutes halbes Jahr In dem Bordell, wo unser Haushalt war. JENNY In jener Zeit, die jetzt vergangen ist, War er mein Freund und ich ein junges Ding. Und wenn kein Zaster war, hat er mich angehaucht Da hieß es gleich du, ich versetz dir deinen Ring. Ein Ring, ganz gut, doch ohne geht es auch. Da wurde ich aber tückisch, na ja, weißte! Ich fragt ihn manchmal direkt, was er sich erdreiste. Da hat er mir aber eins ins Zahnfleisch gelangt Da bin ich manchmal direkt drauf erkrankt! Das war so schön in diesem halben Jahr, In dem Bordell, wo unser Haushalt war. BEIDE In jener Zeit, die jetzt vergangen ist MACHEATH Die aber doch nicht ganz so trüb wie jetzt war JENNY Wenn man auch nur bei Tag zusammenlag MACHEATH Da sie ja, wie gesagt, nachts meist besetzt war! (Nachts ist es üblich, doch geht s auch bei Tag!) JENNY War ich dann auch einmal hops von dir. MACHEATH Da machten wir s s dann so dann lag ich unter ihr JENNY Weil er das Kind nicht schon im Leib erdrücken wollte MACHEATH Das aber doch dann in die Binsen gehen sollte. BEIDE Und dann war aus auch bald das halbe Jahr In dem Bordell, wo unser Haushalt war. AUSRUFER Die Huren verraten Macheath. Seeräuber-Jenny JENNY Meine Herren, heut sehen Sie mich Gläser abwaschen Und ich mache das Bett für jeden. Und Sie geben mir einen Penny und ich bedanke mich schnell Und Sie sehen meine Lumpen und dies lumpige Hotel Und Sie wissen nicht, mit wem Sie reden. Aber eines Tags wird ein Geschrei sein am Hafen Und man fragt Was ist das für ein Geschrei? Und man wird mich lächeln sehn bei meinen Gläsern Und man sagt Was lächelt die dabei? Und ein Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird liegen am Kai. Man sagt Geh, wisch deine Gläser, mein Kind! Und man reicht mir den Penny hin. Und der Penny wird genommen und das Bett wird gemacht. (Es wird keiner mehr drin schlafen in dieser Nacht) Und Sie wissen immer noch nicht, wer ich bin. Aber eines Tags wird ein Getös sein am Hafen Und man fragt Was ist das für ein Getös? Und man wird mich stehen sehn bei meinem Fenster, Und man sagt Was lächelt die so bös? Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird beschießen die Stadt. MeineHerren, da wird wohl Ihr Lachen aufhören Denn die Mauern werden fallen hin Und die Stadt wird gemacht dem Erdbodn gleich Nur ein lumpige Hotel wird verschont von jedem Streich Und man fragt Wer wohnt Besonderer darin? Und in dieser Nacht wird ein Geschrei um das Hotel sein Und man fragt Warum wird das Hotel verschont? Und man wird mich sehen treten aus der Tür gen Morgen Und man sagt Die hat darin gewohnt? Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird beflaggen den Mast. Und es werden kommen hundert gen Mittag an Land Und werden in den Schatten treten Und fangen einen jeglichen vor jeglicher Tür Und legen in Ketten und bringen vor mir Und fragen Welchen sollen wir töten? Und an diesem Mittag wird es still sein am Hafen Wenn man fragt, wer wohl sterben muß. Und dann werden Sie mich sagen hören Alle! Und wenn dann der Kopf fällt, sag ich Hoppla! Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird entschwinden mit mir. Ballade vom angenehmen Leben MACHEATH Ihr Herrn, urteilt jetzt selbst, Ist das ein Leben? Ich finde nicht Geschmack an alledem. Als kleines Kind schon hörte ich mit Beben Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm! Da preist man uns das Leben großer Geister Das lebt mit einem Buch und nichts im Magen In einer Hütte, daran Ratten nagen. Mir bleibe man vom Leib mit solchem Kleister! Das simple Leben lebe, wer da mag! Ich habe (unter uns) genug davon. Kein Vögelchen von hier bis Babylon Vertrüge diese Kost nur einen Tag. Was hilft da Freiheit? Es ist nicht bequem. Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm! Die Abenteurer mit dem kühnen Wesen Und ihrer Gier, die Haut zum Markt zu tragen Die stets so frei sind und die Wahrheit sagen Damit die Spießer etwas Kühnes lesen Wenn man sie sieht, wie das am Abend friert Mit kalter Gattin stumm zu Bette geht Und horcht, ob niemand klatscht und nichts versteht Und trostlos in das Jahr fünftausend stiert. Jetzt frag ich Sie nur noch Ist das bequem? Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm! Ich selber könnte mich durchaus begreifen Wenn ich mich lieber groß und einsam sähe Doch sah ich solche Leute aus der Nähe Da sagt ich mir Das mußt du dir verkneifen. Armut bringt außer Weisheit auch Verdruß Und Kühnheit außer Ruhm auch bittre Mühn. Jetzt warst du arm und einsam, weis und kühn Jetzt machst du aber mit der Größe aber Schluß. Dann löst sich ganz von selbst das Glücksproblem Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm! AUSRUFER Macheath wird durch die Liebe eines anderen Weibes aus dem Gefängnis befreit. LUCY Du gemeiner Schuft, du. Du glaubst also, ich wisse nichts von der Geschichte mit Fräulein Peachum! POLLY Wo ist mein Mann? Oh, Mac, da bist du ja. Schau doch nicht weg, du brauchst dich nicht zu schämen vor mir. Ich bin doch deine Frau. LUCY Was hast du dir denn da ausgesucht? Eifersuchts-Duett LUCY Komm heraus, du Schönheit von Soho! Zeig doch mir mal deine schönen Beine! POLLY Bitte sehr! LUCY Ich möchte auch mal was Schönes sehen Denn so schön wie du gibt es doch keine! POLLY Gibt s auch nicht! LUCY Du sollst ja auf meinen Mac solch einen Eindruck machen! POLLY Soll ich das, soll ich das? LUCY Na, da muß ich aber wirklich lachen. POLLY Mußt du das, mußt du das? LUCY Ha, das wäre ja gelacht! POLLY So, das wär also gelacht? LUCY Wenn sich Mac aus dir was macht! POLLY Wenn sich Mac aus mir was macht? LUCY Ha ha ha ha ha! Mit so einer Befaßt sich sowieso keiner. POLLY Na, das werden wir ja sehn. LUCY Ja, das werden wir ja sehn. BEIDE Mackie und ich, wir lebten wie die Tauben Er liebt nur mich, das laß ich mir nicht rauben. Da muß ich schon so frei sein Das kann doch nicht vorbei sein Wenn da so n Mistvieh auftaucht! Lächerlich! POLLY Ach, man nennt mich Schönheit von Soho Und man sagt, ich hab so schöne Beine. LUCY Meinst du die? POLLY Man will ja auch mal was Schönes sehen Und man sagt, so schön gibt es nur eine. LUCY Du Dreckhaufen! POLLY Selber Dreckhaufen! Ich soll ja auf meinen Mann so einen Eindruck machen. LUCY Sollst du das? Sollst du das? POLLY Ja, da kann ich eben wirklich lachen. LUCY Kannst du das? Kannst du das? POLLY Ja, das wäre auch gelacht! LUCY Ach, das wär ja auch gelacht? POLLY Wenn sich wer aus mir nichts macht. LUCY Wenn sich wer aus dir nichts macht! POLLY Meinen Sie nicht auch mit so einer Befaßt sich sowieso keiner? LUCY Na, das werden wir ja sehn. POLLY Ja, das werden wir ja sehn. BEIDE Mackie und ich usw. Arie der Lucy LUCY Eifersucht! Wut, Liebe Und Furcht zugleich reißen mich in Stücke. Vom Sturm hin und her geworfen Vom Kummer zerbrochen. Das Rattengift steht bereit! Seit gestern kommt sie alle paar Stunden her, um mich zu sprechen. Oh dieses falsche Aas! Wahrscheinlich will sie sich an meiner Verzweiflung weiden! O Welt! O Menschen! Wie seid ihr schlecht! Diese Dame kennt mich noch nicht. Meinen Gin wird sie nicht trinken, damit sie nachher mit ihrem Mackie lustig sein kann. Sie stirbt durch meinen Gin! Sie stirbt durch meinen Gin! Sie stirbt! Sie stirbt! Ja, hier! Hier will ich sie sich winden sehen! Ich rette ihm das Leben Und diese Person soll den Rahm abschöpfen? Wenn ich dieses Mensch vergifte Dann kann die Welt aufatmen. AUSRUFER Macheath ist entkommen. Peachum rüstet zum Aufbruch. Durch eine Demonstration beabsichtigt er, den Krönungszug zu stören. PEACHUM Als der ägyptische König Ramses der Zweite gestorben war, ließ sich der Polizeihauptmann von Ninive, beziehungsweise Kairo, irgendeine Kleinigkeit gegen die untersten Schichten der Bevölkerung zu Schulden kommen. Die Folgen waren schon damals fürchterlich. Der Krönungszug der Thronfolgerin Semiramis wurde, wie s in den Geschichtsbüchern heißt, durch die allzu lebhafte Beteiligung der untersten Schichten der Bevölkerung zu einer Kette von Katastrophen . Die Historiker sind außer sich vor Entsetzen, wie furchtbar sich Semiramis ihrem Polizeihauptmann gegenüber benahm. Der Herr sei mit Ihnen, Brown. AUSRUFER Zweites Dreigroschen-Finale. Zweites Dreigroschen-Finale MACHEATH Ihr Herrn, die ihr uns lehrt, wie man brav leben Und Sünd und Missetat vermeiden kann Zuerst müßt ihr uns was zu fressen geben Dann könnt ihr reden damit fängt es an. Ihr, die ihr euren Wanst und unsre Bravheit liebt Das eine wisset ein für allemal Wie ihr es immer dreht und wie ihr s immer schiebt Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Erst muß es möglich sein auch armen Leuten Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden. STIMME HINTER DER SZENE Denn wovon lebt der Mensch? MACHEATH Denn wovon lebt der Mensch? Indem er stündlich Den Menschen peinigt, auszieht, anfällt, abwürgt und frißt. Nur dadurch lebt der Mensch, daß er so gründlich Vergessen kann, daß er ein Mensch doch ist. CHOR Ihr Herren, bildet euch nur da nichts ein Der Mensch lebt nur von Missetat allein! FRAU PEACHUM Ihr lehrt uns, wann ein Weib die Röcke heben Und ihre Augen einwärts drehen kann. Zuerst müßt ihr uns was zu fressen geben Dann könnt ihr reden damit fängt es an. Ihr, die auf unsre Scham und eure Lust besteht Das eine wisset ein für allemal Wie ihr es immer schiebt und wie ihr s immer dreht Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Erst muß es möglich sein auch armen Leuten Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden. STIMME HINTER DER SZENE Denn wovon lebt der Mensch? FRAU PEACHUM Denn wovon lebt der Mensch? usw. CHOR Ihr Herren, bildet euch nur da nichts ein Der Mensch lebt nur von Missetat allein! この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@ hanmyo Weill,Kurt/Die Dreigroschenoper/III
https://w.atwiki.jp/oper/pages/1702.html
ZWEITER TEIL Nr. 10 Tenor Solo Die Peri tritt mit schüchterner Gebärde vor Edens Tor, im Herzen Himmelshoffnungsglück Ob sich die Pforte öffnen werde, Sie fragt s mit stummem Liebesblick. Engel (Alt) Gern grüßen wir die so gegangen den Heldentod für s Vaterland. Doch sieh, noch weicht der eh rne Riegel nicht; viel heil ger muß die Gabe sein, die dich zum Thron des Lichts lässt ein. Chor Viel heil ger muß die Gabe sein, Die dich zum Thron des Lichts lässt ein. Nr. 11 Tenor Solo Ihr erstes Himmelshoffen schwand. Jetzt sank sie fern im heißen Land auf Afrikas Gebirge nieder, und badete ihr matt Gefieder im Quell des Nils, dessen Entstehn kein Erdgeborner noch gesehn. Chor der Genien des Nils Hervor aus den Wässern geschwind, und sehet das holde, liebliche Kind! Eine Peri ist s, welch hold Gesicht. Doch stört sie nicht! Hört, wie sie singt, hört, wie sie klagt! Peri Ach Eden, ach Eden, wie sehnt sich nach dir mein Herz, o wann öffnet die Pforte sich mir! Nr. 12 Tenor Solo Fort streift von hier das Kind der Lüfte über Ägyptens Königsgrüfte, von Palmenhainen hehr umrauscht; jetzt sieht sie in Rosetta s Tal dem Nesterbau n der Tauben zu, jetzt lauscht sie Schwänen, weiß wie Schnee, die stolz durchziehen Möris See. Welch Bild! Kein sterblich Aug hat je ein Land gesehn voll höh rer Pracht! Doch eine Stille fürchterlich liegt über diesen Himmelsfluren, mit gift gem Hauche ihre Spuren verfolgend zieht durch s Land die Pest. Peri Für euren ersten Fall wie hart, ihr Armen, büßt ihr doch, habt einige Blüten aus Eden zwar noch, die Schlang überschleichet sie all . Nr. 13 Tenor-Solo Die Peri weint, von ihrer Träne scheint rings klar die Luft, der Himmel lacht; Quartett Denn in der Trän ist Zaubermacht, die solch ein Geist für Menschen weint. (attacca) Nr. 14 Alt Solo Im Waldesgrün am stillen See, da seufzt ein Jüngling im schweren Weh; gepackt von der tötenden Seuche stahl er her sich zu enden seine Qual. Er, dem im Leben, wo er stand, sich jedes Herz einst zugewandt, stirbt jetzt, als hätt er keinen Freund, hier ungesehn und unbeweint. Jüngling (Tenor II) Ach einen Tropfen nur aus dem See, zu kühlen das fieberisch brennende Weh; Ach einen Tropfen nur aus der Flut, zu kühlen die fiebrische Glut! (attacca) Nr. 15 Mezzosopran Solo Verlassener Jüngling, nur das Eine bleibt, was ihm Trost noch gibt, daß sie, die er seit Jahren treu geliebt, geschützt ist vor dem Hauch der Gruft in ihres Vaters Fürstenhallen; denn dorten kühlig fallen Fontainen, süß durchrauscht balsam scher Duft die Hallen, und rein ist dorten noch die Luft, rein wie die Stirn von ihr umhaucht. Tenor Solo Doch sieh – wer naht dort leise schleichend dem melancholischen Gebüsch, der Göttin der Gesundheit gleichend, mit Rosenwangen frühlingsfrisch! Sie ist s! – vom Strahl des Mondes schaut er still verklärt sich nah n die treue Braut. Sie hält im Arm den Freund, sie presst die rote Wang an seine bleiche, sie netzt ihr wallend Haar im Teiche, daß es die Stirn ihm kühlend nässt. Jüngling (Tenor II) Du hier? – Entflieh ! Ein Hauch von mir bringt dir den Tod. Nr. 16 Jungfrau (Sopran) O lass mich von der Luft durchdringen, der sel gen Luft, gehaucht von dir, und was sie trag auf ihren Schwingen, Tod oder Leben, süß ist s mir. Trink meine Tränen, auch mein Blut, mein Herzblut selbst empfingest du, wär s Balsam nur für deine Glut, gäb s dir nur auf Minuten Ruh. Wend , o! dein hold Gesicht nicht ab, bin ich nicht deine Braut, bin dein? Ist nicht im Leben wie im Grab der Platz an deiner Seite mein? Denkst dir, daß sie, die nur von dir in dunkler Welt empfängt ihr Licht, die trübe Nacht erträgt, die ihr hereinsinkt, wenn dein Auge bricht? Ich leben ohne dich – allein – Du meines Lebens Leben – nein! O lass mich von der Luft durchdringen, der sel gen Luft, gehaucht von dir, und was sie trag auf ihren Schwingen, Tod oder Leben, süß ist s mir. Tenor Solo Sie wankt, – sie sinkt, – und wie ein Licht im giftigen Hauche des Schachts verlischt, so plötzlich bricht sein holdes Auge. Ein Krampf, – sein Weh ist dann vergangen, vollendet ist sein Leben – auf drückt sie ihm noch einen langen und letzten Kuss und stirbt im Geben. Nr. 17 Peri Schlaf nun und ruhe in Träumen voll Duft; balsam scher umweh dich die Luft, als dem magischen Brand des Phönix entsteigt, wenn er sein eignes Grablied singt. Schlaf nun und ruhe in Träumen voll Lust, du, die treueste, liebendste Brust! Chor Sie sprach s, und Himmelshauch durchfließt von ihren Lippen diese Stelle, sie schwingt den Strahlenkranz und gießt auf beider Antlitz solche Helle, dass wie ein Heil genpaar sie lagen, indes die Peri wacht, und Licht mild strahlt in ihre Todesnacht, bis ihre Seelen auferwacht. ZWEITER TEIL Nr. 10 Tenor Solo Die Peri tritt mit schüchterner Gebärde vor Edens Tor, im Herzen Himmelshoffnungsglück Ob sich die Pforte öffnen werde, Sie fragt s mit stummem Liebesblick. Engel (Alt) Gern grüßen wir die so gegangen den Heldentod für s Vaterland. Doch sieh, noch weicht der eh rne Riegel nicht; viel heil ger muß die Gabe sein, die dich zum Thron des Lichts lässt ein. Chor Viel heil ger muß die Gabe sein, Die dich zum Thron des Lichts lässt ein. Nr. 11 Tenor Solo Ihr erstes Himmelshoffen schwand. Jetzt sank sie fern im heißen Land auf Afrikas Gebirge nieder, und badete ihr matt Gefieder im Quell des Nils, dessen Entstehn kein Erdgeborner noch gesehn. Chor der Genien des Nils Hervor aus den Wässern geschwind, und sehet das holde, liebliche Kind! Eine Peri ist s, welch hold Gesicht. Doch stört sie nicht! Hört, wie sie singt, hört, wie sie klagt! Peri Ach Eden, ach Eden, wie sehnt sich nach dir mein Herz, o wann öffnet die Pforte sich mir! Nr. 12 Tenor Solo Fort streift von hier das Kind der Lüfte über Ägyptens Königsgrüfte, von Palmenhainen hehr umrauscht; jetzt sieht sie in Rosetta s Tal dem Nesterbau n der Tauben zu, jetzt lauscht sie Schwänen, weiß wie Schnee, die stolz durchziehen Möris See. Welch Bild! Kein sterblich Aug hat je ein Land gesehn voll höh rer Pracht! Doch eine Stille fürchterlich liegt über diesen Himmelsfluren, mit gift gem Hauche ihre Spuren verfolgend zieht durch s Land die Pest. Peri Für euren ersten Fall wie hart, ihr Armen, büßt ihr doch, habt einige Blüten aus Eden zwar noch, die Schlang überschleichet sie all . Nr. 13 Tenor-Solo Die Peri weint, von ihrer Träne scheint rings klar die Luft, der Himmel lacht; Quartett Denn in der Trän ist Zaubermacht, die solch ein Geist für Menschen weint. (attacca) Nr. 14 Alt Solo Im Waldesgrün am stillen See, da seufzt ein Jüngling im schweren Weh; gepackt von der tötenden Seuche stahl er her sich zu enden seine Qual. Er, dem im Leben, wo er stand, sich jedes Herz einst zugewandt, stirbt jetzt, als hätt er keinen Freund, hier ungesehn und unbeweint. Jüngling (Tenor II) Ach einen Tropfen nur aus dem See, zu kühlen das fieberisch brennende Weh; Ach einen Tropfen nur aus der Flut, zu kühlen die fiebrische Glut! (attacca) Nr. 15 Mezzosopran Solo Verlassener Jüngling, nur das Eine bleibt, was ihm Trost noch gibt, daß sie, die er seit Jahren treu geliebt, geschützt ist vor dem Hauch der Gruft in ihres Vaters Fürstenhallen; denn dorten kühlig fallen Fontainen, süß durchrauscht balsam scher Duft die Hallen, und rein ist dorten noch die Luft, rein wie die Stirn von ihr umhaucht. Tenor Solo Doch sieh – wer naht dort leise schleichend dem melancholischen Gebüsch, der Göttin der Gesundheit gleichend, mit Rosenwangen frühlingsfrisch! Sie ist s! – vom Strahl des Mondes schaut er still verklärt sich nah n die treue Braut. Sie hält im Arm den Freund, sie presst die rote Wang an seine bleiche, sie netzt ihr wallend Haar im Teiche, daß es die Stirn ihm kühlend nässt. Jüngling (Tenor II) Du hier? – Entflieh ! Ein Hauch von mir bringt dir den Tod. Nr. 16 Jungfrau (Sopran) O lass mich von der Luft durchdringen, der sel gen Luft, gehaucht von dir, und was sie trag auf ihren Schwingen, Tod oder Leben, süß ist s mir. Trink meine Tränen, auch mein Blut, mein Herzblut selbst empfingest du, wär s Balsam nur für deine Glut, gäb s dir nur auf Minuten Ruh. Wend , o! dein hold Gesicht nicht ab, bin ich nicht deine Braut, bin dein? Ist nicht im Leben wie im Grab der Platz an deiner Seite mein? Denkst dir, daß sie, die nur von dir in dunkler Welt empfängt ihr Licht, die trübe Nacht erträgt, die ihr hereinsinkt, wenn dein Auge bricht? Ich leben ohne dich – allein – Du meines Lebens Leben – nein! O lass mich von der Luft durchdringen, der sel gen Luft, gehaucht von dir, und was sie trag auf ihren Schwingen, Tod oder Leben, süß ist s mir. Tenor Solo Sie wankt, – sie sinkt, – und wie ein Licht im giftigen Hauche des Schachts verlischt, so plötzlich bricht sein holdes Auge. Ein Krampf, – sein Weh ist dann vergangen, vollendet ist sein Leben – auf drückt sie ihm noch einen langen und letzten Kuss und stirbt im Geben. Nr. 17 Peri Schlaf nun und ruhe in Träumen voll Duft; balsam scher umweh dich die Luft, als dem magischen Brand des Phönix entsteigt, wenn er sein eignes Grablied singt. Schlaf nun und ruhe in Träumen voll Lust, du, die treueste, liebendste Brust! Chor Sie sprach s, und Himmelshauch durchfließt von ihren Lippen diese Stelle, sie schwingt den Strahlenkranz und gießt auf beider Antlitz solche Helle, dass wie ein Heil genpaar sie lagen, indes die Peri wacht, und Licht mild strahlt in ihre Todesnacht, bis ihre Seelen auferwacht. Schumann,Robert/Das Paradies und die Peri/III
https://w.atwiki.jp/oper/pages/2428.html
第2幕 口上役: どすのマックは舅の手から逃れてハイゲートの湿地に向かうために、新妻に別れを告げるのでした。 メロドラマ ポリー: ねえ、マック。こんな心を裂かれるみたいに辛いのはいや。私たち一緒に幸せに暮らせたらいいのに。 マクヒィス: 心を裂かれるみたいに辛いのは僕の方だよ。行かなきゃいけないのは僕なんだし、いつ帰れるのかさえ分からないんだから。 ポリー: 短い付き合いだったわね、マック。 マクヒィス: これで終わりって言うのかい? ポリー: ねえ、夕べ私、夢を見たのよ。窓の外を眺めてたら通りで笑い声がして、そっちに目をやったら私たちのお月さまが見えたの。お月さまはまるで使い古しの一文銭みたいに薄っぺらになってたのよ。私のこと、忘れないでね、マック。知らない町に行っても。 マクヒィス: 忘れるもんか、ポリー。キスしてくれよ、ポリー。 ポリー: さよなら、マック。 マクヒィス: さようなら、ポリー。 (歌いながら舞台裏に去っていく。) 恋は続くかも知れないし、続かないかも知れない それがここでかも知れないし、ここでないかも知れない ポリーの歌 ポリー: あの人、もう帰ってこないんだわ。 楽しいのは続いている間だけ もう、みんな終わってしまったのね 心を引き裂かれるみたいよ 「グッバイ」だなんて。愛してるのに! 泣いてたって、どうにもならないのね… ねえ、マリア様、聞いてちょうだい! もしかするとママったら こうなることに気づいてたのかしら? (鐘の音。) 女王様がロンドンに到着したのね。 戴冠式の日には私たち、どうなっているのかしら? 口上役: 戴冠式を告げる鐘の音も鳴り止まぬうちに、どすのマックはターンブリッジの娼婦のもとに転がり込んでいるのでした。 幕間狂言 ピーチャム夫人: だからね、今日明日にでも、どすのマックを見かけたら、手近なお巡りのところへ行ってタレこむんだよ。そしたら、10シリング払ってやるからね。 ジェニー: でも、サツが捕まえに来るって言うのに、あいつ、来るかしら?追われてるんだから、あたしたちのとこで油を売ってる暇なんてないでしょ? ピーチャム夫人: まあ、お聞きよ、ジェニー。ロンドン中が追っかけまわしたって、マクヒィスは自分の習慣を変えるような男じゃないよ。 性欲のとりこのバラッド ピーチャム夫人: 鬼畜そのものの男がいるよ そいつは屠殺人さ!他人は奴にとっちゃ仔牛なんだ 厚顔無恥な犬畜生!下卑たポン引き野郎さ! そんな、みんなを怒らすあいつを怒らせるのは?女だよ 否が応でも、準備はOK それが性欲のとりこなのさ 聖書は信じない、民法も完全に無視 いっぱしのエゴイスト気取りで 女に溺れちゃ負けと知っているから 女をそばに寄せ付けない でも夜の来ないうちに昼の自分に満足してちゃダメさ 宵の口からもう、ベッドの上で極楽行きだよ 数多の男が数多の男の破滅するさまを見てきたよ 偉大なる思想家も娼婦にはまればそれまで! それに気づいて、禁欲を誓ったところで そいつらがくたばったら葬るのは?娼婦だよ 否が応でも、準備はOK それが性欲のとりこなのさ 聖書にしがみつき、民法を盲信して クリスチャンでも、ユダヤ人でも、アナーキストにでもなって! 昼間は精の付くセロリは決して食べようとせず 午後は高邁な思想のお勉強 でも日暮れには「オレは向上したぞ」なんて言って 宵の口からもう、ベッドの上で極楽行きだよ 絞首台に立たされた男がいるよ 棺桶に詰める石灰も、もう買ってあるし 自分の命は髪の毛一本でつながってるって言うのに そいつの頭の中にあるのは?女のことだよ 絞首台の上だって、準備はOK それが性欲のとりこなのさ 肌も髪も全部、残らず売られて 女の手には裏切り賃が載ってるのを見て そこで、ようやく気づくんだよ 女の穴は墓穴だってね それで怒鳴ろうがわめこうが 宵の口にはもう、絞首台の上であの世行きだよ (訳者追捕:妻ポリーにはハイゲートの沼地に逃げると言いながら、ピーチャム夫人の思惑通り、マクヒィスはターンブリッジの娼館に姿を現す。) マクヒィス: お嬢さん方、この町でオレ様の星が天高く輝くずっと昔に、俺も貧乏暮らしを余儀なくされて、あんたらの誰やらのところに身を寄せたりしたんだぜ。ジェニー、そんな女達の中で俺が一番愛したのはお前だったんだ。 ヒモのバラッド マクヒィス: あの頃、今となっては昔話さ あいつと俺は、つるんで暮らしてたんだ 煙の向こうみたいな、はるか昔の話さ 俺はあいつの用心棒で、あいつは俺の飯のタネ 他の生き方もあったかも知れないが、これで上手くやっていけた 男が来た時は俺はベッドから退散して キルシュ酒ひっかけながら、小っちゃくなってるのさ 男が金を払ったら、話しかけるんだ。「ねえ、旦那」 「お気に召したらこれからも…ごひいきに」 そうして上手くやっていたんだ、あの半年を 2人が暮らした、あの女郎屋で ジェニー: あの頃、今となっては昔話よ あいつはいい男だったし、あたしも若かったわ お金が尽きると、あいつは不機嫌になって こんなこと言うの。「おい、お前の指輪を質に入れろ」 「指輪もいいかも知れないが、なくてもやっていける」 あたし,頭に来て言ったの。「知るもんか!」 面と向かって言ったの、何、図々しいこと言ってるのよって そしたら、あいつ、あたしの顔を思いっきり殴るのよ おかげで寝込んだことが何度もあったわ! それでもよかったのよ、あの半年は 2人が暮らした、あの女郎屋の 2人: あの頃、今となっては昔話 マクヒィス: その頃は今ほど、しけちゃいなかった ジェニー: 一緒に寝れるのは昼間だけだったけど マクヒィス: あいつが言うには、夜はふさがってるんだとさ! (夜やるのが普通かも知れないが、昼でもやっていける!) ジェニー: そのうち、あんたに孕まされて マクヒィス: それで2人で決めたのさ、これからは俺が下になる ジェニー: お腹の子をつぶさないようにってね マクヒィス: でも結局、ガキは流れちまった 2人: それで終わりになった、あの半年 2人が暮らした、あの女郎屋の 口上役: 娼婦達はマクヒィスを裏切るのでした。 (訳者追捕:「海賊ジェニー」は第1幕でポリーが歌うので、本来、第2幕では出てこない。ジェニーをロッテ・レーニャやミルバが歌うCDなどでは第2幕で「海賊ジェニー」をジェニーが歌う。) 海賊ジェニー ジェニー: ねえ、あんたたち、ご覧の通り、今のあたいは皿も洗えば ベッドメイクだってしてるわ チップがもらえた時には、すぐに「ありがとさん」って言うし 見ての通り、着てるのはボロだしホテルだってボロボロよ でも、あんたたちは誰と話してるか知らないのさ ある晩、港で悲鳴が上がるんだよ みんな訊くだろうね「あの叫び声は何だ?」って それで、あたいが食器を洗いながら笑ってるのに気付いて 言うのさ「何、笑ってやがるんだ?」って その船の帆は8枚 大砲は50門 波止場に着いたのさ 「あっちで皿でも洗ってろ、こん畜生!」って言って チップをくれる人がいるかも知れないね チップは頂いとくし、ベッドメイクだってしてあげるよ でも、その夜はみんな、おちおち眠っちゃいられないだろうさ みんなまだ、あたいが何者なのか気付いちゃいないのさ ある晩、港で騒ぎが起こるんだよ みんな訊くだろうね「あの騒ぎは何なんだ?」って それから、あたいが窓辺に立ってるのに気付いて 言うのさ「いつまでゲタゲタ笑ってやがるんだ?」って その船の帆は8枚 大砲は50門 町を砲撃するのさ ねえ、あんたたち、もう笑っちゃいられないよ 城壁は崩れ落ちて 町中の建物は薙ぎ払われて 難を逃れたのはボロホテル一軒だけ みんな訊くだろうね「どなたのお住まいなんだ?」って その夜、ホテルのそばで悲鳴が聞こえるんだよ みんな訊くだろうね「なんでこのホテルは無事なんだ?」って それから朝が来て、あたいが玄関から出てくるのを見て 言うんだろうね「住んでたのは、あいつなのか?」って その船の帆は8枚 大砲は50門 マストに旗を揚げるのさ 昼が来る前に100人の野郎どもが上陸して 物陰を探りまくるんだよ 隠れていたヤツを1人残らず引きずり出して 鎖につないで、あたいの前に連れて来て 訊くのさ「どいつを殺しやしょう?」って その日は昼間だってのに港は静まり返るだろうね 「誰に死んでもらいましょう?」なんて話になったからね そこで、あたいは言ってやるのさ「みんなよ!」 首が落ちるたびに、あたいは言うわ「やった!」って その船の帆は8枚 大砲は50門 あたいを載せて消えるのさ (訳者追捕:マクヒィスはオールド・ベイリーに収監される。そこは賄賂さえ払えば手枷足枷を免除されるような、ゆるい監獄だった。) 幸福な生活のバラッド マクヒィス: さて諸君、これが人生だなんて、言えるかい? 俺にとっては、まったく鼻持ちならないもんだ だって、ガキの頃から震えながら聞かされてきたんだ お金がなくちゃ、幸せに暮らしていけないって! 偉大な哲学者の人生ってヤツを、人はよく誉めるけど、 そいつは本を抱えて、胃の中は空っぽ、 ネズミのかじるボロ小屋暮らしなんだぜ。 俺は、そんなしけた暮らし、まっぴらゴメンだね! 貧乏暮らしは、したいヤツがすればいい! 俺は(ここだけの話)もう、ウンザリなんだ。 ここからバビロンの栄華まで、どんな鳥だって これっぱかしのエサじゃ、1日だって持ちゃしない。 自由が何になる?それじゃダメなのさ。 結局、お金がなくちゃ、幸せに暮らしていけないのさ! 勇猛果敢な冒険家ってヤツは 命か懸けてでも、やり抜く意地があって いつも自由で、真実ってヤツを語り そこから俗物どもは胸の空く思いをするんだ。 でも見てな、その冒険家も夜がやって来ると 不感症の女房とベッド入りすることになる 耳をすましても、拍手も聞こえてこなきゃ、理解されることもない それで西暦5千年に憧れてるのさ。 お尋ねしますけど、これで楽しいですか? 結局、お金がなくちゃ、幸せに暮らしていけないのさ! 俺だって、その気持ちは分かっているんだ 俺も孤独で偉大な人生ってヤツに憧れてたんだから でも、そんなヤツらを間近に見てしまうと 諦めなって、自分に言いたくなるのさ。 貧しくなれば、知恵だけじゃなく悩みが湧いてきて 勇ましければ、名声だけじゃなく苦難がやってくる。 たとえ貧乏で孤独、賢くて勇敢だったとしても 身の程わきまえなきゃ、お終いってことさ。 これで、どうすれば幸せになれるか、自ずと分かるだろ? 結局、お金がなくちゃ、幸せに暮らしていけないのさ! (訳者追捕:マクヒィスの元彼女で警察長ブラウンの娘ルーシーが監獄を訪ねてくる。そこへポリーがやって来て険悪な雰囲気になる。) 口上役: 別の女性の愛情を利用して、マクヒィスは監獄から脱出するのでした。 ルーシー: あなたって本当に最低な人ね!ピーチャムのバカ娘との一件を、あたしが知らないとでも思った? ポリー: 私の旦那様はどこにいるの?あら、マック、そこにいたの。逃げなくていいのよ、恥ずかしがることなんか無いんだから。だって、私はあなたの奥さんだから。 ルーシー: あなた、こんなの嫁に選んだの? やきもち焼きの二重唱 ルーシー: こっちに来なさいよ、下町小町さん! 自慢の美脚ってヤツを見せてもうらおうじゃない! ポリー: どうぞ! ルーシー: そんなにきれいだって言うから、ぜひ見たかったの こんなきれいな脚、他には無いんですって? ポリー: ええ、無いわ! ルーシー: あなた、あたしのマックにちょっかい出したでしょう! ポリー: 私が、何ですって? ルーシー: だとしたら、とんだお笑い草よ。 ポリー: そうなの、ホントに? ルーシー: 本当、笑えるわ! ポリー: そうなの、笑えるの? ルーシー: マックがあなたなんかを相手にするなんて! ポリー: マックが私を相手にしたら? ルーシー: ハハハハハ!こんな娘、 誰が相手にするもんか。 ポリー: あら、今に見てらっしゃい。 ルーシー: ええ、見ていますとも。 2人: マッキーとあたしは、2羽のハトなの あの人が好きなのはあたしだけ、だれにも盗らせるもんですか。 言わせてもらうけれど 2人の仲は裂けないんだから メス犬がしゃしゃり出てきたって! 笑っちゃうわ! ポリー: そうよ、みんな私を下町小町って呼ぶの みんな私の脚がきれいだって言ってくれる。 ルーシー: その脚が? ポリー: みんなが、この美脚を見たがるのよ こんなきれいな脚は、他に無いって言うの。 ルーシー: まあ、図々しい! ポリー: 図々しいのはそっちでしょ! 私は愛しい人を振り向かせて自分のものにしたの。 ルーシー: あなたが、何ですって? ポリー: だから、最後に笑うのは私ってこと。 ルーシー: そうなの、ホントに? ポリー: ええ、笑えるわ! ルーシー: へえ、笑ってられるの? ポリー: 誰も私なんか相手にしないなんて。 ルーシー: 誰もあなたなんか相手にしなかったとしたら? ポリー: だって信じられる?この私を 誰も相手にしないなんて。 ルーシー: あら、今に見てらっしゃい。 ポリー: ええ、見ていますとも。 2人: マッキーとあたしは、(以下くり返し) (訳者追捕:ピーチャム夫人が来てポリーは追い出される。ルーシーの助けでマクヒィスは脱獄する。) (訳者追捕:「ルーシーのアリア」は現行の「三文オペラ」の台本からは削られている。歌詞の内容から言うと、もう少し後の場面に入る方が相応しいが、レーニャの盤でもミルバの盤でも「第2の三文フィナーレ」の前に配置されている。警察長官の娘ルーシーは自室で恋敵ポリーを亡きものにしようと企んでいる。) ルーシーのアリア ルーシー: 悔しくて!腹が立って、切なくて それに不安で、心が張り裂けそう。 嵐に揉まれたような気分 悩ましくて押しつぶされそう。 猫いらずの用意はできた!あの女、昨日から2、3時間おきに来ては無駄話していくんだから。 ああ、あのイカサマ女! 多分、あたしの苦しむ様を楽しんでるんだ! この世界も!この人間も! 何てひどいの! あの女は、まだ、あたしのことが分かっていないんだ。この後、マッキーと楽しくやろうと思っても、あたしのジンを飲んだら、それはできない相談よ。 あたしのジンであいつは死ぬの! あたしのジンであいつは死ぬの! あいつは死ぬ!あいつは死ぬの! そうよ、ここでよ! ここであいつが身もだえする様をあたしは見るの! あの人を助けたのはあたし なのに、あんなヤツに美味しいところを持っていかせるの? あのクソ女に毒をもってやったら 世界はもっと風通しが良くなるでしょうよ。 口上役: マクヒィスは脱獄したのを受けて、ピーチャムは準備に取り掛かります。デモを扇動して、戴冠式を妨害しようと言うのであります。 ピーチャム: 昔、エジプトで国王ラムセス2世が身まかった時に、ニネベだかカイロだかから来た警察長官が、何か些細なことで最下層の人たちから反感を買うことになったそうだ。その結果はひどいものだった。王位を継いだセミラミス女王の戴冠式の時のこと、歴史家の書くところによると、「最下層の者たちの余りに熱心な参列によって、文字通りの災厄へと進展した」とか。歴史家は、ご立腹のセミラミスがその警察長官に下した、恐ろしい刑罰についても詳しく書いてましたよ。では、神のご加護を、ブラウンさん。 口上役: 第2の三文フィナーレです。 第2の三文フィナーレ マクヒィス: なあ、あんた方は、どうやったら真っ当に生きられるか 悪事や罪を犯さずに済むか、教えてくれるけど その前に何か食べるものをくれよ お説教はそれからだ、じゃなきゃお断りさ。 自分たちは太ったまま、俺たちに大人しくして欲しいなら よく肝に銘じておくことだ どう、ごまかそうと、ひねくり回そうと まずは食うこと、道徳は二の次さ。 まず第一に、どんな貧乏人でも でっかいパンの塊から、自分の取り分が取れることさ 舞台裏の声: いったい、人間は何で生きるんだ? マクヒィス: 人間は何で生きるのか?それは、いつも同じ 他人を苦しめ、奪い、痛めて、絞めて、食い物にしてさ。 それだけが人の生きる道、徹頭徹尾 人であることを忘れること。 合唱: なあ、あんた方、自分は例外だなんて言うなよ 人は悪業のみによって生きるのさ! ピーチャム夫人: なあ、あんた方は、いつスカートをまくれだとか いつ白目剥いて見せればいいとか、教えてくれるけど その前に何か食べるものをくれよ お説教はそれから、じゃなきゃお断りさ。 あたし達には恥じらいを、自分たちには欲望を望むなら よく肝に銘じておくことだ どう、ごまかそうと、ひねくり回そうと まずは食うこと、道徳は二の次さ。 まず第一に、どんな貧乏人でも でっかいパンの塊から、自分の取り分が取れることさ 舞台裏の声: いったい、人間は何で生きるんだ? ピーチャム夫人: 人間は何で生きるのか?(以下くり返し) 合唱: なあ、あんた方、自分は例外だなんて言うなよ 人は悪業のみによって生きるのさ! ZWEITER AKT AUSRUFER Mackie Messer nimmt Abschied von seiner Frau, um vor seinem Schwiegervater auf das Moor von Highgate zu fliehen. Melodram POLLY Ach, Mac, reiß mir nicht das Herz aus dem Leibe. Bleibe bei mir and laß uns glücklich sein. MACHEATH Ich muß mir ja selber das Herz aus dem Leibe reißen, denn ich muß fort, und niemand weiß, wann ich wiederkehre. POLLY Es hat so kurz gedauert, Mac. MACHEATH Hört es denn auf? POLLY Ach, gestern hatte ich einen Traum. Da sah ich aus dem Fenster and hörte ein Gelächter in der Gasse, und wie ich hinaussah, sah ich unseren Mond, und der Mond war ganz dünn, wie ein Penny, der schon abgegriffen ist. Vergiß mich nicht, Mac, in den fremden Städten. MACHEATH Sicher vergesse ich dich nicht, Polly. Küß mich, Polly. POLLY Adieu, Mac MACHEATH Adieu. Polly. Ab, singt hinter der Szene. Die Liebe dauert oder dauert nicht An dem oder jenem Ort. Pollys Lied POLLY Und er kommt doch nicht wieder. Hübsch als es währte Und nun ist s vorüber Reiß aus dein Herz Sag "Goodbye", mein Lieber! Was nützt all dein Jammer - Leih, Maria, dein Ohr mir! - Wenn meine Mutter selber Wußte all das vor mir? Glocken. Jetzt zieht die Königin in dieses London ein Wo werden wir am Tag der Krönung sein! AUSRUFER Die Krönungsglocken waren noch nicht verklungen und Mackie Messer saß bei den Huren in Turnbridge! Zwischenspiel FRAU PEACHUM Also, wenn ihr Mackie Messer in den nächsten Tagen seht, lauft ihr zu nächsten Konstabler und zeigt ihn an, dafür bekommt ihr zehn Schillinge. JENNY Aber werden wir ihn denn sehen, wenn die Konstabler hinter ihm her sind? Wenn die Jagt auf ihn anfängt, wird er sich doch nicht mit uns seine Zeit vertreiben. FRAU PEACHUM Ich sage dir, Jenny, und wenn ganz London hinter ihm her ist, Macheath ist nicht der Mann, der seine Gewohnheiten deswegen aufgibt. Ballade von der sexuellen Hörigkeit FRAU PEACHUM Da ist nun einer schon der Satan selber Der Metzger er! Und alle andern Kälber! Der frechste Hund! Der schlimmste Hurentreiber! Wer kocht ihn ab, der alle abkocht? Weiber. Das fragt nicht, ob er will, er ist bereit. Das ist die sexuelle Hörigkeit. Er glaubt nicht an die Bibel, nicht an s B.G.B. Er meint, er ist der größte Egoist Weiß, daß wer n Weib sieht, schon verschoben ist. Und läßt kein Weib in seine Näh Er soll den Tag nicht vor dem Abend loben Denn vor es Nacht wird, liegt er wieder droben. So mancher Mann sah manchen Mann verrecken Ein großer Geist blieb in ner Hure stecken! Und die s mit ansahn, was sie sich auch schwuren - Als sie verreckten, wer begrub sie? Huren. Das fragt nicht, ob sie wolln, sie sind bereit. Das ist die sexuelle Hörigkeit. Der hält sich an die Bibel, der an s B.G.B. Ein Mann ein Christ! Ein Jud, ein Anarchist! Am Mittag zwingt men sich, daß man nicht Sell rie frißt. Nachmittags weiht man sich noch ner Idee. Am Abend sagt man mit mir geht s nach oben Und vor es Nacht wird, liegt man wieder droben. Da steht nun einer fast schon unterm Galgen Der Kalk ist schon gekauft, ihn einzukalken Sein Leben hängt an einem brüchigen Fädchen Und was hat er im Kopf, der Bursche? Mädchen. Schon unterm Galgen ist er noch bereit. Das ist die sexuelle Hörigkeit. Er ist shon sowieso verkauft mit Haut und Haar Er hat in ihrer Hand den Judaslohn gesehn Und sogar er beginnt nun zu verstehn Daß ihm des Weibes Loch das Grabloch war. Und er mag wüten gegen sich und toben - Bevor es Nacht wird, liegt er wieder droben. MACHEATH Meine Damen, lange bevor mein Stern über dieser Stadt aufging, lebte ich in den dürftigsten Verhältnissen mit einer von Ihnen Jenny, die mir die liebste war von den Mädchen. Zuhälter-Ballade MACHEATH In einer Zeit, die jetzt vergangen ist Lebten wir schon zusammen, sie und ich Die Zeit liegt fern wie hinter einem Rauch. Ich schützte sie, und sie ernährte mich. Es geht such anders, doch so geht es auch. Und wenn ein Freier kam, kroch ich aus unserm Bett Und drückte mich zu meinem Kirsch und war sehr nett Und wenn er blechte, sprach ich zu ihm Herr Wenn Sie mal wieder wollen — bitte sehr. So hielten wir s um gutes halbes Jahr In dem Bordell, wo unser Haushalt war. JENNY In jener Zeit, die jetzt vergangen ist, War er mein Freund und ich ein junges Ding. Und wenn kein Zaster war, hat er mich angehaucht Da hieß es gleich du, ich versetz dir deinen Ring. Ein Ring, ganz gut, doch ohne geht es auch. Da wurde ich aber tückisch, na ja, weißte! Ich fragt ihn manchmal direkt, was er sich erdreiste. Da hat er mir aber eins ins Zahnfleisch gelangt Da bin ich manchmal direkt drauf erkrankt! Das war so schön in diesem halben Jahr, In dem Bordell, wo unser Haushalt war. BEIDE In jener Zeit, die jetzt vergangen ist MACHEATH Die aber doch nicht ganz so trüb wie jetzt war JENNY Wenn man auch nur bei Tag zusammenlag MACHEATH Da sie ja, wie gesagt, nachts meist besetzt war! (Nachts ist es üblich, doch geht s auch bei Tag!) JENNY War ich dann auch einmal hops von dir. MACHEATH Da machten wir s s dann so dann lag ich unter ihr JENNY Weil er das Kind nicht schon im Leib erdrücken wollte MACHEATH Das aber doch dann in die Binsen gehen sollte. BEIDE Und dann war aus auch bald das halbe Jahr In dem Bordell, wo unser Haushalt war. AUSRUFER Die Huren verraten Macheath. Seeräuber-Jenny JENNY Meine Herren, heut sehen Sie mich Gläser abwaschen Und ich mache das Bett für jeden. Und Sie geben mir einen Penny und ich bedanke mich schnell Und Sie sehen meine Lumpen and dies lumpige Hotel Und Sie wissen nicht, mit wem Sie reden. Aber eines Tags wird ein Geschrei sein am Hafen Und man fragt Was ist das für ein Geschrei? Und man wird mich lächeln sehn bei meinen Gläsern Und man sagt Was lächelt die dabei? Und ein Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird liegen am Kai. Man sagt Geh, wisch deine Gläser, mein Kind! Und man reicht mir den Penny hin. Und der Penny wird genommen und das Bett wird gemacht. (Es wird keiner mehr drin schlafen in dieser Nacht) Und Sie wissen immer noch nicht, wer ich bin. Aber eines Tags wird ein Getös sein am Hafen Und man fragt Was ist das für ein Getös? Und man wird mich stehen sehn bei meinem Fenster, Und man sagt Was lächelt die so bös? Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird beschießen die Stadt. MeineHerren, da wird wohl Ihr Lachen aufhören Denn die Mauern werden fallen hin Und die Stadt wird gemacht dem Erdbodn gleich Nur ein lumpige Hotel wird verschont von jedem Streich Und man fragt Wer wohnt Besonderer darin? Und in dieser Nacht wird ein Geschrei um das Hotel sein Und man fragt Warum wird das Hotel verschont? Und man wird mich sehen treten aus der Tür gen Morgen Und man sagt Die hat darin gewohnt? Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird beflaggen den Mast. Und es werden kommen hundert gen Mittag an Land Und werden in den Schatten treten Und fangen einen jeglichen vor jeglicher Tür Und legen in Ketten und bringen vor mir Und fragen Welchen sollen wir töten? Und an diesem Mittag wird es still sein am Hafen Wenn man fragt, wer wohl sterben muß. Und dann werden Sie mich sagen hören Alle! Und wenn dann der Kopf fällt, sag ich Hoppla! Und das Schiff mit acht Segeln Und mit fünfzig Kanonen Wird entschwinden mit mir. Ballade vom angenehmen Leben MACHEATH Ihr Herrn, urteilt jetzt selbst, Ist das ein Leben? Ich finde nicht Geschmack an alledem. Als kleines Kind schon hörte ich mit Beben Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm! Da preist man uns das Leben großer Geister Das lebt mit einem Buch and nichts im Magen In einer Hütte, daran Ratten nagen. Mir bleibe man vom Leib mit solchem Kleister! Das simple Leben lebe, wer da mag! Ich habe (unter uns) genug davon. Kein Vögelchen von hier bis Babylon Vertrüge diese Kost nur einen Tag. Was hilft da Freiheit? Es ist nicht bequem. Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm! Die Abenteurer mit dem kühnen Wesen Und ihrer Gier, die Haut zum Markt zu tragen Die stets so frei sind und die Wahrheit sagen Damit die Spießer etwas Kühnes lesen Wenn man sie sieht, wie das am Abend friert Mit kalter Gattin stumm zu Bette geht Und horcht, ob niemand klatscht und nichts versteht Und trostlos in das Jahr fünftausend stiert. Jetzt frag ich Sie nur noch Ist das bequem? Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm! Ich selber könnte mich durchaus begreifen Wenn ich mich lieber groß und einsam sähe Doch sah ich solche Leute aus der Nähe Da sagt ich mir Das mußt du dir verkneifen. Armut bringt außer Weisheit auch Verdruß Und Kühnheit außer Ruhm auch bittre Mühn. Jetzt warst du arm und einsam, weis und kühn Jetzt machst du aber mit der Größe aber Schluß. Dann löst sich ganz von selbst das Glücksproblem Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm! AUSRUFER Macheath wird durch die Liebe eines anderen Weibes aus dem Gefängnis befreit. LUCY Du gemeiner Schuft, du. Du glaubst also, ich wisse nichts von der Geschichte mit Fräulein Peachum! POLLY Wo ist mein Mann? Oh, Mac, da bist du ja. Schau doch nicht weg, du brauchst dich nicht zu schämen vor mir. Ich bin doch deine Frau. LUCY Was hast du dir denn da ausgesucht? Eifersuchts-Duett LUCY Komm heraus, du Schönheit von Soho! Zeig doch mir mal deine schönen Beine! POLLY Bitte sehr! LUCY Ich möchte auch mal was Schönes sehen Denn so schön wie du gibt es doch keine! POLLY Gibt s auch nicht! LUCY Du sollst ja auf meinen Mac solch einen Eindruck machen! POLLY Soll ich das, soll ich das? LUCY Na, da muß ich aber wirklich lachen. POLLY Mußt du das, mußt du das? LUCY Ha, das wäre ja gelacht! POLLY So, das wär also gelacht? LUCY Wenn sich Mac aus dir was macht! POLLY Wenn sich Mac aus mir was macht? LUCY Ha ha ha ha ha! Mit so einer Befaßt sich sowieso keiner. POLLY Na, das werden wir ja sehn. LUCY Ja, das werden wir ja sehn. BEIDE Mackie und ich, wir lebten wie die Tauben Er liebt nur mich, das laß ich mir nicht rauben. Da muß ich schon so frei sein Das kann doch nicht vorbei sein Wenn da so n Mistvieh auftaucht! Lächerlich! POLLY Ach, man nennt mich Schönheit von Soho Und man sagt, ich hab so schöne Beine. LUCY Meinst du die? POLLY Man will ja auch mal was Schönes sehen Und man sagt, so schön gibt es nur eine. LUCY Du Dreckhaufen! POLLY Selber Dreckhaufen! Ich soll ja auf meinen Mann so einen Eindruck machen. LUCY Sollst du das? Sollst du das? POLLY Ja, da kann ich eben wirklich lachen. LUCY Kannst du das? Kannst du das? POLLY Ja, das wäre auch gelacht! LUCY Ach, das wär ja auch gelacht? POLLY Wenn sich wer aus mir nichts macht. LUCY Wenn sich wer aus dir nichts macht! POLLY Meinen Sie nicht auch mit so einer Befaßt sich sowieso keiner? LUCY Na, das werden wir ja sehn. POLLY Ja, das werden wir ja sehn. BEIDE Mackie and ich usw. Arie der Lucy LUCY Eifersucht! Wut, Liebe Und Furcht zugleich reißen mich in Stücke. Vom Sturm hin und her geworfen Vom Kummer zerbrochen. Das Rattengift steht bereit! Seit gestern kommt sie alle paar Stunden her, um mich zu sprechen. Oh dieses falsche Aas! Wahrscheinlich will sie sich an meiner Verzweiflung weiden! O Welt! O Menschen! Wie seid ihr schlecht! Diese Dame kennt mich noch nicht. Meinen Gin wird sie nicht trinken, damit sie nachher mit ihrem Mackie lustig sein kann. Sie stirbt durch meinen Gin! Sie stirbt durch meinen Gin! Sie stirbt! Sie stirbt! Ja, hier! Hier will ich sie sich winden sehen! Ich rette ihm das Leben Und diese Person soll den Rahm abschöpfen? Wenn ich dieses Mensch vergifte Dann kann die Welt aufatmen. AUSRUFER Macheath ist entkommen. Peachum rüstet zum Aufbruch. Durch eine Demonstration beabsichtigt er, den Krönungszug zu stören. PEACHUM Als der ägyptische König Ramses der Zweite gestorben war, ließ sich der Polizeihauptmann von Ninive, beziehungsweise Kairo, irgendeine Kleinigkeit gegen die untersten Schichten der Bevölkerung zu Schulden kommen. Die Folgen waren schon damals fürchterlich. Der Krönungszug der Thronfolgerin Semiramis wurde, wie s in den Geschichtsbüchern heißt, durch die allzu lebhafte Beteiligung der untersten Schichten der Bevölkerung zu einer Kette von Katastrophen . Die Historiker sind außer sich vor Entsetzen, wie furchtbar sich Semiramis ihrem Polizeihauptmann gegenüber benahm. Der Herr sei mit Ihnen, Brown. AUSRUFER Zweites Dreigroschen-Finale. Zweites Dreigroschen-Finale MACHEATH Ihr Herrn, die ihr uns lehrt, wie man brav leben Und Sünd und Missetat vermeiden kann Zuerst müßt ihr uns was zu fressen geben Dann könnt ihr reden damit fängt es an. Ihr, die ihr euren Wanst und unsre Bravheit liebt Das eine wisset ein für allemal Wie ihr es immer dreht und wie ihr s immer schiebt Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Erst muß es möglich sein auch armen Leuten Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden. STIMME HINTER DER SZENE Denn wovon lebt der Mensch? MACHEATH Denn wovon lebt der Mensch? Indem er stündlich Den Menschen peinigt, auszieht, anfällt, abwürgt und frißt. Nur dadurch lebt der Mensch, daß er so gründlich Vergessen kann, daß er ein Mensch doch ist. CHOR Ihr Herren, bildet euch nur da nichts ein Der Mensch lebt nur von Missetat allein! FRAU PEACHUM Ihr lehrt uns, wann ein Weib die Röcke heben Und ihre Augen einwärts drehen kann. Zuerst müßt ihr uns was zu fressen geben Dann könnt ihr reden damit fängt es an. Ihr, die auf unsre Scham und eure Lust besteht Das eine wisset ein für allemal Wie ihr es immer schiebt und wie ihr s immer dreht Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral. Erst muß es möglich sein auch armen Leuten Vom großen Brotlaib sich ihr Teil zu schneiden. STIMME HINTER DER SZENE Denn wovon lebt der Mensch? FRAU PEACHUM Denn wovon lebt der Mensch? usw. CHOR Ihr Herren, bildet euch nur da nichts ein Der Mensch lebt nur von Missetat allein! この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@ hanmyo Weill,Kurt/Die Dreigroschenoper/III+
https://w.atwiki.jp/oper/pages/1423.html
一幕オペラ (城砦の中の円形の広間。その空間を人の高さの通路が取り囲んでいて、その通路にはいくつもの銃眼がある。部隊のひとつがこの要塞の上の階に向かい、もうひとつの部隊は下に向かう。至る所に中世風の巨大な城壁があり、新たな戦争が起こる度に新たに築かれたものである。外壁が割れている所は、石と木とで一時的に修復されている。見張りは大きなオークの木のテーブルの周りにいる。革製の胸当と兜を身に着け、ぼろぼろだが戦闘の恰好をしている。彼らは身動きせず、眠っているのか、それとも疲労と物不足のため動かないだけなのかは、分からない。テーブルの上には錫の壺が幾つもあるが、コップはない。火が、弱々しい輝きで彼らを背後で照らしている。彼らはマスケット銃(火縄銃の一種)、剣などの武器を身に着け、何人かは胸甲を外している。夜が明け始める。朝一番の青色い光が銃眼から射しこみ、消えかかった火の赤黒い輝きと奇妙に混ざり合っている。) 軍曹 (白髪の老兵で完全武装し、上方の銃眼に沿って巡邏中。壁龕にぐっと身を押しつけて外を窺っている狙撃兵の所で立ち止まる。) 何か見えたか? 狙撃兵 (若い男、武器は持っていない) 夜が明けます。遠く東の方で赤い火柱が青白くなっています。炎が煙や埃となって飛び散っています。 軍曹 何でもない。ただ農家に火が放たれただけだ。 狙撃兵 何でもない… 軍曹 そうだ、敵が、まだいると言いたいのだ。まだそこで力があると、見せつけたいのだ。 狙撃兵 燃えたのは一軒の農家です。燃えている門から、家畜が盲滅法に飛び出して来て、杖をついた背中の曲がった農夫が、後を追っています、不平も言わず。誰もいない野原を走って行きます、暗い方へ。 軍曹 (頭を振って、同意せずに聴いている。下に座っている者たちを指して) あれは、見張りか? 狙撃兵 見張りです、もう交代はありません。休憩も休日もありません。容器に飲物はもうありません。人も動物ももう食べる物がありません。どうやって終わるのでしょう? 軍曹 あの方次第だ、あの司令官!完全武装して今夜一晩中ずっとテーブルにいる。蝋燭はとっくに燃え尽きてしまった、俺は巡邏中に見たんだ。身動きせずに地図と紙を見ている。お前もあの方のように自分の職務を果たせ、そうすれば終わる。 (軍曹は巡回を続ける。狙撃兵はまた銃眼の方を向き、あちこちの銃眼から外を見る。ますます空が白んでくる。) ピエモンテ人 (とても若く、下の見張りの所で目を覚まして歌う) バラノ花、 若者ノヨウニ、美シイ、 生マレ、咲キ、死ニ、 モウ戻ラナイ。 砲兵 (髭がなく、40代半ば、下で立ち上がる) 誰が歌っているのか? 狙撃兵 あのイタリア人の若造だ、皇帝の親書を持って、昨夜こっそりやって来た。5万人の兵士の中を抜けて来たんだ!破城槌、火薬籠、重砲を抜けて!ホルシュタイン人の全包囲軍をくぐり抜けて。 ピエモンテ人 モウ戻ラナイ。 砲兵 (やさしく) 大人になって、男盛りになって、もう一度戻るんじゃないのか?昨晩、俺は庭にいる夢を見たよ。 マスケット銃兵 (ぶっきらぼうに) 俺はワインの夢を見たぞ。 狙撃兵 お前らあのイタリア人の魔法にかかったな。戦争の夢は見なかったんだな。 ピエモンテ人 小サナ、ペドレッタ コノ上モナク甘ク歌ッテ… タッタ一人デ去ッテ行ッタ ソシテ二度ト戻ラナカッタ。 マスケット銃兵 お前、何歌ってんだ、余所から来た若造? ピエモンテ人 コンナニモ愛ラシイ娘 歌ッテモ留マルコトハナイ。 砲兵 故郷の娘を歌っている。俺らのための歌じゃない。女を見なくなってから、どのくらいになる? マスケット銃兵 (笑いながら) ワインがなくなってからくらいかな!もっと長いか! 砲兵 下の都市(まち)には頬のこけたのしかいない。腹をすかして死にそうな、婆あばかりだ。 マスケット銃兵 (イタリア人を揺すって) お前、歌で刺激するのは止めてくれ!喉が渇いてるんだ! ピエモンテ人 夕方ニハモウ キス一ツナク去ッテ行ク… 砲兵 キスだって、あぁ神様! 狙撃兵 奴は戦争というものを見たことがなかった。奴の故郷は平和なんだ。 マスケット銃兵 何だそれは、平和って? ラッパ手 誰がそんなこと知ってる?この10年間、俺は兵士の後をくっついてる。 兵士たち (ばらばらに) そして俺は!そして俺は!そして俺は! 狙撃兵 (イタリア人に意地悪く) おいお前、何だそれは、平和って?30年間知りたいもんだ! ピエモンテ人 敬虔ナオ母サン、故郷の家! 砲兵 母親のことを言っている、平和のことじゃない。 マスケット銃兵 (野卑に) 平和とかいうのがワインのことで、征服したての豊かな都市(まち)に女たちがいれば、そいつは俺の気に入るはずだ! 合唱 (ソロ歌手たちと) お前の故郷は平和だって、え? 人は何で生きるのか、給金がなかったら? 人は何を望むのか、黄金がなかったら? 大群が土地を抜けて行かないのか? そこには火事や戦闘はないのか? 大司教は自由都市の敵ではないのか? 持っていないものを、羨んだりしないのか? ピエモンテ人 (めそめそ泣きながら) モウ戻ラナイ。 マスケット銃兵 何も知らないんだ。俺らの言うことが分からないんだ。臆病な若造だ。 (兵士たちは今やすっかり元気になり、活動し始め、身支度し、甲冑と銃の方を見る。誰ももうピエモンテ人に注意を向けていない。) 狙撃兵 奴は一体何を知ってるんだ?俺らは何を知ってるんだ?教会が壊され、家々が焼かれ… 合唱 (ソロ歌手たちと一緒に、兵士たちも口ずさみ始める) 猫も杓子も聖書に誓う、 猫も杓子も銃に誓う、 誰も彼も消えてしまった、 誰も彼ももういない。 言葉で誓ったからには 俺らは名誉にかけたのだ! だから俺らはやっつける、 たとえ相手が悪魔だとしても。 合唱 (大勢の民衆が、舞台中央からずっと離れた所で) 腹ぺこだ! 狙撃兵 何か聞こえる。 砲兵 お前らのばかげた歌がこだまするだけだ! 合唱 パンをくれ! 軍曹 (再び上に現われて) しっかり見張れ!職務を果たせ! 合唱 (近づいて来て) 腹ぺこだ! 軍曹 歌っているのはお前らか!しかしこの年寄りの目に見えるのは… ラッパ手 俺には何も見えない。 マスケット銃兵 俺には灰色のねずみが数匹うごめいているのが見える。 軍曹 2000人、3000人もが砦の門に押し寄せて来ている! 都市(まち)からこっちへ! 狙撃兵 敵がか? 軍曹 くそっ。敵がいる。銃をとれ! マスケット銃兵 ねずみを打つのは誰だ! 軍曹 しかし兵士以外は、稜堡に入るのは禁じられているはずだ。 砲兵 カールス門は持ちこたえている。 合唱 (舞台の横・後方で、大声で) 腹ぺこだ!パンをくれ! 軍曹 明らかに暴動だ!装填しろ! ラッパ手 (笑って) カールス門には皇帝の狙撃兵がいて、ねずみたちと戦っている! マスケット銃兵 長槍を持って進み出る者がいる。あれはファイトの市民だ。 狙撃兵 恥を知れ、ファイトの市民! 軍曹 用心しろ、狙撃兵! マスケット銃兵 ブラボー、当たったぞ! (遠くから全体に民衆の悲鳴があがる。兵士たちの節操のない笑い声。) カールス門が大きく曲がっている… 軍曹 だがまだ… (鈍い爆音と不明瞭な入り乱れる声) 二番目の合唱 門が開いた!来るぞ!来るぞ!来るぞ! 軍曹 狙え! (兵士全員が従う) 合唱 (ますますはっきりと) 腹ぺこだ!腹ぺこだ! 将校 (階段を駆け上って来て) 待て!指揮をするのは誰だ? 軍曹 (報告する) 守衛本部、14名。兵士以外ここに来るのは、禁じられています… 将校 (拒否の合図をして) この都市(まち)の市長と議員たち、司教と聖職者たちが、すべての民衆と共に耳を傾けてほしいと懇願している。 軍曹 耳を傾けろだと…だが主門は閉まっている。 (兵士たちに) 銃眼から下がれ!階段に行け! (兵士たちは見張りとして、高所から下に続く階段の脇を固める) 葬送行進曲 (幽霊の群れのように代表団のメンバーが下から上がって来る。市長は、年はとっているが壮健で、髪はぼさぼさ。司教は高齢で、支えがいる。市の議員たちは、みすぼらしい姿、何人か女性がいる。彼らは周囲の人々に動揺して不安そうにあたりを見回す。兵士たちは、彼らの傍で、この哀れなグループを、興味深げに眺めている。突然、音を立てて武器が地面に置かれる。将校と軍曹は脱帽する。階段の上に司令官がいる。50歳くらいの美男子で、黒い服の上に黒い胸当てと鎖。右手に書類を持ち胸に当てている。) 合唱 (舞台の横・後方、近くまた強く) 腹ぺこだーパンをくれ!腹ぺこだーパンをくれ! 司令官 ここは皇帝の領土である。お前らは何を望むのか? 合唱 (舞台の横・後方で) パンをくれ!パンをくれ!降伏しろ!降伏しろ! 司令官 我らが主(あるじ)である皇帝のお慈悲により、 私がお前たちと話をすることが許された。 しかしお前たち皆が助けを呼んだり、 力づくで私の意志に従わないなら、 (彼は空いている左手でひとりの兵士のマスケット銃を掴み取り、それを高く上げて、代表団の足もとに投げつける。) その場合は私は返事をしないー それどころかこうだ! (全くの静寂) 市長 我々はあらゆる義務に従い恭順に、 敵にこの都市(まち)の開城を願います。 司令官 それだけか、ハンス・シュトス?あらゆる義務に従い恭順に 私はお前の心臓を引き裂いて、その血を注ぎ、 お前の名誉を町の緑地に投げつけてやる! 市長 私がこんなことをするのを、どうかお許しください。 私は農民にすぎず、読み書きは殆どできません、 ただ、失礼ですが、いったい誰と戦っているのですか? 私は敵を見ました、 私らと同じような人間です、 奴らは困窮しています、堀の外側で、 私らと同じように。 踏み込まれれば、私らと同じようにうめくし、 お祈りの時は、奴らも神に祈るでしょう。 代表団 困窮が困窮と戦っているのです。 困窮が困窮に勝つだけです。 市長 司令官殿、この困窮には耐えられません。 司令官 私がそれを知らないとでも?私はお前たちを守ってやらなかったか?お前たちの空腹が私の空腹とは別物だと? (司教に) あなたまでが、尊敬すべき司教様、あなたまでが? そんなに早くあなたの神を見捨てるのですか? 祭壇に別の信仰をもたらすのですか? もう裁きの日が近いのだし、自分の歳を考えなさい! 司教 あなたのお言葉通りにします。 義務に従い恭順に 私は自分で心臓を引き裂き、 飢えている人々に飲むように与えましょう! 謙虚なるものだけが、勝利を得るのです! 司令官 勝利だと!その弱々しい口から 何たる狼煙(のろし)が出ることか! 勝利だと!あなたは私の前に 何たる松明を立てることか! その言葉は、私を 星までも飛んでやろうへと駆り立てる。 勝利だと!理解しがたい、ご立派な 天上で生まれた概念、勝利よ! 汝は私の前で何と輝くことか 私が汝を忘れることなど、望まれまい! 勝利よ、私は汝に従います 私の最も暗澹たる時に、 勝利よ、我がご立派な近づき難き神よ! 合唱 (舞台の横・後方、だがすぐ近くで) パンをくれ!パンをくれ! 腹ぺこだ、腹ぺこだ! 兵士たち (熱狂的に) 戦場へ!戦場へ! 合唱 (舞台の横・後方で) 悲惨だ、悲惨だ、パンをくれ! 辛い、辛い、辛い、腹ぺこだ。 代表団 困窮が困窮と戦っているのです。 困窮が困窮に勝つだけです。 合唱 (舞台の横・後方で) 悲惨だ、腹ぺこだ!戦争! (合図。すべてが一瞬静まり返る。将校は階段を急ぐ。彼の向かいに一人の士官がいて、全身泥にまみれ、ぼろぼろで、頭には一部包帯を巻いている。) 前線の士官 司令官殿! 司令官 言え! 前線の士官 砲身には弾がありません、 火薬は濡れました! 武器は錆びています! 敵はまだ動いていませんが、 攻撃してきたら、もうどうしようもありません! 我々も都市(まち)も全滅です… 合唱 (舞台の横・後方で) パンをくれ!パンをくれ! 代表団 彼らは勝利しない、 彼らは我々を守ってくれない、 彼らは我々を死ぬまで苦しめる。 前線の士官 この城砦の下に、 すべての弾薬があることを、我々は知っています… それをください!我々を助けてください! 司令官 助けるのが私の役目、命じるのが私の役目、 だが、弾薬はこの場から動かぬ。 前線の士官 あぁ!それなら破滅だ、 病気にむしばまれ、 死に向き合い そして無防備とは! (膝を落とす) 司令官 (彼を引き起こして) 黙れ!見よ、この私の手元にあるのは、 皇帝からの親書だ、 皇帝は我が主君だ、 お前の主君であり、我々みんなの主君だ! 主君のご意志が 私に道をくだされた。 (彼は書状を広げ、全員が近寄る。緊張感が漂う。) 『私はこの都市(まち)を守らねばならぬ、 何が起ころうとも! 王位についた我が頭(こうべ)に代わり、 この最高の価値に代わり この都市(まち)は陥落する! 汝は名誉にかけて私に証人となるのだ、 この都市が陥落するとは、消滅することだ。』 (代表団の女が一人、真っ青な顔をして、別のグループからゆっくり、司令官の方まで進む。) 女 皇帝の言うことが正しいなら、 兵士よ、お前は死ぬのです! 皇帝の言うことが正しくなくても、 農民よ、破滅です! 30年間の長きにわたり、 畑には作物が植えられず、 30年間の長きにわたり、 略奪と殺戮! 代表団 我々はもう知りません、 平和とはどういうことか! 合唱 (舞台の横・後方で) 殺戮と憎悪!憎悪と殺戮! 女 戦争とは何か、あの方に言ってください、 私たちの子供を殺す方に! ひとりの議員 (地面に身を投げて) 私の息子たちは死にました、 私の孫たちはパンの周りをうろついています! 二人目の議員 (同様に) 破壊された家々の周りで、装甲室の周りで 猟師はねずみを追っています! 三人目の議員 (同様に) 飢えの苦しみ以上に 憎悪と猜疑心がはびこっています! 一人目の議員 (激しく) 殺してくれ、まず私とそれからみんな、 銃弾が落ちる前に! 代表団 我々みんな殺してくれ!我々を殺してくれ! 合唱 (舞台の横・後方で) 殺人者よ、みんなを! 女 (司令官に) 今こそ勝利に向かって叫ぶのです、さあ! (太陽が昇り、銃眼から赤く輝く。司令官は様子が変わり、動揺している。部下の兵士たちを見る。そこでも何人かが跪いている。彼は急いで目をそらす。長い間) 司令官 よろしい、とにかく聞き給え、 早朝に赤く輝く、あの太陽は、 決して裏切ることはない! お前たち皆、仕事に就け、 お前たちは銃をとるんだ! そしてお前、ハンス・シュトス、 お前の仲間に言うんだ、時間を限ろう、 太陽が南中するまでだ。 それまでに何か合図がお前たちにある、 はっきりした確かな合図だ、 分かりにくいものではない、重大な合図だ! その時には門を開ける!行け!行くんだ! 合唱 (代表団はゆっくり離れながら) あなたに祝福がありますように、司令官様! あなたは我等に命をくれた、希望をくれた、命をくれた! 合唱 (舞台の横・後方で、応じるように) パンをくれ!希望をくれ!命をくれ! 司令官 この臆病の一言が 勝利の歓喜を呼び起こすのか? 私は征服のことを言ったのに、 彼らは私を祝福すると? お前らは平和を贖うのか 私の恥辱と引き換えに? 合唱 (舞台の横・後方で) 命、希望、勇気! 司令官 自分だけ救われる? 自分だけ助かる? 下衆な命!哀願する命! (見張りに至るまで、全員立ち去る。部下の兵士たちに) お前たち老兵は数々の戦闘で 私に忠実に仕えてくれた、 お前たち若い者は私を信じてくれている。 お前たち他の者も、私の無理な要求に 戦場で冷淡な顔をするだけだった。 私はお前たちが大好きだ! 歓喜の声を聞いたか?お前たちも思ったか、 私が主君を裏切ったと?違う! 今、私はお前たちに命じる、 下りろ、お前たちみんな、城砦の地下室に! 良質の火薬、瀝青 ギリシャ火薬がまさに私の足下に 積み上げられている!私は備蓄したのだ このために、勝利のために! 進め、男ども! 従わない者は、死ぬことになる、 従っても、死ぬことになる! 我が勝利の粗悪な松明は、 炎のない煙をたて、目に見えない煤を出す… 私に火縄をくれ! 兵士の合唱 (理解して) こん畜生! 司令官 (軍曹に、乗馬歌ふう) マグデブルクの 騎兵戦で、 剣と兜が 光っていた、 死神が瞳に 笑みを浮かべた 何て憐れな 奴らなんだ。 マグデブルクの 騎兵戦で、 呻きと嘆きが たくさんあった! その時ひとりの 老竜騎兵が 騎士を背中に 載せて運んだ! 今日その日が 近づいている、 昔の借りを 返す日が。 下で仕事を 済ませたら、 お前は直ぐに さっさと逃げろ… 軍曹 マグデブルクの 騎兵戦で、 俺はあんたを、助けてやった。 そうして始まって きたからには、 あんたと一緒に 終わらせてくれ! (司令官は無言で彼の目を見て彼にキスする) 司令官 (砲兵に) ボヘミアの地の 猟師たち、 冷酷そして 大胆不敵! 狼藉者が 一人の手から そいつの剣を 打ち落とした。 私は死ぬのか、不名誉にも? どうすることも できなかった! その時剣を くれたのが ここにいる奴 この大将! それから長い 時間が過ぎた そのお返しの 日が来たのだ! 平和を夢見る 猟師の心 私はそれを 知っている! 砲兵 (同じ調子で) 夢なんか、どうでもいい! 俺が守るのは 忠誠と名誉! 我が大将よ 猟師は二度と あんたにあんなこと させるものか… (司令官は無言で長らく彼を見つめ、彼の手を握り、続いて狙撃兵の方に向きを変える。) 狙撃兵 戦士でもない、英雄でもない、 俺は勝利に 程遠い! 時が俺を この仕事に就けただけ、 戦闘も戦争も 大嫌いだ! 遠く離れた 何処かへと、 憧れが俺を 駆り立てる、 俺を愛してくれる 誰かのいる所 俺はそれを 見つけるんだ。 あんたは黙って 俺を見ている、 俺の目に 涙が溢れる、 なぁ主人よ、あんたは立派だ、 俺はあんたから 離れない! 司令官 偉業はなくても、我が最高の戦士!そしてお前たち、雇われの勇士たち、私のもとに残るか?行くか? マスケット銃兵 殴ったり刺したりの、給金はちゃんともらった!しかしあんたの望みとあらば、司令官殿、一銭もいらない。 ラッパ手 勇敢に戦争に続け、そこで鳴るのはラッパだ、死神のバイオリンではない!俺は行くぞ! 兵士の合唱 (色々なバラバラの声で、また何人か同時に) 行くも、残るも! 残るも、行くも! それは兵士の運命だ! 司令官 行け、みんな行くんだ! 勇敢な若者よ、 この最後の奇跡の手紙に、お前に感謝する、 この手紙から力が 私の全身を血が回り、 文字のひとつひとつが 私の死への点火の合図となった。 この手紙に力強く お答えします、主君たる皇帝よ! (彼は、右手を高く上げて親書を持ち、いきなり階段を上る。兵士たちは動かないまま。司令官は階段でもう一度向きを変えて、分かりやすい命令口調で呼びかける。) 命令だ!仕事に就け!火薬樽準備! そして、点火! (兵士たちはぼおっとした状態から目を覚まし、音を立ててごちゃごちゃに階段を下りる。司令官は上に去る。舞台は空っぽになる。太陽が銃眼から力強く輝く。司令官の妻が恐る恐る、取り乱して、階段を上がって来る。彼よりずっと若く、半ば戦時中の恰好をしている。彼女は、そこに誰もいないのに驚き、訝しげに、だが怖がらずに、あたりを見回す。) マリア どうしたの?誰もいないの?焼き払ったの、 武器は、無益に、使われず、放り出されている、 まるで怯えた手から投げだされたような? 下からの轟音は何?城を壊すために そこに秘密の通路を掘っているの? 私たちみんなを守ってくれている、その胴体から 次から次へと石を剥がしていくの? 空っぽでぞっとする!冷たい腕が 私を包み込む、まるで地下墓地みたい! この下に死番虫がいて、陰気な音を立てて、 私たちに最期の時を知らせてくれるとでもいうの? 恐ろしい光景は男たちの死のように空虚。 男たちは私を避けている。重い苦悩や困窮があっても 私と会う時はいつも、かつては明るく振舞った。 粗野な男たちは、苦難の中でも、微笑んだ、 私の目は彼らに希望、天の光のように見えた。 けれど今日私は街で見知らぬ人たち 一人一人の目に秘めた輝きがあるのを見た! それはまるで、幸先よいと私に合図しているみたい、 何かを私に感謝しているみたい、 私はまだ何もしていないのに、満面の笑みのようなものが、 平和と秘密に満ちて 四方八方から私の方にやって来た。 (彼女は深く思い込む) この荒れ果てた塔の中に一人だけ 笑ったことがない男がいる。ただ命令に、職務に 何年もの苛酷な年月、彼の唇は仕えた。 それにもかかわらず私の目はこのただ一人の男を 彼の深い愛情に満たされてずっと求めている、 私が慰めてあげた、戦争で苦しんでいる すべての人よりも。何故なの、愛するあなた、 貧しい人々の心がその光と共に 私に開かれても、あなたは、あなたは そんなに深く身を隠しているの? あなたは激しい戦闘から戻って来た時に、 よく甲冑を解かせて下さった、ただ目に見えずに その胸を包んでいる、原石が 私には見抜けなかった! 私が結婚したのは、夫のあなたではなくて、戦争だった。 大砲の轟音が あの時、婚礼の歌だった。そして私はあなたにお願いした、 跪いて嘆願した、 たとえ戦争が禁じても、あなたの傍にいたいと。 あなたは微笑んだ。たった一度の微笑みだった、 この結婚式の日が最後となった。 この微笑みを私は二度と見ていない、 だってそれは平和を意味してるから。 天はこの間に何週間も続く嵐に また嵐を与えた。暗闇と 霧が私を孤独に閉じ込めた。 その陰気な姿が消えた、高く、 戦争で踏み荒らされた、荒野の上高く、 この苦悩の都市(まち)、飢餓の都市の上高く、 輝きながら太陽が昇る!太陽が私に もう一度力をくれる!私の希望を掻き立て、 私をあなたの所に連れて来る! 私はこれ以上待てない、苦しみは終わりだ! 私は二度とあなたが微笑むのを見られないの?二度と、 大切な人?愛するあなた、見て、秋の太陽が催促してる! 最後の時に至福よ来たれ! (彼女は感極まってくずおれる。司令官が上に現れる。ひどく驚いている。) いいえ、すべては空しい希望! 真剣に直視するんだ! 司令官 マリア、お前が?こんな時に 城砦に来るのは禁じたはずだ。 戦争は苛酷だ、変化が起きる、 大きな番狂わせが! マリア 何て響きなの あなたの声は? ここの殺伐さは何故? 下でがたがたするのは何? ぞっとする寒気が 至る所で? 胸騒ぎがする。 (彼女は彼の方に行こうとする) 司令官 来るな、マリア! 皇帝の親書が 決断を求めているのだ。 マリア それだけ?それなら本当のことを! 愛するあなた、本当のことを言って! 私を許して、この戦争の最中に私は あなたに重荷だった、でも私の心だって もっと苛酷に耐えていたのよ。 沈黙が、苦渋の沈黙が あなたには課せられていた、 戦争は私の舌をも やっぱり凍らせる。 だけど来るに違いない、 待つのが終わりになる日が、 その時、光を求めずにいられなくなる この太陽と共に。 愛するあなた、私が知りたいのは本当のこと そしてあなたのこと! 司令官 マリア!本当のことを言うと、 悲痛で、冷酷な本当のことを言うと 一時間もすれば この都市(まち)は消滅する 敵が大波のように押し寄せてきて! 一時間もすれば 私の力は終わりになる、 主君が私に命じた、 この仕事は終わりになる。 マリア そんなことはあり得ない! 私の夫はそんなことは言わない! 司令官 愛する妻よ、奴らがお前を見つけて、 この捕らわれの身の恥辱を 増やすようなことをするな! 余所者が来る前に逃げろ! マリア 太陽が私を強くしてくれた、 私に希望をくれた、 私に力もくれる、 あらゆることに耐える力を! 輝かしき太陽、真実の星よ、 彼が死ぬまで私を離さないようにして! 司令官 マリア、愛する妻よ、お前は太陽を見たのか? 最後にそれは夜を照らすのだ! この塔は無に沈む。都市(まち)に立ち去れ! 今お前を掴んでいるこの腕は、墓でお前を抱くことになる。 マリア ありがとう、太陽よ、彼の目が輝いてる、 ありがとう、朝よ、お前は私を欺かなかった。 見て、私にはお前が 優しく施しをしてくれるように見える、 最高の愛の象徴! 今、愛するあの人の心を照らしてください、 あの強い腕に、私を掴む力を 与えてください、この愛とひとつになって、 私を死ぬまで離さないように。 太陽よ、太陽よ、至福の結末です、 もう決して離れない、ようこそ死神! 司令官 (彼女と同時に) お前が若かった時、黙っているその犠牲者から 躊躇なくその軍人は奪ったのだ、 お前の愛には、苦悩に満ちて断念してくれたことに 厳しい職務はただ黙って感謝するしかない。 もはやこの疲れた男には太陽が輝くことはなく、 もはやこの声は慰めを与えることはない、 元気を与えるあらゆるものは、目の輝きとかは、 お前の愛する男には、もうすぐ消えてしまう、 犠牲はもうたくさんだ、苦悩はもうたくさんだ 永遠に愛する妻よ、避難しろ! マリア またお別れ?それは永遠に辛い! 私たちの愛のためというなら、 私と一緒に逃げて! 司令官 皇帝が広間に立っておられた。 皇帝は十字架を持っていた。 お前がしているように私を抱いていた、 その時私は十字架に誓ったのだ。 そして今夜再び 皇帝はその誓いを思い出させた。 『私にこの都市(まち)を死守してくれ、私が知っていることを、お前は知らない!私に私の都市を死守してくれ、一時間一時間が貴重だ。そしてお前が死守できないなら、私はお前の名誉を抹消する!』 マリア 名誉の命令は恐ろしい。 命令は愛には全く通用しない! あなたが誓った、その命令は恐ろしい、 心の奥底の祈りを誰も聞いていない! 司令官 (同時に) 名誉の命令は光栄だ。 この地上に これ以上のものはない! 私が誓った、 その命令は光栄だ、 力強く神の高みにまで届く! マリア (大変堂々と賛美歌風に誓いながら) 戦争よ、恐怖の死神、戦争よ、 お前にはまだ犠牲が十分ではないの? お前はまだ名誉という体裁を借りて、 あの人を殺すの、私のすべてであるあの人を? お聞き、戦争よ、私も兵士だった! 私が戦ったのはあなたとだけ 私の愛のために! 呪われろ、戦争よ! お聞き、戦争よ! 最後の、永遠の勝利は私のもの! 太陽が、その光で私に呼びかけた! 愛する人よ、私はこの光の呼びかけについて行く、 愛する人よ、私は、あなたと共に死にに行く。 司令官 (彼女と同時に、同様に) 戦争よ、栄光の思想、戦争よ、 力を持つお前がその頭をもたげるといつも、 服従はいかなる些細な動きにも屈し、 命そのものが男の名誉の代償となった! お聞き、戦争よ、 私は兵士にすぎなかった! 私が知っているのは、生涯を通じて示す忠誠だけ 私の主君であった方への、忠誠! 祝福あれ、戦争よ! 忠誠が、その光で私に呼びかけた! 愛する妻よ、私はこの永遠の呼びかけについて行く、 愛する妻よ、私は、あなたと共に死にに行く。 (司令官は感慨深げに彼女を抱き寄せる。長い抱擁。光はこの戦争の誓いの間に変わり、薄暗くなる。ゆっくりと、一人ずつ兵士たちが下から上がって来る。最後は火縄を手にした軍曹。司令官は一瞬、抱擁から身を引き、大げさな身振りで彼に塔の底に行くように示す。火縄を手に軍曹は階段を一歩一歩下りて行く。兵士たちは跪き、何人かは顔を覆う。司令官とマリアは再びしっかり抱き合う。深い静寂。遠くから大砲を撃つ音。) 司令官 (立ち上がって) 待ちに待った合図だ! (二つ目の大砲の音。兵士たちは無気力な状態から目覚めて銃眼に突進する。軍曹が戻って来て、火縄を手にして問いかけるように立っている。司令官は彼の手から火縄を奪い取り、それを踏み消す。軍曹は銃眼へ駆け上がる。) 位置につけ!攻撃! (三つ目の大砲の音) 戦って死ぬのだ、遂にきたか、あぁ! (深い静寂) 軍曹 (銃眼のひとつで) 何も見えません… 司令官 あの攻撃は、あの攻撃は、何処から? 軍曹 何処にも攻撃はありません、野原は空っぽです。 兵士たち 薄暗くなってきた。何もかも静かだ。一面の霧… (遠くから鐘の音) マリア (立ち上がって、小声で) いいえ、死の霧じゃない、 永遠の太陽の一条の明るい光が 私に差し込んでくる! おぉ、鳴り響く希望! 軍曹 鐘の音だ!この都市(まち)の鐘の音ではない! マリア この光の声を、誰も知らない、 誰も言わないなら、私が褒めたたえよう! 砲兵 今鳴っているのは マリアの塔からだ。 祝日にだって 禁止されていたのに! 狙撃兵 そして向こうで鳴っているのは マグダレーンの鐘だ! 響きからそれと 分かるだけで、 鐘自体は聞こえない。 軍曹 今度はこの都市(まち)の塔だ! なんて早打ちだ! よほど丈夫な綱に 引っ掛けてある! 狙撃兵 大聖堂でも始まる! 力強い音だ! 我々の塔に歓喜の声が響いている、 嵐のように響いている! マリア 私を幸せにしてくれた 太陽が今度は鳴り響く? 歌っているのは、鐘の音、 それが私たちに自由をくれる! 至福の響き、 きらめく音、 祝福あれ! 司令官 (厳しい表情で入って来て) 敵だ、敵だ! 攻撃は何処だ? 軍曹 敵に動きが! 司令官 遂にか!狙撃兵、何か見えるか? 狙撃兵 (外を見て) 長い列です、 最初に騎兵、 歩兵隊が続きます、 だが戦闘には向かっていません。 堀を跳び越え、 もうすぐ近くに来て、我々を包囲します! 司令官 (その間に繰り返す) 最初に騎兵、 歩兵隊が続く、 堀を跳び越え、 我々を包囲する… マリア (跪いて) 私を導いてくれた、光よ、 私たちを救ってくれた、光よ、 それが本当ではありませんように! 狙撃兵 彼らは整列して、立っています、 隊長たちの命令に従って 向こうの方に 勢揃いしています。 司令官 ばかな!お前は盲目か! (将校が階段を駆け上がる) 点火の準備をしろ! 武器だ!武器を、こっちへ! 将校 歩哨の報告ですと、 敵の行進は 連隊旗を飾り立て、 大砲に花冠をつけ、 白旗を掲げています! 司令官 戦争の罠だ! 市門を閉めろ! 将校 遅すぎます!敵が 我々を包囲しています! すべての稜堡で! すべての堀で! 司令官 私は誓ったのだ、 この都市(まち)を一歩も 敵に踏ませないと! そして私は自分で敵に 対峙しなければならない、 たった一人の男なのだ! 平和なんかなくていい! (鐘が再び鳴り始める。市長が代表団と共に戻って来る。様子がすっかり変わり、清々しく、嬉しそうだ。) 市長 合図だ、合図だ あなたの約束した、 幸せをもたらす合図だ、 次々に塔から塔へと! 司教 教会の鐘が、 神の僕(しもべ)が、 重大な、神の知らせを 公布します! 二番目の合唱 おぉ、平和の日よ! それを最初に 公布するのはあなたです、 司令官殿! あなたに最高の、 永遠の感謝を! (鐘が鳴り止む) 司令官 私は平和のことなど何も知らん! そんな不快などよめきなど 私の耳に入れるな! 皇帝の意志は 私に死守を命じた、 私に勝利を命じた! 市長 鐘の音は 敵がいないということです。 門が開くと、 彼らは入ってきます。 木の葉と花冠と 美しい旗で 都市(まち)を飾りましょう! 奇跡がなされたのです、 命令でもなく、指図でもなく、 部隊は新緑の小枝を携えています、 花輪を作って彼らは門に入ってきます、 歓迎の声に囲まれて、 まるで天の力が 時節の難しい局面を取り替えたみたいだ。 (鐘が再び鳴り始め、ホルシュタイン人が入場するまで高まる。) 歓喜がどよめく 歓声がわく 合図し広まる 口から口へ、 手から手へ、 通りを抜け、 町から町へ、 国じゅうへ! 至福の言葉! 最上の感覚! それをもたらした、輝ける日 永遠の奇跡の力! (ホルシュタイン人の部隊が近づいて来て、徐々に入場) ホルシュタイン人 (まだ舞台の外側で) 何処にいるのだ、 この戦争きっての英雄は? その戦士は何処だ、 10倍もの軍勢に 獅子のように立ち向かった男は? (敵の司令官のホルシュタイン人が従者を連れて入場。要塞にいる司令官よりずっと若く、彼の部下ははるかによい身なりで武装している) 司令官 何処にいるのだ、 その向こう見ずな敵は、 大胆不敵に 押し入ってきた奴、 我が皇帝の意志に逆らい、 私の意志に逆らった男は? (ホルシュタイン人は近づいて、恭しく帽子を取る) ホルシュタイン人 聞きたまえ、司令官、 力を持つ英雄よ、 ミュンスターに列席したのは、 皇帝の使節団、 諸侯の使節団、 大司教の、諸都市の、 全ての国の使節団。 会議は上手くいった、 即ち30年に亘る 戦争の脅威は 今日の日をもって 終わりとなる! 合唱 (舞台の横・後方で) 平和だ!平和だ!平和だ! マリア 途方もない知らせ! 永遠の太陽よ、お前は こうして真実をもたらし、 救済の光で 世界を満たしてくれる! 司令官 (彼女を引き寄せ) この邪悪な、油断できない 言葉を信用するな、妻よ! 愛する妻よ、私のもとへ! ホルシュタイン人 厳しい歓迎の挨拶だな、 この開かれた心に対して! 馬車はもう運んで来ている、 あなたたちを助けるために、 平和と友情を、 食料とパンを! (更に近づいて、彼の手を取ろうとする) 司令官 (手を引っ込めて) 忌々しい約束! 忌々しい使者、 そいつがこの国を荒廃させ、 教会を破壊し、 農家を焼き払ったのだ… ホルシュタイン人 終ったことは、水に流せ! 昨日の敵が、 今日は仲間。 司令官 昨日の敵だ! 本物の敵だ、 今日は裏切者、 嘘と偽りだ! ホルシュタイン人 (後ずさりして) 昨日もまた 竜のごとく出撃し 武力を用いて 新たな信仰の告白者を 仕留めたのは誰だ? 司令官 北からこの国を荒らしながら 侵略するのは誰だ、 憎悪の砲火か? ホルシュタイン人 若者たちを刈り集めて 夜の闇に押いやったのは誰だ? 司令官 私が踏み潰したのは異教徒だ! ホルシュタイン人 私並びに帝国全土の信仰に対して 道を封鎖したのは誰だ? 司令官 皇帝の都市(まち)と我が要塞は永遠なり、異教徒め! ホルシュタイン人 その言葉は知っている! 司令官 それに私には力がある! ホルシュタイン人 旧勢力の 邪悪な保護者め、 空っぽの命令で、 ごつごつした言葉で、 空虚で妖怪じみて 影のように お前は精神を保っている、 神の言葉や、 青春の活力が この国にはない! 司令官 邪教は嫌いだ、 邪教はこの私の 剣が斃す! (彼が剣を抜くと、ホルシュタイン人は自分の剣に手をかけるが、抜くことはしない。マリアが男たちの間に身を投じる。) マリア 愛するあなた、剣はいけません! 不和だの敵対だの そんな言葉はもうないのです! 言葉って何? 使者って何? この人の後ろを見て あの輝きに満ちた通りを、 この人の後ろを見て あの立派なお方を、 あの輝かしい支配者を、 あのお方がこの人の主君で、 この人を遣わした、 あのお方は皇帝以上で 私たちみんな以上! ええ、それは平和です! 私をちゃんと見て、 私の目を見て、 頑なにならないで この人を信じて! (司令官は長い間彼女を見つめ、それからホルシュタイン人に目を移す。彼らは互いに無言で対峙し合う。突然、司令官は剣を外して投げ、感極まり彼らは互いに抱き合う。この間に舞台は徐々に双方の民衆、兵士でいっぱいになる。) 合唱 (舞台の横・後方で) ようこそご入場を、 新しい支配者よ、 若き王よ、 至福に満ちた平和よ、 我々はあなたに敬意を表します。 もう余所者ではありません、 もう敵ではありません! 至福に満ちた平和よ、 今度こそ本当ですね? マリア 鐘の音!鐘の音、 輝ける奇跡! 人間の心に 戦争の死を知らせる 再生を告げる命の鐘の音。 太陽が始めたことが、 澄み切った 目に見えない 空気の小道を示す、 至福の鐘の音が、 こうして恩寵に終るのです! 輝ける奇跡、 再生を告げる命の鐘の音。 鳴り止まないで! 絶対に!絶対に! 代表団、兵士たち、ソロ歌手たち この声が聞こえるか? それは我々の声か? それは余所者の声か? 幽霊の物音のように 奇妙に響く。 我々を束縛するのは 古くからの城壁か? あそこで、彼らは光の中で 幸せそうに歩いている、 外にあった国境は崩れた! ご覧、彼らはもう抱き合っている! ようこそ、至福に満ちた平和! 合唱 (舞台の横・後方で、同時に) 太昔からの重荷が 我々から取り除かれ、 胸が軽くなる! 幸せに心が震える! 目が眩む、 力を持つ王よ、 若き支配者よ、あなたが 我々をより良き世界に 高めてくれる! 幸せに心が震える! 女性合唱 (舞台の横・後方で、近づきながら) 子供たちよ、思い切って 足を踏み出しなさい! 何年間もずっと 暗い時代だったけれど、 今我々を包むのは 至福の光。 子供たちよ、思い切って その輝きを信じなさい、 最初の歩みだったのは、 さあダンスよ! 老人たち わしらの足はしり込みし、 わしらの目は怯えている、 わしらにも平和は見える、 だが長くはない。 わしらは別の場所へと移って行く、 だがわしらは 光り輝く門を抜けて行くのだ! 市長 なんと我々に呼びかけることか、 何千人もが口々に、 なんと我々を諭すことか、 何千人もの声が! ここはまだ 暗くて、重い、 黒いこぶしで 我々を拘束する要塞か? それとも明るい雲が もう我々をそちらへ 連れていってくれるのか、兄弟よ? 司教 その言葉が実現することを 私は褒めたたえます、 それは恩寵の賜物です 平和の神よ! 二人 ようこそご入場を 輝ける平和! 合唱 (舞台の横・後方で) この抱擁、 このキス! そしてその後 祝いの手を より良き仕事へ向けよう、 平和という仕事へ! 男性合唱 (舞台上で) そしてその後 窮屈な壁を取り払おう! もう余所者ではありません、 もう敵ではありません! 至福に満ちた平和よ、 ようこそご入場を! 女性合唱 (登場しながら) 行きましょう、行きましょう! 圧迫する、煩わしい 城壁を取り払いましょう! 全員 至福に満ちた平和よ、 今度こそ本当ですね? (外から群衆の押し寄せるものすごい騒音。鐘の音と砲声。) 司令官とホルシュタイン人 (まだ群衆を制止するかのように、すべてを凌駕する大声で) 何故我々は戦ったのか 何年も何年も? それは皇帝の 昔からの権力だったのか? 新しい信仰の 力強い意志だったのか? 我々を分けたのは、 単なる憎しみだったのか? 鐘の音、鐘の音、 輝ける音色、 しかしそれ以上に 歓喜する人々の 至福に満ちた声! 今この時 抱き合う幸せ、 忠誠をめぐっては 勝利や破滅があったが、 友情をめぐっては あるのは輝ける再生、 あるのはただ、我らが勝利! マリア (同時に) 太陽よ、太陽よ、永遠の太陽よ! お前が始めた、 奇跡を完成させなさい! 両腕を広げて、 城壁を焼き払い、 私たちを包み込んで! お互いが離れがたく、、 果てしないと分かるように、、 私たちをお前のもとへ! (城壁が開き、塔が沈む。太陽の光が差し込み、押し寄せる群衆でいっぱいになる。) 合唱 ようこそご入城を、 輝ける王よ、 すばらしき支配者よ、 永遠の平和よ、ようこそご入城を! 二番目の合唱 ようこそご入城を、 新しき仲間、 我々を分かつものは何もない 永遠の平和よ、ようこそ! 全員 勇気をもって考えよ、 勇気をもって信じるのだ、 勇気をもって神の光に 目を向けよう! 我々を動揺させ、 我々の目を眩ますような、 そういう兆しはまだあって、 決して終わることはない。 我々が勇気を持って 踏み出そうとしない、架け橋、 それはやすやすと 未来を担ってくれるだろう。 勇気をもって考えよう、 勇気をもって信じよう、 力強い愛の抱擁に 身をゆだねよう! 心を流れる、 果てしない歓喜! 愛の炎よ、 上がれ、上がれ、 支配者の魂のもとへ! EINZIGER AKT Kreisrunder Saal in der Zitadelle. Den Raum umschliesst in Manneshöhe ein Gang, in dem die Schiessscharten liegen. Eine Treppe führt zum höheren Stockwerk der Feste empor, eine zweite in die Tiefe. Überall Riesenmauern, mittelalterlich, neu bezogen zum Zwecke des neuen Krieges. Wo das Gemäuer klafft, ist es flüchtig mit Stein und Holz wiederhergestellt. Die Wache an einem grossen Eichentisch. Verwitterte, mar-tialische Gestalten in Lederkollern und Helm. Sie sind regungs-los, man weiss nicht, ob sie schlafen oder nur erstarrt sind vor Müdigkeit und Entbehrung. Auf dem Tisch Zinnkrüge, aber kein Becher. Das Feuer, ihnen im Rücken, beleuchtet sie mit schwachem Schein. Sie sind von ihren gewaltigen Waffen um-geben, Musketen, Schwertern, Bihändern, einige haben den Kürass abgelegt. Anbrechender Morgen. Erstes Blau aus den Schiessscharten, seltsam vermischt mit dem dunkelroten Schein des ersterbenden Feuers WACHTMEISTER alter, grauhaariger Soldat in voller Waffenrüstung, auf seiner Runde oben an den Scharten. Bei einem Schützen macht er halt, der tief in die Nische gedrückt ist und hinausspäht Hast was gesehn? SCHÜTZE jüngerer Mann, ohne Gewehr Morgen dämmert. Verblasst die rote Säule weit im Osten. Flamme zerstiebt in Rauch und Staub. WACHTMEISTER Bedeutet nichts. Nur Feuer ward gelegt an ein Gehöft. SCHÜTZE Bedeutet nichts … WACHTMEISTER Nein, nein. Der Feind will sagen bin noch da. Will zeigen hab noch Macht, da draussen. SCHÜTZE Verbrannt ward ein Gehöft. Aus flammendem Tor, geblendet, stürzt das Vieh, der Bauer folgt, gebeugt am Stock, ohne Laut der Klage. Sie ziehen übers leere Feld und in die Nacht. WACHTMEISTER hört kopfschüttelnd und missbilligend zu. Mit Beziehung auf die unten Sitzenden Das - soll Wache sein? SCHÜTZE Wache ohne Ablösung mehr. Ohne Ruh und Rasttag. Kein Trunk mehr in der Kann. Kein Futter mehr für Mann und Tier. Wie soll das enden? WACHTMEISTER Auf Seine Gnaden acht, den Herrn und Kommandanten! In voller Rüstung blieb er heut die ganze Nacht an seinem Tisch. Die Kerzen sind längst herabgebrannt, ich sahs auf meiner Runde. Und regungslos blickt er auf Karte und Papier. Tu deine Pflicht wie er - so endet das. Wachtmeister setzt seinen Rundgang fort. Der Schütze wendet sich wieder den Scharten zu und sieht durch diese und jene ins Freie. Zunehmende Morgenbläue PIEMONTESER ganz junger Bursch, singt unten bei der Wache aus dem Schlaf La rosa, che un bel fiore come la gioventù, nasce, fiorisce, more, e non ritorna più. KONSTABEL bartlos, Mitte der Vierzig, fährt unten auf Wer singt da? SCHÜTZE Der junge Bursch, der Italiener, der heute nacht sich einschlich mit des Kaisers Brief. - Hat seinen Weg gemacht durch fünfzigtausend Mann! Durch Sturmböck, Pulverkörb und schwere Stücke! Durch des Holsteiners ganze Belagerungsarmee. PIEMONTESER E non ritorna piü. KONSTABEL weich Wächst, blüht und kehrt nicht wieder? Diese Nacht träumte mir, ich wär in einem Garten. MUSKETIER derber Ich hab vom Wein geträumt. SCHÜTZE Der Piemonteser hat euch behext. Hat nie was vom Krieg gesehn. PIEMONTESER La piccola Pedretta cantava dolce assai … Poi se n'andò solett e non tornò più mai. MUSKETIER Was singst du, fremder Bursch? PIEMONTESER Così dolce fanciulla cantando se non sta. KONSTABEL Vom Mädel in der Heimat. Kein Lied für uns. Wie lang ists her, dass wir nicht Frauen sahn? MUSKETIER lachend So lang, als uns der Wein fehlt! - Länger! KONSTABEL Nichts als hohlwangig Volk da unten in der Stadt. Vetteln, verhungert wie der Tod. MUSKETIER rüttelt den Italiener Du, reiz uns nicht mit deinem Liedel! Wir haben Durst! PIEMONTESER A sera poi più nulla un bacio e se ne va… KONSTABEL Ein Kuss, o Gott! SCHÜTZE Hat nie was vom Krieg gesehn. In seiner Heimat ist Friede. MUSKETIER Was ist das Friede? HORNIST Wer soll das wissen? In meinem zehnten Jahr lief ich den Soldaten nach. SOLDATEN verschiedene Und ich! Und ich! Und ich! SCHÜTZE böse züm Italiener He du, was ist das Friede? Dreissig Jahr will man es wissen! PIEMONTESER O madre santissima, a casa, a casa! KONSTABEL Von seiner Mutter redt er - nicht vom Frieden. MUSKETIER roh Wenn Friede Wein ist und Weiber in einer reichen, frisch eroberten Stadt, dann soll er mir gefallen! CHOR mit Solisten In deiner Heimat ist Friede, sag? Wovon leben die Menschen, wenn nicht von Sold? Was begehren die Menschen, wenn nicht das Gold? Ziehn die Scharen nicht durchs Land? Sind Feuer und Schwert dort unbekannt? Ist der Bischof nicht Feind der freien Stadt? Und neidet nicht jeder, was keiner hat? PIEMONTESER wimmernd E non ritorna più. MUSKETIER Weiss nichts. Versteht uns nicht. Ein feiger Bursch. Die Soldaten sind jetzt vollkommen munter, rühren sich, putzen sich, sehen nach Rüstung und Gewehr. Keiner beachtet mehr den Piemonteser SCHÜTZE Was weiss denn der? Was wissen wir? Kirchen gesprengt, Häuser verbrannt … CHOR mit Solisten, Soldaten beginnen summend Der Hinz schwört auf die Bibel, der Kunz schwört aufs Gewehr, die haben sich verloren und finden sich nicht mehr. Hat nur aufs Wort geschworen - wir aber auf die Ehr! So schlagen wir ihn nieder, als wenns der Teufel wär. CHOR Volksmenge, aussen, sehr entfernt hinter der Szene Hunger! SCHÜTZE Ich höre was. KONSTABEL Nur Widerhall von eurem dummen Singen ! CHOR Brot! WACHTMEISTER erscheint oben wieder Wache! Eure Pflicht! CHOR näher Hunger! WACHTMEISTER Da singt ihr! Aber meine alten Augen müssen sehn … HORNIST Ich sehe nichts. MUSKETIER Ich sehe ein paar graue Ratten wimmeln. WACHTMEISTER Zweitausend, dreitausend stürmen das Festungstor! Her von der Stadt! SCHÜTZE Der Feind? WACHTMEISTER Ärger. Der Feind im Land. An die Gewehre! MUSKETIER Wer schiesst auf Ratten! WACHTMEISTER Ist aber verboten, dass ein andrer als des Soldaten Fuss die Bastion betritt. KONSTABEL Das Karlstor hält. CHOR aussen, sehr stark Hunger! Brot! WACHTMEISTER Ist offne Rebellion! Laden! HORNIST lacht Am Karlstor stehn die kaiserlichen Jäger und schlagen sich mit Ratten! MUSKETIER Einer tritt vor mit der Piken. Das ist der Veitenburger. SCHÜTZE Schäm dich, Veitenburger! WACHTMEISTER Nimm dich in acht, Schütz! MUSKETIER Bravo, hat schon geschlagen! Von fern allgemeiner Aufschrei des Volkes. Unmässiges Gelächter der Soldaten Das Karlstor biegt sich mächtig … WACHTMEISTER Das wird doch nicht… dumpfer Knall und unklares Stimmengewirre SOLDATEN Das Tor ist auf! Sie kommen! Sie kommen! Sie kommen! WACHTMEISTER Zielen! alle Soldaten folgen CHOR immer deutlicher Hunger! Hunger! OFFIZIER springt die Treppe herauf Halt! Wer kommandiert? WACHTMEISTER meldet Hauptwache, vierzehn Mann. Es ist verboten, dass ein andrer als des Soldaten Fuss … OFFIZIER winkt ab Der Bürgermeister dieser Stadt mit seinen Obern, der Prälat mit seiner Geistlichkeit erbitten sich Gehör mit allem Volk. WACHTMEISTER Erzwingen sich Gehör… das Haupttor aber hält. zu den Soldaten Wegtreten von den Scharten! An die Stufen! Die Soldaten flankieren als Wache die aus der Höhe herabführende Treppe Trauermarsch Wie eine Gespensterschar heben sich die Mitglieder der Deputation aus der Tiefe. Der Bürgermeister, alt, rüstig, mit ver-wirrtern Haar. Der Prälat, sehr alt, gestützt. Die Stadtobern , armselige Gestalten, und ein paar Weiber. Sie sind verwirrt durch die Umgebung und sehen sich ängstlich um. Die Soldaten, auf ihrer Seite, blicken neugierig auf die traurige Gruppe. Plötzliches Aufstossen der Waffen auf den Boden. Offizier und Wachtmeister reissen die Hüte ab. Der Kommandant auf der Höhe der Treppe. Ein schöner Mann, etwa fünfzig, schwarzes Kleid, darüber schwarzes Koller und Kette. Seine Rechte hält ein Dokument fest an die Brust gepresst CHOR aussen, nah und stark Hunger - Brot! Hunger - Brot! KOMMANDANT Hier ist des Kaisers Boden. Was verlangt ihr? CHOR aussen Brot! Brot! Übergabe! Übergabe! KOMMANDANT Die Gnade meines Herrn und Kaisers hat euch durch mich erlaubt, zu reden. Ruft ihr euch aber alle die zu Hilfe, wollt mit Gewalt ihr meinen Willen brechen, Er ergreift mit der freien Linken die Muskete eines Soldaten, hebt sie hoch und schmettert sie der Deputation vor die Füsse dann werd nicht ich die Antwort geben - sondern das! Absolute Stille BÜRGERMEISTER In aller pflichtgen Demut bitten wir, die Stadt dem Feinde aufzutun. KOMMANDANT So kurz, Hans Stoss? In aller pflichtgen Demut reiss ich das Herz dir aus, vergiesse dein Blut und auf den Anger werf ich deine Ehre! BÜRGERMEISTER Vergebt mir, Herr, wenn ich es wage Bin nur ein Bauer, kaum des Lesens kundig - allein - verzeiht - wen wollt Ihr denn besiegen? - Ich hab den Feind gesehn, sind Menschen so wie wir, sie leiden Not, draussen in ihren Gräben, genau wie wir - Wenn sie getreten, ächzen sie wie wir - und wenn sie beten, flehn auch sie zu Gott. DIE DEPUTATION Not kämpft wider Not. Not siegt über Not. BÜRGERMEISTER O Herr, die Not ist nicht zu überstehn. KOMMANDANT Ist sie mir fremd? Hab ich euch nicht geschützt? Ist euer Hunger anders als der meine? zum Prälaten Auch Ihr, ehrwürdger Herr, auch Ihr? So schnell verlasst Ihr Euren Gott? Schenkt den Altar dem andern Glauben? So nah dem Richter - denkt an Eure Jahre! PRÄLAT Ich tu nach Eurem Wort in pflichtger Demut reiss ich mir selbst das Herz auf und gebe den Verschmachtenden zu trinken! Nur wer sich demütigt - gewinnt den Sieg! KOMMANDANT Sieg! Welch ein Fanal entfährt dem schwachen Munde! Sieg! Welch eine Fackel pflanzt ihr vor mir auf! Das Wort, das mich zum höchsten Sternenfluge stachelt! Sieg! Unfasslich, herrlicher himmelgeborner Gedanke Sieg! Wie leuchtest du vor mir und willst nicht, dass ich dein vergesse! Sieg, ich folge dir in meiner trübsten Stunde, Sieg, mein herrlich unnahbarer Gott! CHOR aussen, ganz nahe Brot! Brot! Hunger, Hunger! SOLDATEN begeistert In die Schlacht! In die Schlacht! CHOR aussen Jammer, Jammer, Brot! Weh, weh, weh, Hunger. DEPUTATION Not kämpft wider Not. Not siegt über Not! CHOR aussen Jammert Weh' Hunger! Krieg! Signal. Alles einen Augenblick still. Offizier eilt zur Treppe. Ihm entgegen ein anderer, über und über mit Schmutz bedeckt, zerfetzt, den Kopf zum Teil verbunden FRONTOFFIZIER Mein Kommandant! KOMMANDANT Rede! FRONTOFFIZIER Reine Kugel im Rohr, das Pulver durchnässt! Rostig die Waffen! Noch hält der Feind zurück, doch greift er an - hilft nichts mehr! Wir sind verloren wie die Stadt … CHOR aussen Brot! Brot! DEPUTATION Sie siegen nicht, sie schützen uns nicht, sie quälen uns zu Tod. FRONTOFFIZIER Unter dieser Zitadelle, wir wissen es, liegt alle Munition … Gib sie uns! Hilf uns! KOMMANDANT Mein ist zu helfen! Mein ist zu gebieten Sie bleibt am Platz. FRONTOFFIZIER Weh! Das ist der Untergang, zerfressen von Krankheit - dem Tod entgegen und wehrlos! sinkt in die Knie KOMMANDANT reisst ihn auf Schweige! Hier in meiner Hand, sieh, der Brief des Kaisers Er ist mein Herr, wie deiner, wie aller! Sein herrlicher Wille fand den Weg zu mir. Er entfaltet das Schreiben, alles tritt näher, allgemeine Spannung "Behalten muss ich die Stadt, was immer geschehe! Für mein gesalbtes Haupt, für den höchsten Wert falle sie in die Schale! Mit Eurer Ehre bürgt Ihr mir Fällt die Stadt - sei sie ausgelöscht." Eine Frau aus der Deputation, vollkommen bleich, kommt langsam aus der Gruppe der andern bis zum Kommandanten DIE FRAU Der Kaiser hat recht Soldat, du stirb! Nicht recht hat der Kaiser Bauer, verdirb! Dreissig Jahre lang gepflanzt kein Acker, dreissig Jahre lang Raub und Mord! DEPUTATION Wir wissen nicht mehr, was Friede heisst! CHOR aussen Mord und Hass! Hass und Mord! FRAU Sagt ihm, was Krieg ist, dem Mörder meiner Kinder! EIN EINZELNER wirft sich zu Boden Meine Söhne sind tot, meine Enkel wimmern um Brot! ZWEITER ebenso Um zerschossene Häuser, um Kasematten geht Jagd nach Ratten! DRITTER ebenso Mehr als des Hungers Qual brennt des Hasses, des Argwohns Mal! ERSTER fanatisch Töte erst mich und die und die, bevor noch ein Schuss fällt! DEPUTATION Töte uns alle! Töte uns! CHOR aussen Mörder - alle! DIE FRAU zum Kommandanten Jetzt schrei nach Sieg, Mann! Die Sonne ist aufgegangen und leuchtet rot aus den Scharten. Kommandant verändert, erschüttert. Sieht nach seinen Sodaten. Auch dort knien einige. Er wendet sich rasch ab. Lange Pause KOMMANDANT Es sei! Doch hört Die Sonn, im Frührot prunkend, noch nicht erblicke sie Verrat! Geht all an euer Werk, und ihr an das Gewehr! Und du, Hans Stoss - sag deinen Leuten ich bedinge Zeit, bis dass die Sonn im Mittag steht. Ein Zeichen wird euch werden bis dahin, ein Zeichen, ein deutlich sichres Zeichen, nicht einem wird es unklar sein - ein grosses Zeichen! Dann tut die Tore auf! Geht! Geht! CHOR Deputation, langsam abgehend Segen über Euch, geliebter Herr! Ihr gabt uns Leben, Hoffnung, Leben! CHOR aussen, antwortend Brot! Hoffnung! Leben! KOMMANDANT Ein einzges Wort der Feigheit weckt Siegesjubel? Sprach ich von Unterwerfung, dass ihr mich segnet? Erkauf ich euren Frieden mit meiner Schande? CHOR aussen Leben, Hoffnung, Mut! KOMMANDANT Nur sich erretten? Nur sich erhalten? Niedriges Leben!Winselndes Leben! Alles ist abgegangen, bis auf die Wache; zu den Soldaten Ihr Alten habt in mancher Schlacht mir treu gedient, ihr Jungen glaubt an mich. Ihr andern auch, die meinem Drängen nur kalte Mienen zeigten in dem Krieg Ich liebe euch nicht minder! Hört ihr den Jubel? Dachtet ihr, ich hätte meinen Herrn verraten? Nein! Und ich befehle euch Hinab, ihr alle, in der Zitadelle Keller! - Gutes Pulver, Pech und griechsches Feuer schichtet auf grad unter meinen Füssen! Ich spart es auf zu bessrem Zwecke und zum Sieg!, Vorwärts, Männer! Der ist des Todes, der nicht gehorcht, des Todes, wer gehorcht! - Schlechte Fackel meines Siegs, raucht ohne Flamme, russt ohne Schein… Gebt mir die Lunte! CHOR DER SOLDATEN verstehend Herrgott im Himmel! KOMMANDANT zum Wachtmeister, wie ein Reiterlied Zu Magdeburg in der Reiterschlacht, da glomm es von Schwertern und Helmen, da hat der Tod ins Aug gelacht o Herren wie armen Schelmen. Zu Magdeburg in der Reiterschlacht, da gab es viel Stöhnen und Klagen! Da hat es ein alter Dragoner vollbracht, den Herrn auf dem Rücken zu tragen! Nun schreitet heute der Tag heran, die alte Schuld zu begleichen und hast du drunten das Werk getan, dann magst du schnell entweichen … WACHTMEISTER Zu Magdeburg in der Reiterschlacht trug ich Euch, Herr, auf den Händen hab ichs begonnen und recht gemacht, so lasst michs mit Euch auch beenden! Kommandant sieht ihm wortlos ins Auge und küsst ihn KOMMANDANT zum Konstabel Die Jäger standen im böhmschen Land, hart und verwegen! Da schlug dem einen der Schwed aus der Hand den Degen! Bin ich nun tot, bin ich entehrt ? Bleibt nicht mehr Wahl! Da reicht dem Mann sein eignes Schwert der General! Viel Zeit ging seit dem Tage hin - gib es zurück! Ich weiss, es träumt des Jägers Sinn von Friedensglück! KONSTABEL im gleichen Ton Weg mit dem Traum! Ich halte fest an Treu und Ehr! Mein General - der Jäger lässt Euch niemals mehr … Der Kommandant sieht ihn lange wortlos an, drückt ihm die Hand, wendet sich weiter zum Schützen SCHÜTZE Nie war ich Kämpfer, nie ein Held, fremd blieb mir Tat und Sieg! Die Zeit nur hat mich hingestellt ich hasse Schlacht und Krieg! Nach Orten, die es fernwo gibt, treibt es mich sehnsuchtvoll, wo mich ein Herz unsagbar liebt, dass ich es finden soll. Doch blickt Ihr fragend stumm auf mich, die Trän ins Aug mir bricht - o Herr, so gross und ritterlich, o Herr - von Euch scheid ich mich nicht! KOMMANDANT Mein bester Krieger - auch ohne Heldentat! - Und ihr, Haudegen und Söldner Bleibt ihr bei mir? Geht ihr ? MUSKETIER Hab richtig Sold bekommen, zu schlagen und zu stechen! Aber für das, was Ihr verlangt, Herr … keinen Pfennig Sold. HORNIST Lauf brav dem Kriege nach, wo die Trompete schallt, aber nicht des Todes Fiedel! Ich geh! CHOR DER SOLDATEN in verschiedenen Einzelstimmen, auch mehrere gleichzeitig Ich geh, ich bleib! Ich bleib, ich geh! Das ist Soldatenlos! KOMMANDANT Geht, geht alle! Du kühner Junge, dir danke ich dies letzte Wunder - den Brief, von dem die Kraft mir durchs Blut strömt, wo jeder Buchstab Feuerzeichen mir ward für meinen Tod. Antwort wird diesem Brief - gewaltige Antwort, Herr und Kaiser! Er reisst sich los und geht, den Brief in der hocherhobenen Rechten, die Treppe hinauf. Die Soldaten noch immer starr. Kommandant wendet sich an der Treppe noch einmal und ruft in einfachem Kommandoton Befehl! Ans Werk! Die Pulverfässer! Und Feuer! Die Soldaten erwachen aus ihrer Faszination und poltern durcheinander die Treppe hinab. Kommandant nach oben ab. Die Bühne bleibt leer. Die Sonne scheint mächtig durch die Scharten. Des Kommandanten Weib kommt scheu, verstört die Treppe herauf. Bedeutend jünger als er, halb kriegerisch gekleidet. Sie ist erstaunt, den Raum leer zu finden, und sieht sich befremdet, aber nicht erschrocken um MARIA Wie? Niemand hier? Herabgebrannt das Feuer, verwirrt die Waffen, nutzlos, unbedient, wie fortgeschleudert von erschrockner Hand? Von unten welches Dröhnen? Wühlen sie sich dort geheime Gänge, um die Burg zu stürzen? Reissen Stein für Stein aus ihrem Körper, der uns alle schützt? Wie leer und schaurig! Wie umfängt es mich mit kalten Armen, wie Totengruft! Du Totenuhr da unten, kündest du in düstrem Schlagen uns die letzte Stunde? Hohl wie der Tod der Männer Schreckensblicke. Sie meiden mich. Trotz schweren Grams und Not erhellten sie sich einst, wenn sie mich sahn. Sie lächelten, die Rauhen, ihres Leidens, mein Aug schien ihnen Hoffnung, Himmelslicht. Heut aber sah ich ein geheimes Leuchten stehn in jedes Unbekannten Auge auf den Strassen! Es war, als winkten sie verheissungsvoll mir zu, als dankten sie für etwas mir, was ich nicht gab, was wie ein grosses Lächeln von allen Seiten mir entgegenkam voll Frieden und Geheimnis. sie versinkt in tiefes Sinnen Nur einer hier in diesem wilden Turm hat nie gelächelt. Nur dem Befehl, der Pflicht dient seine Lippe manches harte Jahr. - Und dennoch warb um diesen Einzgen mein Auge stets mit seiner tiefsten Liebe, mehr als um all die Leidenden des Krieges, die ich getröstet. Warum, geliebter Mann, eröffnete sich mir das Herz des armen Volkes mit seinem Leuchten - du aber, du hältst so tief dich verborgen? Wohl durft ich dir den Harnisch lösen, kamst du aus wilder Schlacht, allein das Erz, das unsichtbar die Brust umspannt, durchdrang ich nie! Nicht dir ward ich, mein Gatte, nur dem Krieg vermählt. - Das Donnern der Geschütze sang einst mein Brautlied. Und da bat ich dich auf meinen Knien um die Gnade, bei dir zu bleiben, wenn es auch der Krieg verwehrt. Du lächeltest. Es war das einzge Lächeln, und es erstarb an diesem Hochzeitstag! Niemals sah ich dieses Lächeln wieder, denn es hiesse Friede. Der Himmel teilte dieser Zeiten Sturm mit wochenlangem Stürmen. Finsternis und Nebel schlossen mich in meine Einsamkeit. Das düstre Bild fiel ab, und hoch, hoch übers wilde Feld, vom Krieg zerwühlt, hoch über diese Stadt der Qual, des Hungers, hebt strahlend sich die Sonne! Sie gibt mir noch einmal Kraft! Rührt meine Hoffnung auf und führt mich her zu dir! Ich kann nicht warten mehr - und seis der Leid Ende! Soll ich nie mehr dich lächeln sehn? Nie mehr, du teurer Mann? Geliebter, sieh des Herbstes Sonne mahnt! O komm in letzter Stunde Seligkeit! sie sinkt ergriffen in sich, der Kommandant erscheint oben; heftig erschreckend Nein - leere Hoffnung alles! Ernst und starr das Aug! KOMMANDANT Maria, du? Verbieten musste ich um diese Stunde dir die Zitadelle. Hart ist der Krieg, Ablösung kommt, die grosse Wachablösung! MARIA Was für ein Klang in deiner Stimme? Warum die Öde hier? Welch Poltern in der Tiefe? Und Fieberschauer in allen Gassen? Es ängstigt mich. sie will zu ihm KOMMANDANT Verlass mich jetzt, Maria! Der Brief des Kaisers heischt Entschluss. MARIA Ist es nur das? Dann Wahrheit! Geliebter, gib mir Wahrheit! - Verzeih mir, ich war dir Last im Krieg, doch härtere ertrug mein Herz. Schweigen, bittres Schweigen ward dir auferlegt, doch auch meine Zunge vereist der Krieg. Aber ein Tag muss kommen, da ist des Wartens Ende, da drängt es sich ans Licht mit dieser Sonne Geliebter, ich will Wahrheit und dich! KOMMANDANT Maria! Wahrheit, bittre, kalte Wahrheit in einer Stunde verschwindet diese Stad in den Wogen des Feindes! In einer Stunde zu Ende meine Macht, zu Ende das Werk, das mein Herr mir befahl. MARIA Es kann nicht sein! So spricht mein Gatte nicht! KOMMANDANT Mehre nicht, Geliebte, die Schmach des Gefangenen, wenn sie dich finden! Flieh vor den Fremden! MARIA Mich stärkte die Sonne, gab mir die Hoffnung, gibt mir auch Kraft, alles zu tragen! Herrliche Sonne, Stern der Wahrheit, hilf ihm mich halten bis in den Tod! KOMMANDANT Maria, Geliebte, sahst du die Sonne? Zum letztenmal erhellt sie die Nacht! Der Turm versinkt in Nichts. Hinab zur Stadt! Der Arm, der dich hält, umfasst dich im Grab! ' MARIA Dank dir, Sonne sein Auge leuchtet, Dank dir, Morgen, du trogst mich nicht. Sieh, du erschienest mir, gütige Spendrin, höchstes Sinnbild der Liebe! Jetzt erleuchte das Herz des Geliebten, Kraft verleihe dem mächtigen Arm mich zu fassen, vereint zur Liebe, mich zu halten bis in den Tod. Sonne, Sonne, seliges Ende, nie mehr getrennt - willkommener Tod! KOMMANDANT zugleich mit ihr Bei deiner Jugend schweigendem Opfer ohne Bedenken nahm es der Krieger - bei deiner Liebe schmerzvollem Entsagen strenge Pflicht weiss nur schweigenden Dank. Nie mehr leuchtet die Sonne dem Müden nie mehr spendet Trost diese Stimme, was allen Erquickung - des Auges Schimmer, für ihn, den du liebtest, verlischt es bald Genug der Opfer - genug der Leiden - Ewiggeliebte, rette dich! MARIA Neue Trennung? Ewiger Schmerz! Um unserer Liebe entrinne mit mir! KOMMANDANT Der Kaiser stand im Saal. Der Kaiser hielt das Kreuz. Umarmte mich wie du - da schwor ich auf das Kreuz. Und wieder diese Nacht gemahnt er an den Schwur "Haltet mir diese Stadt - Ihr wisst nicht, was ich weiss! Haltet mir meine Stadt - kostbar ist jede Stunde. Und haltet Ihr sie nicht - so lösch ich Eure Ehre!" MARIA Furchtbar ist der Ehre Gebot. Gar nichts gilt der Liebe Gebot! Furchtbar ist das Gebot, das du geschworen - keiner hört das Flehn des tiefsten Herzens! KOMMANDANT zugleich Herrlich ist der Ehre Gebot. Nichts Höheres auf dieser Erde! Herrlich ist das Gebot, das ich geschworen, mächtig erhebt es sich zu göttlichen Höhn! MARIA ganz gross und hymnisch beschwörend Krieg, furchtbarer Würger Krieg, sind alle Opfer dir nicht genug? Borgst du auch noch den Schein der Ehre, um ihn zu töten, der mir alles ist? Hör es, Krieg auch ich war Soldat! Dich selbst hab ich bekriegt um meiner Liebe willen! Verflucht seist du, Krieg! Hör es, Krieg! Mein ist der letzte, ewige Sieg! Sonne, sie rief mich mit ihrem Licht! Geliebter, ich folge des Lichtes Werben, Geliebter, ich komme, mit dir zu sterben. KOMMANDANT zugleich mit ihr, ebenso Krieg, herrlicher Gedanke, Krieg, wo immer sich dein mächtig Haupt erhebt, da beugt Gehorsam jede niedere Regung, und Leben selbst ward Preis der Mannesehre! Hör es, Krieg Ich war nur Soldat! Nur Treue kenne ich, weisend übers Leben, Treue ihm, der mein Herr war! Gesegnet, Krieg! Treue, sie rief mich mit ihrem Licht! Geliebte, wir folgen dem ewigen Werben, Geliebte, ich komme, mit dir zu sterben. Der Kommandant hebt sie in tiefster Ergriffenheit zu sich. Lange Umarmung. Das Licht hat sich während der Beschwörung des Krieges verändert Trübe. Langsam, einer nach dem andern, steigen die Soldaten aus der Tiefe. Als letzter der Wachtmeister mit der brennenden Lunte. Der Kommandant reisst sich für einen Augenblick aus der Umarmung und weist ihn mit grosser Gebärde in die Tiefen des Turms. Wachtmeister mit der Lunte schrittweis die Stufen hinab. Die Soldaten knien nieder, einige verhüllen das Gesicht. Kommandant und Maria wieder ganz in der Umarmung versunken.Tiefe Stille. - Kanonenschuss von ferne KOMMANDANT fährt auf Erwünschtes Zeichen! Zweiter Schuss. Die Soldaten erwachen aus ihrer Lethargie und stürzen an die Scharten. Wachtmeister zurück. Steht fragend mit der Lunte. Kommandant reisst ihm die Lunte aus der Hand und zertritt sie. Wachtmeister eilt hinauf zu den Scharten Auf eure Posten! Angriff! Dritter Schuss Kampf und Untergang - endlich - mein Gott! Tiefe Stille WACHTMEISTER an einer der Scharten Ich sehe nichts … KOMMANDANT Der Angriff, der Angriff - woher? WACHTMEISTER Nirgends Angriff - leer das Feld. SOLDATEN Grau bleicht der Tag. Stille alles. Nebelmeer … Glocke von ferne MARIA sich erhebend, ganz leise Nein, nicht Todesnebel - Ein heller Strahl der ewgen Sonne dringt her zu mir ! O tönende Hoffnung! WACHTMEISTER Die Glocke! So klingt nicht eine in dieser Stadt! MARIA Und kennt sie keiner, die Stimme des Lichts, und nennt sie keiner - ich preise sie! KONSTABEL Jetzt läuten sie vom Marienturm verboten wars an Festtagen selbst! SCHÜTZE Und drüben läutet die Magdalen! Wir hörten nur von ihrer Stimme, sie selber nie. WACHTMEISTER Der Stadtturrn jetzt! Wie sie sich eilen! An harten Strängen reissen und hängen! SCHÜTZE Der Dom setzt ein! Gewaltges Dröhnen! Und unser Turm schwingt mit im Jubel - schwingt mit im Sturm! MARIA Die mich beglückte - tönt nun die Sonne ? Glocken, sie singen, machen uns frei! Seliges Schwingen, leuchtendes Klingen - gesegnet sei! KOMMANDANT hart hinein Der Feind, der Feind! Wo steht sein Angriff? WACHTMEISTER Bewegung beim Feinde! KOMMANDANT Endlich! Schütze, was siehst du? SCHÜTZE hinausblickend In langen Reihen die Reiter zuerst, die Fusstruppen folgen, doch nicht zur Schlacht. Genommen die Gräben, bald sind sie nah, sie schliessen uns ein! KOMMANDANT wiederholt dazwischen Die Reiter zuerst - die Fusstruppen folgen - genommen die Gräben - sie schliessen uns ein … MARIA auf den Knien Licht, das mich geleitet, Licht, das uns errettet, lass es nicht wahr sein! SCHÜTZE Sie ordnen sich, stehen, sie folgen Befehlen der Hauptleute drüben wie zur Parade. KOMMANDANT Wahnsinn! Du bist blind! Offizier stürmt die Treppe herauf Macht fertig zum Feuer! Waffen! Waffen - hieher! OFFIZIER Wachtposten meldet Anmarsch des Feindes mit geschmückten Standarten, mit bekränzten Geschützen, mit weissen Fahnen! KOMMANDANT Kriegslist! Die Stadttore schliessen! OFFIZIER Zu spät! Die Unsern umarmen die Feinde! Auf allen Bastionen! In allen Gräben! KOMMANDANT Ich hab geschworen kein feindlicher Fuss betritt diese Stadt! Und müsst ich selber dem Feinde stehn, ein einziger Mann! Niemals Frieden! Die Glocken beginnen wieder zu läuten. Bürgermeister kehrt mit der Deputation zurück, vollkommen verändert, erfrischt, beglückt BÜRGERMEISTER Das Zeichen, das Zeichen, das Ihr uns verhiesset - beglückerndes Zeichen , von Turm zu Turm! PRÄLAT Die Glocken der Kirchen, die Diener Gottes, verkünden die grosse, die göttliche Botschaft! DEPUTATION UND SOLDATEN O Tag des Friedens! Der erste wart Ihr, der ihn verkündet, geliebter Herr! Euch sei der höchste, der ewige Dank! Das Läuten hört auf KOMMANDANT Nichts weiss ich von Frieden! Verschliesse mein Ohr dem wüsten Dröhnen! Der Wille des Kaisers gebot mir Ausharren, gebot mir Sieg! BÜRGERMEISTER Der Glocken Stimme fand keinen Gegner, auf springen die Tore, sie ziehen ein. Geschmückt die Stadt mit Laub und Kranz und Fahnenglanz ! Es hat ein Wunder sich vollbracht, nicht auf Befehl, nicht auf Geheiss, die Mannschaft trägt frischgrünes Reis, bekränzt strömt sie zum Tor herein, von Ruf umwogt, von Willkommschrein, - als hätte eine Himmelsmacht das schwere Bild der Zeit getauscht. Die Glocken beginnen wieder zu läuten, sich steigernd bis zum Eintritt des Holsteiners Und Jubel rauscht und Jauchzen geht und winkt und weht von Mund zu Mund, von Hand zu Hand, durch Gassen hin, von Ort zu Ort, durch alles Land! O selges Wort! O schönster Sinn! Glanzvoller Tag, der das gebracht - o ewgen Wunders Macht! Herannahen und allmählicher Eintritt der Truppen des Holsteiners HOLSTEINER noch ausserhalb Wo ist der Mann, des Krieges bester Held? Wo ist der Kämpfer, der löwengleich sich hiel gegen zehnfache Übermacht? Eintritt des Holsteiners, des feindlichen Kommandanten, mit seiner Suite. Viel jüngerer Mann als der Kommandant der Festung, seine Leute viel besser gepflegt und bewaffnet KOMMANDANT Wo ist der Mann, der tollkühne Feind, der sich vermass, hier einzudringen gegen meines Kaisers Willen und gegen den meinen? Holsteiner schreitet näher, nimmt feierlich den Hut ab HOLSTEINER Hör, Kommandant, gewaltiger Held Zu Münster sie sassen, Gesandte des Kaisers, Gesandte der Fürsten, der Bischöfe, Städte und allen Landes. Gediehn das Werk Kriegerisch Wüten von dreissig Jahren … zu Ende ists mit dem heutigen Tag! CHOR aussen Friede! Friede! Friede! MARIA Unendliche Botschaft! Du ewige Sonne, so brachtest du Wahrheit, mit heilendem Lichte erfüllest die Welt! KOMMANDANT reisst sie an sich Trau nicht den bösen den tückischen Worten, Weib! Geliebte, zu mir! HOLSTEINER Harter Willkomm dem offenen Herzen! Schon rollen die Wagen, Euch Hilfe zu bringen Friede und Freundschaft, Zehrung und Brot! Tritt näher und versucht, ihm die Hand zu reichen KOMMANDANT stark hinein Verflucht Versprechen! Verfluchter Bote, der das Land verheerte, die Kirchen zertrümmert, verbrannt die Gehöfte … HOLSTEINER Lass, was gewesen! Feinde von gestern, Brüder von heute. KOMMANDANT Feinde von gestern! ehrliche Feinde, Verräter heute, Lüge und Trug! HOLSTEINER weicht zurück Wer fiel noch gestern drachengleich aus und traf die Bekenner des neuen Glaubens mit Feuer und Schwert? KOMMANDANT Wer drang von Norden verheerend ins Land, ein giftges Feuer? HOLSTEINER Wer mähte die Jugend und stiess sie in Nacht? KOMMANDANT Ketzer zertrat ich! HOLSTEINER Wer sperrte den Weg mir und dem Glauben im ganzen Reich? KOMMANDANT Des Kaisers Stadt und meine Feste für ewig, Ketzer! HOLSTEINER Den Ruf kenn ich! KOMMANDANT Und ich den Arm! HOLSTEINER Du böser Schirmer uralter Macht, mit leeren Befehlen, mit knöchernen Worten, hohl und gespenstisch und schattengleich hältst du den Geist, das göttliche Wort, die Kraft der Jugend nieder im Land! KOMMANDANT Irrglauben hass ich, Irrglauben tötet dies mein Schwert! Er zieht das Schwert, der Holsteiner greift nach dem seinen, aber ohne es zu entblössen. Maria wirft sich zwischen die Männer MARIA Geliebter, nicht das Schwert! Nicht mehr das Wort von Unfrieden, Feindschaft! Was ist ein Wort ? Was ist ein Bote? Sieh hinter ihm die glanzvolle Strasse, sieh hinter ihm den grossen Herrn, den leuchtenden Herrscher, der ihn beschattet, der ihn gesendet, mehr als der Kaiser, mehr als wir alle! Mann, es ist Friede! Sieh mich doch an, sieh mir ins Auge, verhärte dich nich und glaube auch ihm! Der Kommandant sieht sie lange an, dann gleitet sein Blick auf den Holsteiner. Sie stehen einander wortlos gegenüber. Plötzlich wirft der Kommandant sein Schwert weit von sich - sie sinken einander ergriffen in die Arme. - Während dieser Szene hat sich der Raum allmählich mit Volk und Soldaten beider Parteien gefüllt CHOR aussen Sei uns gegrüsst, du neuer Herrscher, du junger König, glückselger Friede, wir neigen uns dir! Nicht Fremde mehr, nicht Feinde mehr! Glückselger Friede, bist du nun Wahrheit? MARIA Glocken! Glocken, leuchtende Wunder! Menschlichen Herzen Todesboten des Kriegs - Lebensglocken der Wiedergeburt. Was die Sonne begann, weisend die klaren, unsichtbar luftgen Pfade, selige Glocken, da vollendet in Gnade! Leuchtende Wunder, Lebensglocken der Wiedergeburt, hört zu tönen nicht auf! Niemals! Niemals! DEPUTATION, SOLDATEN UND SOLISTEN Hört ihr die Stimmen? Sind es die Unsern? Sind es die Fremden? Fremdartig klingt es wie Geistergetön. Was umklammern uns uralte Mauern? Dort, selig wandeln sie dort im Licht, dort draussen sind Grenzen gefallen! Seht, sie umarmen sich schon! Sei uns gegrüsst, glückseliger Friede! CHOR aussen, gleichzeitig Uralte Last von uns genommen, leicht hebt sich die Brust! Selig zittert das Herz! Geblendet das Auge, du mächtger König, du junger Herrscher, hebst uns empor in bessere Welten! Selig zittert das Herz! FRAUENCHOR aussen, näher Ihr Kinder, wagt es, waget den Schritt! Dunkel waren die früheren Jahre, doch jetzt umfängt uns seliges Licht. Ihr Kinder, wagt es, glaubet dem Glanz - was Schreiten erst war, schon ist es Tanz! ALTE MÄNNER Unser Schritt ist zagend, unser Aug ist bang Wir sehen den Frieden - aber nicht lang. Wir wandeln zu anderen Orten - aber wir wandeln durch leuchtende Pforten! BÜRGERMEISTER Wie uns das aufruft, viel tausend Münder, wie uns das mahnt, viel tausend Stimmen! Ist dies noch die Festung, die uns umklammert mit schattiger, lastender, schwarzer Faust ? Oder hebt uns schon eine lichte Wolke dorthin, Brüder, zu euch? PRÄLAT Ich aber preise Erfüllung des Wortes, Geschenk deiner Gnade Du Gott des Friedens! BEIDE Sei uns gegrüsst leuchtender Friede! CHOR aussen Noch dies Umarmen, noch diesen Kuss! Dann aber hebet die feiernden Hände zu besserem Werke, zum Werke des Friedens! MÄNNERCHOR auf der Bühne Dann aber fort mit den engenden Wänden! Nicht Fremde mehr, nicht Feinde mehr! Glückselger Friede, sei uns gegrüsst! FRAUENCHOR auftretend Wir kommen, wir kommen! Fort mit den drängenden, lastenden Mauern! ALLE Glückseliger Friede, bist du nun Wahrheit? Gewaltiger Lärm der Menschenmasse von aussen. Glocken und Kanonendonner KOMMANDANT UND HOLSTEINER alles übertönend, als wollten sie die Masse noch zurückhalten Warum kämpften wir Jahre um Jahre? War es des Kaisers uralte Macht? Des neuen Glaubens kräftiger Wille ? War es nur Hass, der uns geschieden? Glocken, Glocken, leuchtende Stimmen - aber mehr noch der jubelnden Menschen glückselige Stimmen! Nur um dieser Stunde Glück des Umarmens, nur um der Treue Sieg oder Untergang, nur um der Freundschaft strahlende Wiedergeburt, das nur, das unser Sieg! MARIA zugleich Sonne, Sonne, ewige Sonne! Was du begannst, vollende das Wunder! Öffne die Arme, verbrenne die Mauern, schliesse uns ein! Dass wir uns finden, untrennbar, unendlich, nimm uns zu dir! Die Mauern öffnen sich, der Turm versinkt. Sonnige Helle dringt ein, es ist alles ein einziges wogendes Menschenmeer CHOR Sei uns gegrüsst, leuchtender König, herrlicher Herrscher, ewiger Friede, sei uns gegrüsst! ZWEITER CHOR Seid uns gegrüsst, ihr neuen Brüder, nichts trenne uns mehr - ewiger Friede - gegrüsst! ALLE Wagt es zu denken, wagt zu vertrauen, wagt in das göttliche Leuchten zu schauen! Die uns erschüttern, die uns noch blenden, Zeichen sind es, die niemals enden! Brücken, die wir zu beschreiten nicht wagen, leicht werden sie die Zukunft ertragen. Wagt es zu denken, wagt zu vertraun, schwelgt in gewaltgem Liebesumfassen! Ströme des Herzens, endloser Jubel! Flamme der Liebe, aufwärts, aufwärts - Herrscher Geist, zu dir! この日本語テキストは、 クリエイティブ・コモンズ・ライセンス の下でライセンスされています。@ Aiko Oshio Strauss,Richard/Friedenstag
https://w.atwiki.jp/zeitvertreib/pages/75.html
http //www.soziale-systeme.ch/leseproben/luhmann.htm Soziale Systeme 1 (1995), H.1, S. 7-28 **Kausalität im Süden ***Niklas Luhmann Zusammenfassung Politische Entwicklungsplanungen, die rechtliche und monetäre Mechanismen benutzen, haben sich als wenig erfolgreich erwiesen. Widerstand gegen Modernisierung ist, infolge dieser Erfahrung, durch Faktoren wie "Tradition", "Kultur", "Mentalitäten" erklärt worden. Aber solche Erklärungen sind mehr oder weniger tautologisch geblieben. Es wird vorgeschlagen, sie durch einen Faktor zu ersetzen, den man als "soziale Konstruktion" von Kausalität bezeichnen könnte. Nach jahrzehntelangen Forschungen über Kausalattribution und Wahrnehmung kausaler Beziehungen kann man nicht mehr davon ausgehen, daß Beziehungen zwischen Ursachen und Wirkungen objektive Sachverhalte der Welt seien, über die dann wahre bzw. unwahre Urteile möglich sind. Vielmehr geht es um eine Unendlichkeit möglicher Kombination von Ursachen und Wirkungen, die nur extrem selektiv genutzt werden kann, wenn ein Zusammenhang von bestimmten Ursachen mit bestimmten Wirkungen irgendeinen kognitiven oder praktischen Sinn geben soll. In anderen Worten Kausalität ist ein Medium lose gekoppelter Möglichkeiten, dessen Verwendung eine Bildung von relationalen Formen, also eine feste Kopplung bestimmter Ursachen und bestimmter Wirkungen erfordert. Aussichten auf erfolgreiches Handeln ebenso wie das Beobachten der Intentionen anderer hängt von einer solchen Formselektion ab. Dabei handelt es sich um soziale Konstrukte, deren Konstruktion jedoch nicht wie eine Meta-Ursache, gleichsam als Ursache der Kausalität selbst, in das Kausalschema aufgenommen wird. Vielmehr dient die Formbildung als "blinder Fleck", der es überhaupt erst ermöglicht, Kausalität zu sehen und zu benutzen. Wenn eine Gesellschaft daran gewöhnt ist, Kausalität in personalisierten sozialen Netzwerken zu lokalisieren und Erfolge bzw. Mißerfolge vom Gebrauch dieser spezifischen Form von Kausalität zu erwarten, wird es sehr schwierig sein, an diesen Bedingtheiten etwas zu ändern, wenn nicht als Ersatz gleichermaßen handliche Kausalformen zur Verfügung gestellt werden können. Mehr Geld und mehr Rechtsvorschriften werden nur dazu dienen, die Wirksamkeit der Kontakte des Netzwerks zu erproben und zu bestätigen. I. Forschungen über die besonderen Strukturen und Probleme des "Mezzogiorno" Italiens sind in großer Zahl durchgeführt oder jedenfalls projektiert und finanziert worden. Im folgenden geht es um eine Revision ihrer theoretischen Grundlagen. Im typischen Falle geht man von Unterschieden in der "Kultur" oder der "Mentalität" der Bevölkerung des Südens aus. Man hat empirische Befunde genug, die belegen, daß es solche Unterschiede gibt. Unsere Frage ist, was es besagt und welche Konsquenzen es hat, wenn sie über Begriffe wie "Kultur" oder "Mentalität" in die Literatur und in die weitere Forschung eingeführt werden. Beide Begriffe eignen sich dazu, Unterschiede sichtbar zu machen. In der Tat ist der Begriff "Kultur" in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konstruiert worden, um vergleichende Darstellungen, sei es in regionaler, sei es in historischer Sicht, mit einem übergreifenden Begriff zu versorgen. Erfolge in Richtung einer Erweiterung des europäischen Horizontes bis ins Entlegene und Esoterische sind nicht zu bestreiten. Kultur scheint es immer und überall gegeben zu haben, solange und soweit es Menschen gibt. Theoretisch hat dieser Begriff jedoch wenig erbracht. Vor allem ist unklar geblieben, wovon sich Kultur unterscheidet, wenn alle Artefakte, einschließlich Texte, einschließlich sogar der jeweiligen Vorstellung von "Natur" als "Kultur" zu verstehen sind. Ebenso unklar bleibt der Begriff der Mentalität, der sogar die wichtige Unterscheidung von kommunikativen und intrapsychischen Prozessen, über die man mindestens seit der Romantik verfügt, ignoriert oder doch sabotiert. Wenn aber ein Begriff nicht klarstellen kann, was durch ihn ausgeschlossen wird, was also die andere, nicht bezeichnete Seite seiner Form ist, sind wissenschaftliche Erträge nicht zu erwarten. Das mag dazu geführt haben, daß man sich genötigt sah, "harte" Naturwissenschaften und "weiche" Geisteswissenschaften (oder "science" und "humanities") zu unterscheiden. Zugleich könnte hier einer der Gründe liegen, weshalb die Feststellung von Unterschieden in der Kultur und den Mentalitäten des Südens im Vergleich zu den Zentren der modernen Gesellschaft ebenso inspirativ wie unergiebig geblieben ist. Wissenschaftlich, aber auch politisch. II. Daß man so intensiv und so lange mit dem Begriff der Kultur und mit Mentalitätsvergleichen gearbeitet hat, mag mit bestimmten Eigentümlichkeiten der neuzeitlichen Semantik Europas zusammenhängen. Wir konzentrieren uns auf zwei Konzepte auf ein vorwiegend technisches Verständnis von Rationalität und ein vorwiegend liberales bzw. sozialistisches Verständnis von Freiheit. Die Entstehung von Geisteswissenschaften scheint das Ergebnis oder auch die Kompensation dafür gewesen zu sein, daß mit dieser Engführung der Semantik von Rationalität und Freiheit wichtige Probleme der modernen Gesellschaft nicht zu fassen waren und dann gleichsam als Restprobleme untergebracht werden mußten. Der rationalen "Entzauberung" der Welt (Max Weber) entsprach sehr überzeugend eine Verinnerlichung des Freiheitsverständnisses und die Dauerklage über Entfremdung im Gebrauch der angeborenen Freiheit. Aber so überzeugend diese Gegenüberstellung gelungen war sie scheint heute eine ausreichende Beschreibung der modernen Gesellschaft eher zu behindern als zu fördern. Es handelt sich um ein Relikt der "bürgerlichen" (technisch-rationalen, fortschrittlichen, liberalen oder sozialistischen) Gesellschaft. Die Vorstellungen über technische Rationalität gehen zurück auf eine radikale Vereinfachung des aristotelischen Vier-Ursachen-Schemas. Für Aristoteles waren Ursachen alle Bedingungen, denen Seiendes sein Sein verdankt, also neben den Wirkursachen auch das angestrebte Ende (télos), die bestimmungsbedürftige Materie und die Form. Davon blieb, soweit es um Kausalität geht, nur eine einzige, die sogenannte mechanische Kausalität.(1) Das Ergebnis war eine gewaltige Ausdehnung des Anwendungsbereichs dieser einen Kausalität. Sie war sozusagen nicht mehr auf ein Zusammenwirken mit anderen Kausalitäten im schön geordneten Kosmos verpflichtet und nicht mehr durch deren Interferenzen bedroht und eingeschränkt. Statt dessen mußte sie sich andere Einschränkungen suchen, etwa solche der Mathematik (die einen Verzicht auf zeitliche Irreversibilität implizieren) oder in der Form von empirisch getesteten Kausalgesetzen oder schließlich in der Form statistischer Wahrscheinlichkeiten des Erzielens bestimmten Wirkungen durch die Aktivierung bestimmter Ursachen. Zugleich wurden die Zwecke entteleologisiert, das heißt nicht mehr als Komponenten der Kausalität selbst behandelt, sondern nur noch als Vorstellungen, die den Einsatz menschlichen Handelns zum Bewirken von Wirkungen motivieren. Die Folge ist daß Zwecke einen "Wert" haben müssen und über die Werte einer sozialen Aufsicht unterliegen oder wie man im 19. und 20. Jahrhundert dann sagen wird Institution werden können. Bei aller Kritik der Konsequenzen moderner technischer Kausalrationalität, wie wir sie bei Max Weber oder beim späten Husserl finden die Institutionalisierung von Rationalität scheint unangefochten in Geltung zu stehen - wenn nicht in Bezug auf das Privatleben so doch in den Anforderungen an Organisationen.(2) Die Erwartungen können sich von der Annahme einer linearen Ursache-Wirkung-Kausalität schwer lösen. Denn wie sollte man sich eigenes Handeln oder das Handeln anderer vorstellen, wenn man nicht erwarten könnte, daß das Handeln im Regelfalle die beabsichtigten Effekte hat. Es ist kaum denkbar, daß man diese Vorstellung frontal attackiert. So viel Unplausibilität kann selbst die Wissenschaft sich nicht leisten. Und trotzdem werden wir fragen müssen, ob Kausalität richtig verstanden ist, wenn man sie schon durch ihren Begriff auf eine feste, technisch verfügbare Koppelung von Ursachen und Wirkungen reduziert. Parallel zur Festlegung auf technisch-rationale Kausalität war die liberale Theorie vom 17. bis zum 20. Jahrhundert von der Unterscheidung Freiheit und Zwang ausgegangen. Die Konzeption einer natürlichen, also angeborenen Wahlfreiheit war immer schon ein Erfordernis der Ethik gewesen (und dies unabhängig von der Frage der politischen Freiheit, die man nur auf Städte oder Territorialherrschaften bezogen hatte). Auch wenn nach den Religionskriegen normative religiöse, naturrechtliche, ethische Beschränkungen der Freiheit mehr und mehr in Kontroversen (vor allem in Begründungskontroversen) gerieten, blieb die Freiheit des Individuums als gemeinsame Voraussetzung aller Bemühungen um normative Regulierung zurück. Der moderne Individualismus eignete sich vorzüglich zur Dekonstruktion alter sozialer Einteilungen, vor allem solcher der Nationen, der Stratifikation, der Patron/Klient-Gruppierungen, der Kirchen und Sekten und hatte damit eine neue Funktion, ein Existenzrecht unter ganz anderen sozialen Bedingungen. Freiheit wurde einerseits von Zwang unterschieden; andererseits aber auch als in sich beschränkt gedacht als Ausschließung von Willkür (licentia), wenn nicht gar als angewiesen auf vernünftigen Gebrauch. Wenn im Gegensatz zu Zwang definiert, gerät die individuelle Freiheit in einen unlösbaren Gegensatz auch zur sozialen Ordnung, die ihr immer Beschränkungen setzen muß. Rousseau hatte diesen Konflikt bekanntlich durch Eliminierung aller besonderen Abhängigkeiten in der Gesellschaft vermeiden wollen, "parce que toute dépendence particuliere est autant de force ôtée au corps de l Etat".(3) Aber um so dramatischer tritt er dann im Verhältnis von Individuum und Staat auf. Eben deshalb mußte man auf Seiten des Individuums mit Vernunftzumutungen nachhelfen und auf Seiten des Staates mit verfassungsrechtlichen Vorkehrungen. Der beides zusammenfassende Titel lautete bei Rousseau volonté générale. Diese Konstellation hat die allmähliche Abschwächung der Vernunftzumutung und den Zusammenbruch der Unterscheidung empirisch/transzendental überdauert. Sie hat sich zwar als radikaler Republikanismus, als Ausschaltung aller intermediären Instanzen der Einschränkung von Freiheit - sei es des Individuums, sei es des Staates - nicht durchführen lassen. Sie hat gleichwohl die politisch-ideologischen Kontroversen zwischen Liberalismus und Sozialismus überdauert; denn in diesen Kontroversen ging es nur um die Art des Zwanges, der die Freiheit unter modernen Bedingungen einschränkt staatliches Recht oder kapitalistische Fabrikorganisation. Sie findet sich, wieder und wieder copiert, in den Programmen der politischen Parteien demokratischer Staaten und in ihrer Wahlkampfrhetorik. Und immer ist die Freiheit die positive, der Zwang die negative Seite dieser Unterscheidung. Man könnte in Bezug auf diese persistente Prominenz von semantisch codiertem Individualismus sprechen. In der offiziellen Kultur herrschen diese Schemata der technischen Rationalität und der individuell fundierten Freiheit nach wie vor. Es gibt eine romantische Gegenkultur, es gibt zahllose Ansätze zur Kritik der modernen Gesellschaft; aber solche Bestrebungen leben davon, daß das, wogegen sie sich wenden, den ersten Platz besetzt hält. Und doch gibt es deutliche Zeichen dafür, daß diese beiden aufeinander abgestimmten Schemata nur noch wie kulturelle Fiktionen fortexistieren. Denn in der sozialwissenschaftlichen Forschung sind sie seit langem unter dem Mikroskop empirischer Untersuchungen aufgelöst worden. Für die Kausalannahmen gilt dies vor allem dank der sogenannten Attributionsforschung. Ausgehend von der Frage, wie Kausalität überhaupt beobachtet werden kann,(4) hat sich das Interesse auf den Zurechnungsprozeß verschoben. Die Frage lautet nicht mehr, welche Ursache welche Wirkung hat, sondern wie eine Zuordnung von Wirkungen auf Ursachen und von Ursachen auf Wirkungen konstruiert wird; und vor allem wer bestimmt, was dabei unberücksichtigt bleiben kann. Und wie immer, wenn die Forschung von Was-Fragen auf Wie-Fragen umgestellt wird, kommen dabei Strukturen in den Blick, die den Ausschlag dafür geben, daß bestimmte Zusammenhänge gesehen und andere ebenfalls mögliche Zusammenhänge nicht gesehen werden. Die Forschung nimmt, in Begriffe der Kybernetik und der Systemtheorie übersetzt, die Perspektive eines Beobachters zweiter Ordnung ein. Das heißt sie beobachtet, wie Beobachter, die Kausalaussagen machen, beobachten.(5) Die Annahme einer im Individuum immer schon gegebenen, also nur durch Vernunft oder durch Zwang einschränkbaren Freiheit hat ein ganz anderes Schicksal gehabt Sie ist als Unterscheidung zusammengebrochen. Wie soll man unterscheiden können, so ist zu fragen, ob jemand auf Grund von Freiheit oder auf Grund von Zwang handelt? Das war schon ein Problem der kantischen Theorie gewesen Wie soll sich jemand moralisch frei entscheiden können, wenn er zugleich auch rechtlich gezwungen werden könnte und das weiß? Oder noch älter wie kann jemand nur um der Tugend willen handeln, wenn er weiß, daß Tugend mit sozialer Anerkennung belohnt wird? Oder heute handelt jemand, den man mit Über-Ich vollgestopft hat, frei oder unfrei? Auch hier wirft uns diese Ambiguität zurück auf ein Problem der Beobachtung zweiter Ordnung Wer zieht in solchen Fällen die Grenze zwischen Freiheit und Zwang? Wer konstruiert die Unterscheidung? Warum diese und keine andere? Wer ist der Beobachter, der beobachtet, wie ein anderer sich seine Freiheit und sein Gezwungensein zurechtlegt, wie er external oder internal zurechnet? Auf Grund welcher Charaktermerkmale und in welchen Situationen? Die empirische Sozialforschung, und zwar weniger die Soziologie als vielmehr die Sozialpsychologie, hat die relativ schlichten, und eben deshalb wirksamen, Prämissen der technisch-rationalen Kausalität und der individuellen Freiheit pulverisiert. Aber sie hat keinen ebenso wirksamen Ersatz geschaffen. Sie hat aufgelöst, aber nicht rekonstruiert. Daher stellen technisch-rationale Kausalität und individuelle Freiheit immer noch ihre Ansprüche, besonders an die Politik. Die Technik soll auf Umweltschonung und Risikovermeidung umdirigiert werden, was voraussetzt, daß man Effekte kennen und kontrollieren kann. Die Individuen wollen "emanzipiert" werden (oder zumindest wird ihnen eine solche Ambition zugemutet). Und schließlich beruht alle Aufarbeitung von Zivilisationsschäden - Therapie, Sozialarbeit, Entwicklungshilfe usw. - auf solchen Vorgaben. Man kann eine Diskrepanz zwischen verfügbarem Wissen und rhetorischen Formulierungen beobachten, auch eine Diskrepanz zwischen dem, was man wissen kann, und derjenigen Sprache, mit der man Finanzierungen erreichen kann. Aber das sind deutlich Übergangssituationen, die auf bessere Theorieangebote warten. III. Auf Grund der Kritik üblicher Vorstellungen über Kausalität und über Freiheit dürfte es nicht schwer fallen, die in diesen Begriffen steckenden Beobachtungsdirektiven zu reformulieren. Wir suchen damit Konzepte, die historisch und regional vergleichende Untersuchungen anleiten können und die in ihrer theoretischen Prägnanz den Begriffen "Kultur" und "Mentalität" überlegen sind. Dem liegt die Annahme zugrunde, daß eine Begriffsrevision nicht nur die Vorstellungen über Kausalität und Freiheit besser an bereits verfügbares Wissen anpaßt, sondern zugleich bessere Ausgangspunkte für vergleichende Untersuchungen bietet. Denn sie ermöglichen es, davon auszugehen, daß Kausalität nicht einfach eine freischwebende Konstruktion ist, die nur nach wahr oder unwahr oder Funktionieren/Nichtfunktionieren zu beurteilen wäre, und daß Freiheit nicht nur ein normatives Postulat ist in dem Sinne, daß mehr davon (man sagt "Emanzipation") gut wäre, sondern daß es sich in beiden Fällen um Konstruktionen handelt, deren Anwendung unter regionalen und historischen Sonderbedingungen gelernt werden muß und im Bewährungsfalle nur schwer zu revidieren ist. Bewährtes läßt sich schwer stornieren, wenn nicht sehr konkrete bessere Möglichkeiten angeboten werden. Für einen nach Kausalzusammenhängen fragenden Beobachter ist das Problem der Zurechnung nur deshalb relevant, weil mit dem Begriff der Kausalität noch keine Festlegung auf bestimmte Zusammenhänge zwischen Ursachen und Wirkungen erfolgt. Sowohl in Richtung Ursachen als auch in Richtung Wirkungen führt Kausalität in Endloshorizonte - und dies nicht nur in linearer Sukzession (also zeitlich), sondern zugleich kaskadenhaft in beliebig viele benennbare Mitursachen und Nebenwirkungen. Hinzukommt, daß wir gewohnt sind, auch mit negativen Kausalitäten zu rechnen, zum Beispiel mit Unterlassungen, mit Ausfall von Elektrizität (und natürlich mit Folgen eines Todesfalles); und daß wir auch Strukturen Kausalität zuschreiben, zum Beispiel der "Klassenstruktur" der modernen Gesellschaft oder den feedback-Schleifen der Kybernetik. Viele Zufälle, Vorfälle, Unfälle haben weitreichende Folgen (so rechnen wir zu!), weil man mit ihnen nicht gerechnet hatte. Diese einfache Überlegung zwingt uns, in das Kausalschema eine Unterscheidung einzubauen, die quer steht zu der Unterscheidung von Ursachen und Wirkungen. Kausalität ist einerseits ein Medium des Beobachtens und andererseits eine Form.(6) Als Medium dient Kausalität, wenn man von massenhaft gegebenen, aber nur lose gekoppelten, nur hin und wieder, nur unter besonderen Bedingungen zusammenwirkenden Kausalfaktoren ausgeht. Kausale Formen ergeben sich dagegen bei festen oder doch im Normalfalle erwartbaren Kopplungen - so wie man weiß, daß ein Ei zerschellt, wenn man es auf den Boden fallen läßt, und es nicht davonschwebt (wie es im Weltraum geschehen würde). Als Medium ist Kausalität die bloße Möglichkeit einer Zurechnung von Wirkungen auf Ursachen. Als Form ist Kausalität vollzogene Zurechnung, die von Situationen, aber auch von Auswahlgepflogenheiten des Beobachters abhängt. Man kann, anders gesagt, Kausalität als Schema einer möglichen Weltbeschreibung akzeptieren, ohne mit der spezifischen Zurechnung eines bestimmten Beobachters in bestimmten Situationen einverstanden zu sein. Medium und Form sind nicht etwa zwei ontologisch getrennte Existenzweisen. Vielmehr handelt es sich um ein als Einheit konstituiertes Beobachtungsschema, dessen Komponenten einander wechselseitig bedingen. So ist auch Sprache ein Medium, dessen Elemente (Wörter) nur reproduziert werden, wenn sie fallweise in der Form von Sätzen so kombiniert werden, daß sie einen verständlichen, kommunizierbaren Sinn ergeben. Auch Kausalität ist Kausalität nur, wenn und soweit dies spezifische Medium zu Formen kondensiert - zu Beobachtungen und Beschreibungen vom Typ "A bewirkt B". Die Form impliziert, daß andere Kausalverläufe dadurch ausgeschlossen sind - etwa "Nicht-A bewirkt B". Aber dieser Ausschluß bezieht sich nur auf die konkret realisierte Kausalität. Er läßt es durchaus zu, daß gleichzeitig und in riesigen Mengen andere Kausalverläufe realisiert werden. Das Medium erscheint, anders gesagt, nur in seinen jeweils realisierten Formen. Als solches bleibt es unsichtbar. Es wird nur dadurch reproduziert, daß laufend Formen gebildet werden. Würde das (aus welchen Gründen immer) nicht geschehen, gäbe es auch keine Kausalität. Ferner folgt aus dieser Unterscheidung Medium/Form, daß das Medium invariant bleibt, die Formen dagegen variabel reproduziert werden von Moment zu Moment andere. Formenbildung erfolgt strikt zeitpunktgebunden, und nur deshalb ist es von Interesse, nach Möglichkeiten nahezu-identischer Wiederholung zu fragen im Sinne von Ein Ei fallen lassen, noch ein Ei fallen lassen. Alle informationsverarbeitenden Operationen, seien es Bewußtseinsakte, seien es Kommunikationen, die selbst nur aus Ereignissen bestehen, suchen und finden Redundanzen, das heißt Hinweise in dem, was vorliegt, auf das, was folgen wird. Man denke zum Beispiel an Wettervorhersage - eine ehemals freie, heute durch Satelliten und Fernsehen professionell gewordene Praxis. Nur durch ausreichende Redundanzen kann die sequentielle Reproduktion des jeweiligen Systems gesichert werden. Nur weil diese Zeitpunktgebundenheit aller Beobachtungen Wiederholbarkeit zum Problem, ja der Lebenserfahrung nach zur Ausnahme werden läßt, gibt es ein Problem des Gedächtnisses und des Lernens. Man kann davon ausgehen, daß die Hauptfunktion des Gedächtnisses im Vergessen, im Wiederfreimachen von Kapazitäten für Aufmerksamkeit und für Kommunikation besteht, daß aber eben deshalb das wiederholt Vorkommende bevorzugt erinnert und über alle Situationsunterschiede hinweg identifiziert wird. Mit einem Begriff von Heinz von Foerster (siehe Förster 1948) kann man sagen, daß das Gedächtnis auf laufende "Reimprägnierung" angewiesen ist, um die heilsame Funktion des Vergessens zu blockieren. In der diffus erlebten und rasch wieder vergessenen Wirklichkeit bieten Kausalformen, und zwar deshalb, weil es relationale und damit außergewöhnliche Formen sind, einen besonderen Anreiz für Erinnerung und für Lernen. Man erwartet und testet gegebenenfalls Wiederholbarkeit. Jemand hatte in einer schwierigen Lage geholfen und damit gezeigt, daß er über Kompetenz und Macht verfügt, die man in ähnlichen Situationen wiederbenutzen kann. Die Formen, die man im Kausalschema festlegt, um etwas zu erklären oder zu planen, fixieren deshalb zugleich Unterscheidungen gegenüber dem, was außer Acht bleiben und Vergessen werden kann. Das Kausalschema ist eine Unterscheidungen bewahrende Struktur (vgl. Heylighen 1989). Und selbst wenn Korrekturen notwendig werden, muß man zurückgreifen können auf das, was sich bewährt hat, und das, was sich nicht bewährt hat. Eben deshalb versteht es sich keineswegs von selbst, daß Menschen oder soziale Systeme über die Fähigkeit verfügen, im Kausalschema zu lernen und Gelerntes zu kommunizieren. Das ist nicht zuletzt auch eine Frage der dafür geeigneten Sprache. Und selbst wenn diese Fähigkeit als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann, und das kann man unter heutigen Bedingungen weltweit unterstellen, ist es immer noch eine offene Frage, was genau gelernt wird - also wie Kausalformen auffallen, wie sie über eklatante Unterschiede hinweg identifiziert werden, welche Rolle dabei Personen spielen in dem Sinne, daß Kausalannahmen (Macht zum Beispiel), die für eine Person gelten, für andere nicht gelten, und was für Unterschiede über solche Unterschiede kulturellen Lernens produziert und reproduziert werden. Die primäre Funktion von Kausalkonstruktionen dürfte es sein, auf Unterschiede aufmerksam zu machen und sie zu bewahren; und erst wie das konkret geschieht (ob zum Beispiel festgemacht an Personen oder Werkzeugen, an chemischen Eigenschaften oder an Rechten, die man durchsetzen kann), dirigiert Lernprozesse. IV. Auch im Verständnis von Freiheit hilft uns die sozialwissenschaftliche Kritik auf den Weg. Denn wenn die Unterscheidung von Freiheit und Zwang implodiert und Freiheit nicht mehr durch ihren Gegenbegriff als Abwesenheit von Zwang definiert werden kann, muß man ein anderes Verständnis vorschlagen - oder diesen hochgeliebten Begriff aufgeben. Die Frage lautet also woran erkennt jemand, daß er frei ist, wenn er es nicht daran erkennen kann, daß er nicht gezwungen wird? Diese Frage verschiebt unser Problem in die weitere Frage nach den kognitiven Voraussetzungen von Freiheit. Freiheit entsteht überhaupt erst, wenn man Wahlmöglichkeiten erkennen kann. Freiheit wird, kann man auch sagen, durch Wissen generiert; was auch heißt durch Wissen manipulierbar. Solche kognitiven Bedingungen von Wahlfreiheit nehmen nicht die Form von Regeln an, die anzuwenden wären. Sie sind deshalb in ihrer Freiheit begründenden Form nicht leicht zu erkennen. Sie erzeugen nur einen Bereich möglicher Optionen, der dann durch Regeln und Präferenzbildung eingeschränkt werden kann. Das heißt auch, daß - im Gegensatz zu methodologischen Annahmen vieler "kulturvergleichender" Forschungen - direkte Rückschlüsse von Kultur auf Verhalten nicht möglich sind.(7) Akzeptiert man diesen Ausgangspunkt, dann werden zahllose Phänomene lebendig, ohne daß zunächst eine Ordnung erkennbar wird. Vor allem wird man die Vorstellung aufgeben müssen, daß Freiheit mit Macht oder mit sozialem Status korreliert. Das kann der Fall sein, wenn herausgehobene soziale Positionen mehr Möglichkeiten bieten, sich Informationen zu beschaffen; aber dann ist wiederum Kognition die eigentliche Quelle von Freiheit und Status eine von vielen Bedingungen. Hat ein Chirurg mehr Freiheit, der weiß, welchen Spielraum er bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation und bei ihrer Durchführung hat; oder ein Obdachloser, der weiß, wo man bei welchem Wetter am besten übernachtet (Parkbänke, U-Bahnschächte, unter Brücken, in Eingängen von Bürohäusern), und der weiß, wo man die vom Supermarkt ausrangierten Lebensmittel findet? In jedem Falle wäre der Obdachlose am Operationstisch ebenso hilflos wie der Chirurg auf der Parkbank, wenn es nach Regen aussieht. Der Alltag bietet jede Menge von Belegen Der Strom fällt aus, und man sitzt im Dunkeln. Hier sind Raucher im Vorteil, denn sie wissen, wo die Streichhölzer sind. Nur wenn der Jugendliche weiß, wo die Jugend des Ortes sich abends trifft, kann er entscheiden, ob er hingeht oder nicht. Freiheit ist "der Witz des Gefangenen, mit welchem er nach Mitteln zu seiner Befreiung sucht".(8) Und ein Politiker (selbst höchsten Ranges) muß wissen können, wie die Presse auf sein Verhalten reagieren wird, wenn er entscheiden will, was er öffentlich tut und was nur im geheimen oder gar nicht. So gesehen bedeutet ein unvorbereiteter Milieuwechsel zunächst einmal Freiheitsverlust mit unsicheren Chancen des Wiedergewinns. Das erklärt zum Beispiel den Widerstand der Einwohner East Londons gegen den Umzug in die so schön geplanten New Towns im breiteren Umkreis der Metropole.(9) Weitere Überlegungen schließen sich an. Freiheit wird in der Gesellschaft symbolisiert, unter anderem, um Prestige und sozialen Status zum Ausdruck zu bringen. Aber das kann zu Fehlurteilen führen. Ist die Freiheit eines Chefredakteurs wirklich so groß, wie man annimmt, wenn es darum geht, was in die Zeitung aufgenommen wird und was nicht und was auf die erste Seite kommt oder als eine unvermeidliche Meldung doch eher versteckt wird (vgl. Rühl 1979)? Oder gibt es hier viel Berufs- und Milieuwissen, das den scheinbaren Entscheidungsspielraum stark einschränkt, aber faktisch ihn durch Einschränkung überhaupt erst konstituiert? Der vielleicht wichtigste Vorzug dieser Annahme, Freiheit werde durch Kognition erzeugt, liegt im Übergang zu kleinformatigen, geradezu mikroskopischen Analysen. Die Sequenzen sowohl des bewußten Erlebens als auch der Kommunikation sind durch relativ kurzfristige Episoden bestimmt. (Welche Freiheitsgrade hat ein gut erzogener Mensch bei der Inszenierung einer Begrüßung oder beim Akzeptieren eines Verlustes?) Gelegenheiten, Alternativen zu sehen, erscheinen und verschwinden wieder von Moment zu Moment, sie können ergriffen oder auch verpaßt und nur noch retrospektiv erkannt werden, wenn es zu spät ist. Da das Leben, das Bewußtsein und die Kommunikation durch dynamisch stabilisierte Systeme reproduziert wird, ist mit einem dauernden Übergang von Episode zu Episode zu rechnen. Erst wenn man das einsieht und es der theoretischen Analyse zugrundelegt, kann man fragen, welche strukturellen Faktoren Episoden zusammenfassen und oft oder immer wieder zur Entdeckung von Freiheit oder Unfreiheit führen. Dann kann man so etwas wie "gute" (= zur Gesellschaft passende) Erziehung nennen, und man kann in diesem Konzept auch Bedingungen Rechnung tragen, die auf ständige Konfrontation mit Zwang hinauslaufen. Die klassische Konzeption der Freiheit durch Abwesenheit von Zwang wird nicht systematisch ausgeschlossen, so als ob sie empirisch gar nicht vorkommen könnte; aber sie wird als ein Grenzfall behandelt, in dem viele oder nahezu alle Episoden durch ein und dieselbe Quelle von Zwang determiniert sind - etwa bei Entführungen. Die Freiheit konstituierende Funktion von Wissen ist unabhängig vom Streit der Erkenntnistheorien (realistisch, idealistisch, pragmatistisch, konstruktivistisch) und von der Wissenschaft selbst. Ein Wissenschaftler muß natürlich etwas vom Fach und von Finanzierungsmöglichkeiten verstehen, wenn er in Bezug auf seine eigenen Forschungen frei entscheiden will. Aber diese Freiheit besteht auch dann, wenn die Ausgangsannahmen sich später als falsch erweisen; und sie ist natürlich auch unabhängig davon, ob seine Forschungen Hypothesen verifizieren oder falsifizieren oder, wie so oft, dies weiteren Forschungen überlassen müssen. Freiheit ist ein soziales Konstrukt, und Wissen ist die Form, in der Beschränkungen eingeführt werden, um Entscheidungen zu ermöglichen. Kognitive Erwartungen unterscheiden sich, unter anderem wegen dieser Funktion, grundsätzlich von normativen Erwartungen; denn formulierte Normen provozieren geradezu die Freiheit, gegen die Norm zu verstoßen. Das Paradies war der Ort für einen Modellversuch in genau dieser Frage; und die Welt verdankt einer mutigen Frau die Folgen des Normbruchs Unterscheidungsvermögen und Freiheit. Die Kenntnis des Verbots hat genügt.(10) Auch wenn Freiheit als Korrelat von Wissen überall entstehen kann und auch, wenn soziale Stratifikation kein sicherer Indikator für Freiheitsverteilung in der Gesellschaft ist, müssen doch weitere Faktoren beachtet werden, die differenzierend wirken. In einer Hinsicht geht es erneut um ein Attributionsproblem. Was sind die Bedingungen dafür, daß Freiheit gesehen und auf die Person, die sich entscheidet, zugerechnet wird? Oder noch schärfer wovon hängt es ab, daß derjenige, der von seiner Freiheit Gebrauch macht, sich selbst als Ursache einbringt. Freiheit ist ja ein Konzept für das Abschneiden der Rückfrage nach weiteren Ursachen. Wir wissen, daß eine solche Personzurechnung als Selbstzurechnung wie als Fremdzurechnung kontingent erfolgt und auch anders möglich ist, also von weiteren Bedingungen abhängt. Solche Bedingungen können psychischer Art sein; aber man findet sie auch im System sozialer Kommunikation. Wann wird es ermutigt, Selbstzurechnung zu kommunizieren, und wann muß man so tun, als ob gar keine Entscheidung vorliege oder sie von anderen provoziert wurde (typisch zum Beispiel für Rechenschaftslegung bei kriminellem Verhalten oder sonstigen Formen auffälliger Devianz(11)). Eine andere Variable liegt in der Frage, wie weit Freiheit nur darin besteht, zwischen Grenzsituationen zu wählen. Im eher harmlosen Kleinformat heißt dies zwischen Handlung und Unterlassung zu wählen. Dies läuft zumeist auf eine Wahl zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten hinaus, wobei die Wahl der einen aus zeitlichen oder ökonomischen Gründen das Unterlassen der anderen erfordert. Nicht selten sind aber auch die Fälle, in denen man sich nicht entscheiden kann, eine bestimmte Möglichkeit zu ergreifen (zum Beispiel wegen des Risikos, auf das man sich damit einlassen müßte), aber auch nicht weiß, was man statt dessen tun könnte. Dann liegt das Problem nicht in der Ökonomie der Ressourcen, für die Modelle rationalen Entscheidens angeboten werden,(12) sondern es liegt in Problemen der Unentschlossenheit, der Risikoaversion, der Rigidität von Präferenzen, also in Systemproblemen, die in einer dynamischen Gesellschaft eher negativ bewertet werden. Im tragischen Großformat steht nur noch Inklusion oder Exklusion zur Wahl. Wenn man nicht "mitmacht" (und wohlgemerkt freiwillig mitmacht), wird man aus bestimmten Netzwerken oder sogar aus dem sozialen Leben schlechthin ausgeschlossen. Solche Wahlsituationen werden oft als "Moral" dargestellt, um den Ausschluß zu rechtfertigen. Sowohl Unterlassen (ohne sinnvolle Alternative) als auch Exklusion sind Optionen (und wohlgemerkt Optionen!), die in einen unspezifizierten Raum führen.(13) Man verliert damit Anhaltspunkte für weiteres Verhalten. Man verliert die Freiheit, und zwar genau deshalb, weil man keine kognitiven Anhaltspunkte findet, die einen Spielraum für freie Wahl konstituieren könnten. Das sind, wenn in einer Gesellschaft mit solchen Grenzsituationen gespielt wird, starke Sanktionen - viel stärker als alles, was über Moral und über sonstige normative Regulierungen erreicht werden kann; denn Normen geben immer noch die Möglichkeit der Abweichung frei, ja sind geradezu kognitive Voraussetzungen für die Entscheidung zur Abweichung.(14) Moralen stützen sich denn auch, zumindest in älteren Gesellschaften, auf die Unmöglichkeit, die Grenze zum "unmarked space" zu überschreiten. V. Für regional orientierte Forschungen geben die theoretischen Modifikationen, die an den Begriffen Kausalität und Freiheit ansetzen, nur sehr abstrakte Anhaltspunkte. Das gilt auch dann, wenn man einbezieht, daß Kausalität etwas mit einem technischen Verständnis von Rationalität zu tun hat und Freiheit etwas mit kognitiven Bedingungen der Konstitution von Sinn. In einem ersten Schritt kommt es vor allem darauf an, sich von begrifflichen Voreingenommenheiten zu lösen, die eine ganz andere historische und gesellschaftliche Situation reflektieren, nämlich die Situation einiger europäischer Länder (vor allem Englands) im 17. und 18. Jahrhundert. Man kann natürlich, was Wissenschaft betrifft, viele andere Länder und Namen nennen - neben Bacon (der aber erst im Laufe des 17. Jahrhunderts eine Modeautor wird), Locke und Newton auch Galilei und Descartes. Aber entscheidend ist die historische Verortung im 17. und 18. Jahrhundert - in einer Gesellschaft also, die in nahezu allen Funktionsbereichen die alte Ordnung aufzulösen begann, deshalb einen technisch-rationalen Begriff von Kausalität bevorzugte, um neue Sicherheiten zu finden, und einen Begriff natürlich-individueller Freiheiten, um alte soziale Einteilungen als entbehrlich behandeln zu können. Aber es war zugleich eine Gesellschaft, die mit einem inhaltlich ganz unbestimmten, "offenen" Begriff von Zukunft auskommen und ihn mit der Semantik des "Fortschritts" besetzen konnte. Warum aber sollen wir uns in einer völlig anderen Situation durch begriffliche Vorgaben binden lassen, die damals, und nur damals, überzeugen konnten? Die Situation der modernen Gesellschaft am Ende des 20. Jahrhunderts ist eine andere als die einer Epoche, die man als "transitorische Moderne" bezeichnen könnte. Es ist keineswegs eine "postmoderne" Situation. Der einzige Sinn dieser Rede von "postmodernen" Verhältnissen dürfte darin liegen, sich um ein Begreifen der modernen Gesellschaft herumzudrücken mit der Behauptung, es sei schon vorbei. Tatsächlich haben wir aber erst heute die Chance, die moderne Gesellschaft angemessen zu beschreiben, weil sie erst heute, und zwar in weltweiten Dimensionen, als beobachtbares und beschreibbares Faktum vor Augen liegt. Bei regionalen Vergleichen werden üblicherweise die extremen Unterschiede an Realisierung der Leistungsmöglichkeiten der Funktionssysteme hervorgehoben - in erster Linie Unterschiede der wirtschaftlichen Entwicklung, der schul-/hochschulmäßigen Ausbildung, aber auch der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratisierung des politischen Systems über politische Parteien und eine Oppositionskultur. Solche Tatbestände sollen weder bestritten noch bagatellisiert werden. Aber sie enthalten nichts spezifisch Modernes, sondern waren immer schon vorhanden gewesen. Lediglich die moderne Weltgesellschaft verleiht ihnen einen besonderen Aufmerksamkeitswert. Denn man ist jetzt mit ihnen in einem umfassenden Gesellschaftssystem konfrontiert, und das läßt, wenn Unterschiede der Realisierung sichtbar werden, diese als unakzeptabel erscheinen. Aber was kann geschehen, wenn man wiederum nur auf Konzepte technisch-rationaler Kausalität zurückgreifen kann, etwa der Meinung ist, daß man Geld zur Verfügung stellen müßte, um die Entwicklung zu fördern? Auf enttäuschende Erfahrungen reagiert man heute mit der Theorie des "Sozialkapitals" (Traditionen, Einstellungen, Prestige und Prominenz), das hinzukommen müsse, um beabsichtigte Innovationen erfolgreich durchführen zu können. Aber das ist eine fast schon tautologische Zusatzbedingung, für die es nur sehr enge, lokale und projektabhängige empirische Indikatoren gibt. Im übrigen geht man bei der Beschreibung unterentwickelter Regionen von den vorgefundenen Tatbeständen aus. Inzwischen gibt es jedoch Anhaltspunkte genug dafür, daß die funktionale Differenzierung der modernen Gesellschaft solche Tatbestände erst produziert. Typisch verstärken die Funktionssysteme der Weltgesellschaft vorgefundene Ungleichheiten, weil es für sie rational ist, Unterschiede zu nutzen. Nur wer zahlungsfähig zu sein scheint, erhält Kredite. Andererseits wandert die Arbeit in Billiglohnländer ab; aber dies nur, wenn das Rechtssystem dank staatlicher Garantien funktioniert. Das weltpolitische System legt wert auf Ansprechpartner und lokale Adressen in allen Regionen; aber die Form des souveränen Zentralstaates paßt schlecht auf tribale oder auf ethnisch und religiös inhomogene Regionen. Bei den heute aktuellen Problemen - von Problemen des Hungers, der politischen Korruption bis hin zur Entstehung neuer religiöser Kulte - handelt es sich keineswegs um Relikte einer vergangenen Ordnung, die einer Modernisierung unterzogen werden müßten, sondern um direkte Korrelate der Moderne selbst. Mehr und mehr scheint die moderne Weltgesellschaft sich mit Problemen zu befassen, die sie selbst erst erzeugt hat. Auch das läßt es fraglich erscheinen, ob man gut beraten ist, wenn man meint, die üblichen Mittel wie Kredite oder Erziehung oder Verfahrensinnovationen in Produktion und Verwaltung nur verstärkt einsetzen zu müssen, um zu Erfolgen zu kommen. Die Modernisierungsforschung, mit der die Soziologie nach dem zweiten Weltkrieg eingesetzt und es zu erheblichen Erfolgen gebracht hatte, war davon ausgegangen, daß "Modernität" in den einzelnen Funktionsbereichen wechselseitige Stützfunktionen erfüllen würde; daß also technisch-industriell fortgeschrittene Produktion, Marktwirtschaft, wissenschaftliche, nur an eigenen Erfolgsaussichten orientierte Forschung, schulisch organisierte Erziehung der Gesamtbevölkerung, politische Demokratie mit wohlfahrtsstaatlichen Ausgleichsfunktionen und schließlich verbesserte Lebensperspektiven der Einzelmenschen im Projekt Moderne integriert werden würden und daß die Gesamtentwicklung einem günstigen Mix von Evolution und Politik überlassen bleiben könnten. Daran vermag man heute kaum mehr zu glauben. Zu deutlich sind kaum mehr kontrollierbare Nebenfolgen in ökologischen und demographischen Hinsichten, in Bezug auf zu hohe Risiken, Zukunftsunsicherheit und eine auch nur annähernd erträgliche Wohlstandsverteilung zutage getreten; und auch die Aussichten, dies mit regionalen Besonderheiten, also mit Entwicklungsrückständen zu erklären, schwinden mit der Zeit. Im Gegensatz zu jeder klassischen Theorie, die funktionale Differenzierung wie Arbeitsteilung behandelt hatte, wird man davon ausgehen müssen, daß gerade die hohe Spezialisierung und Autonomisierung der Funktionssysteme zu wechselseitigen Belastungen führen wird, von denen man nicht voraussehen kann, wie sie in Einzelfällen bewältigt werden können. Daß es Erfolge geben kann und gegeben hat, sollte natürlich nicht bestritten werden. Ein dogmatischer Pessimismus ist auf jeden Fall unangebracht. Die Frage ist nur, ob man mit der vorgeschlagenen Revision der Annahmen über Kausalität zu besseren Einsichten kommt - und wenn nicht im Sinne von Erfolgswissen, dann doch im Sinne von Orientierungswissen. In der bisherigen Betrachtungsweise ist der Zeitfaktor nicht zureichend berücksichtigt worden. Man hat Zeit natürlich im Zusammenhang mit Projekten beachtet, also als Zeit, die man voraussichtlich braucht, um von der Ursache zur Wirkung zu kommen; oder als Zeitspanne, während der es vertretbar ist, Umweltveränderungen, die das Projekt betreffen, außer Acht zu lassen.(15) Aber in gesellschaftsgeschichtlicher Perspektive ist die vordringliche Frage wieviel Zeit bleibt für Modernisierung, wie schnell muß es gehen? Zu Beginn der europäischen Neuzeit und noch im 17. und 18. Jahrhundert hatte sich diese Frage nicht gestellt. Modernisierung war kein Projekt. Man konnte zwar Innovationen beobachten, und dies auch während der Lebenszeit von Individuen, und der Buchdruck trug dazu bei, neue Kenntnisse zu schätzen und rasch zu verbreiten. Das hatte Konsequenzen, zum Beispiel für die Autorität des Alters und für die Berufung auf Erfahrung (vgl. nur Thomas 1988). Aber es gab keine Dringlichkeit in einer Programmatik gesellschaftlicher Veränderung. Und es gab diesen Zeitdruck nicht, weil man keine Vergleichsmöglichkeiten hatte. Europa konnte sich selbst, so zumindest seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, als eine dynamische Gesellschaft begreifen, aber der eigene Prozeß der Umstellung auf technische Innovationen, auf Rechtsreformen, auf schulische Erziehung usw. hatte nur der Logik des Fortschritts zu gehorchen, und die Welt im übrigen konnte schließlich kolonisiert werden. Erst im 20. Jahrhundert wird die Differenzierung von (fortgeschrittenen) Zentren und (zurückgebliebener) Peripherie zum Problem. Erst jetzt entsteht aus dem Vergleich von Zentren und Peripherien der Moderne die Erwartung und der Anspruch auf schnelle Aufhebung dieser im Konzept der modernen, allinklusiven Gesellschaft nicht zu rechtfertigenden Differenz. Und während Europa sich im Horizonte einer offenen, weithin unbestimmten Zukunft Jahrhunderte Zeit lassen und sektorale Fortschritte (zum Beispiel Industrialisierung) jeweils austarieren und Nebeneffekte auf andere Sektoren, zum Beispiel auf den Staat abwälzen konnte,(16) sind unter heutigen Bedingungen keine Zeitreserven mehr verfügbar, und angesichts der faktisch gegebenen Ungleichheit und ihrer laufenden Reproduktion durch die Bedingungen funktionaler Differenzierung wäre es blanker Zynismus, wollte man den benachteiligten Regionen eine Wartezeit von zwei bis drei Jahrhunderten verschreiben. Aber wie schnell kann es gehen? Und vor allem welche perversen Effekte entstehen allein schon dadurch, daß es schnell gehen muß? VI. Einige der Besonderheiten süditalienischer Verhältnisse könnten durch diesen Zeitfaktor erklärbar sein, also durch die relative Plötzlichkeit mit der Süditalien einem Vergleich mit Norditalien oder anderen, "besser" entwickelten Regionen Europas ausgesetzt worden ist. Die alte Ordnung hatte die Gesellschaftsstruktur auf eine Einheit von Familie, Eigentum und Stratifikation aufgebaut. Demgegenüber blieb die Frage, wie Vermögensverhältnisse aus landwirtschaftlichen Quellen und auf Grund von Handel reguliert und über Generationen hinweg tradiert wurden, zum Beispiel durch arrangierte Heiraten, eine Frage zweiten Ranges - wie überall im alten Europa. Ausschlaggebend war die Einheit von Familie und Vermögen ("alter Reichtum" im Sinne der aristotelischen Adelsdefinition) als Grundlage gesellschaftlicher Differenzierung. Im übrigen waren in die Stratifikation - und wiederum hier wie auch sonst im alten Europa - Patron/Klient-Verhältnisse eingebaut, die auch politische Funktionen mitzuerfüllen hatten, da es keine von der Zentrale aus steuerbaren Lokalverwaltungen, sondern allenfalls lokale (oft grundherrschaftliche) Gerichte gab. Diese Ordnung hat den Übergang zu einer primär funktional differenzierten Gesellschaft nicht überlebt. Die Veränderungen betreffen nicht mehr nur die Oberschicht, die sich an anderen Prestige- und Einkommensquellen und nicht zuletzt an der jetzt nationalstaatlich organisierten Politik orientieren muß. Nach dem zweiten Weltkrieg sind auch die bäuerlich-handwerklichen Familienökonomien in den Strudel der "Modernisierung" geraten und verlieren innerhalb von ein bis zwei Generationen ihre alte Bestandssicherheit, ohne daß auf struktureller Ebene eine Nachfolge erkennbar wäre.(17) Demographisch gesehen produzieren die Familien Nachwuchs nicht mehr für Produktion, sondern für Konsum, also im ursprünglichen Sinne "Proleten". Im Zusammenhang damit wächst die Bedeutung der Schulen und Universitäten, die ihrerseits jedoch nicht so organisiert sind, daß sie den Aufgaben einer sinnvollen Ausbildung und Karriereselektion gerecht werden könnten. Im Wirtschaftssystem gibt es nun eine am Markt orientierte industrielle Produktion als primäre Einkommensquelle für alle Schichten. Entsprechend breitet sich die Geld- und neuerdings auch die Kreditabhängigkeit in allen Schichten aus - bis in privateste Bereiche wie gestiegene Konsumansprüche, Scheidungs- und Scheidungsfolgenkosten, Versicherungskosten, Geldausstattung der Kinder etc. Aber auch in anderen Funktionssystemen nimmt die Übertragung von Aufgaben auf Organisationen zu. Es gibt staatliche Verwaltungen, die auf die lokale Ebene durchgreifen, was immer den Gemeinden oder Regionen an Autonomie konzediert wird. Es gibt politische Parteien mit Ortsvereinen bis in kleinste Orte hinein, wobei die Kandidatenselektion durch die Machtkämpfe in den Parteizentralen bestimmt wird. Es gibt Schulen für die gesamte Bevölkerung, Krankenhäuser (statt nur Ärzte) und Gefängnisse - also organisatorische Einrichtungen für die Versorgung jeder Art von Klientel nach Maßgabe spezifischer Funktionen. Die Funktionssysteme selbst können zwar nicht als Einheiten organisiert sein, aber im Alltag wirken sie über die ihnen zugeordneten Organisationen und ziehen auf diese Weise die entsprechenden Probleme und Bedürfnisse an oder erzeugen sie sogar erst durch ihr Angebot. Es gibt von dieser Struktur aus gesehen eigentlich keinen Bedarf für Patron/Klient-Verhältnisse oder Netzwerke ähnlicher (heute würde man sagen "privater") Art. Aber genau hier liegt das Problem. Man kann gerade in Süditalien beobachten, daß die Gewohnheit, in Netzwerken der Hilfe, der Förderung und der erwartbaren Dankbarkeit zu denken, erhalten geblieben, aber von der gesellschaftlichen Stratifikation auf die Organisationen übertragen worden ist. Die "ansprechbaren" Ressourcen liegen jetzt nicht im Eigentum, im Prestige der Familie, in der Verpflichtung durch Herkunft und in den sozial weiterreichenden, überlokalen Kontakten einer Oberschicht. Sie werden vielmehr aus den Kompetenzen "abgezweigt", die Positionen in Organisationen zur Verfügung stellen. Oft genügt das Prestige einer Position, um sich für etwas einzusetzen, was mit den Aufgaben des Amtes nichts zu tun hat. Die Organisation stellt Signale zur Verfügung, die als Symbole für allgemeine soziale Kompetenzen verwendet werden können. Das versteht sich freilich nicht von selbst, sondern muß im Netzwerk selbst durch ständige Bereitschaft erarbeitet, "verdient" und reproduziert werden. Dazu sind zahlreiche soziale Kontakte erforderlich, viel mündliche Kommunikation, deren Sinn sich weder aus den Organisationsaufgaben ableiten läßt noch von unmittelbaren praktischen Zwecken her als notwendig verständlich ist, sondern eine Art Überschußproduktion hervorbringt, die der Reproduktion von sozialer Kompetenz und Bereitschaft dient. Legt man die Interpretation von Kausalität als Formwahl im entsprechenden Medium zugrunde und die Interpretation von Freiheit als kognitiv (und damit sozial) konstituierter Freiheitsspielraum, wird die Persistenz solcher Muster und ihre selbstläufige Reproduktion besser verständlich. Auch hier dient Kausalität in erster Linie der Bewahrung und der Selbstkorrektur von Unterscheidungen - und zwar bezogen auf die Faktoren, mit denen man immer schon etwas erreichen konnte. An der Ausgrenzung anderer Möglichkeiten muß festgehalten werden, auch wenn man laufend lernen muß, Positionen im Netzwerk umzubesetzen. Offenbar können sich Muster für das Entdecken von Kausalformen, gerade weil sie sich nicht von selbst verstehen und nicht durch die Natur schon vorgegeben sind, nicht so schnell ändern, wie es eine Anpassung an die Strukturen der modernen Gesellschaft erfordern würde. Man kann sie nicht so schnell durch etwas anderes, noch nicht Bewährtes ersetzen. (Wie soll man Organisationen trauen, wenn man niemanden kennt, der sie beeinflußen kann?) Und offenbar sind auch die kognitiven Bedingungen für die Konstitution begrenzter Freiheiten, für die Zurechnung auf Absichten (statt auf Ansichten) und damit für das, was persönlich zurechenbaren Sinn gibt, nicht so rasch änderbar. Man liest in die Organisationen hinein, was man ohne sie nicht mehr realisieren kann; und in der Tat die Organisationen bieten mit ihrer auf Entscheidung und Kompetenz bezogenen Selbstbeschreibung zahlreiche Möglichkeiten des Austausches von Gefälligkeiten. Man kann nicht sagen, man könne es nicht. Und wenn es rechtliche Schranken des Erlaubten gibt, bietet das Beiseiteschieben der damit gegebenen Hindernisse um so mehr Gelegenheiten, guten Willen und Hilfsbereitschaft zu demonstrieren. Eine Funktion des Rechts könnte geradezu darin liegen, den expressiven Wert der Umgehung oder des bewußten Ausschaltens oder Einschaltens der juristischen Betrachtungsweise zu steigern. Die Reproduktion dieses Umgangs mit Kausalität und Freiheit wird verständlich, wenn man sich die alltäglichen Kommunikationen genauer ansieht. Mit Watzlawick (siehe Watzlawick/Beavin/Jackson 1974) kann man zwei Ebenen der Kommunikation, mit der speech act Theorie zwei Typen oder Funktionsrichtungen der Kommunikation unterscheiden. Auf der einen Ebene geht es um die Themen oder die Informationen, die behandelt werden - etwa der Auftrag an einen Handwerker, die Planung eines Ausflugs, Berlusconi oder Ähnliches. Auf der anderen Ebene geht es um die Einstellung der Beteiligten zueinander, die zwar nicht explizit mitgeteilt, aber implizit zum Ausdruck gebracht wird, also der Ausdruck des wechselseitigen Wohlwollens, der Hilfsbereitschaft, aber auch daß ein Ja eigentlich ein Nein bedeutet. Die Kommunikation ist immer paradox insofern, als sie immer etwas Nichtkommuniziertes mitkommuniziert. Aber es wird erwartet, daß man versteht - und nicht nachfragt. Nicht selten tritt das Gemeinte in direkten Widerspruch zum Gesagten; und auch dann wird erwartet, daß man versteht, aber nicht nachfragt. Daß die Kommunikation in solchen Fällen ohne greifbare Resultate bleibt, darf nicht mit Überraschung vermerkt werden, obwohl je nach Sachlage Insistieren zum guten Ton gehören kann. Teilnehmer wissen, wann man nachfassen kann - und wann nicht. Jedenfalls ist die Unterscheidung der semantischen (konstativen) und der pragmatischen (performativen) Aspekte jeder Kommunikation wichtige Voraussetzung für die Teilnahme am Spiel und für die zutreffende Lokalisierung von Kausalitäten und Freiheiten. Wenn dies ein allgemeines Problem der modernen Kommunikation ist und zum Beispiel bei der Analyse von Pathologien in der Familientherapie eine bedeutende Rolle spielt, kann man vermuten, daß im süditalienischen Kontext gerade die Organisationen aktivierende Kommunikation sich selbst an diesem Problem der paradoxen Kommunikation orientiert, und zwar mit Schwerpunktverlagerung in Richtung auf die Ebene der latenten Kommunikation von Einstellungen - aus welchen Anlässen und über welche Informationen auch immer. Die Paradoxie der Kommunikation wird dadurch aufgelöst, daß vorausgesetzt wird, daß verstanden wird, daß die Informationen eine untergeordnete Rolle spielen und daß es vor allem auf das Symbolisieren des Netzwerks ankommt, in dem Gefälligkeiten gehandelt und dazu passende Einstellungen zugemutet werden. Von selbst bewegt sich nichts - und auch das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, daß das Wohlwollen und Freundschaftsdienste benötigt und über Prestigezuweisungen reproduziert werden. Die gleiche Schwerpunktverschiebung in Richtung auf personalisierte Einstellungskommunikation findet man auch in der Inszenierung von Kultur. Wissenschaft und Kunst werden in erster Linie als Kultur gefördert. Die öffentliche Präsentation von Kultur ermutigt zu einer Rhetorik, die riesige Bedeutungsüberschüsse produziert, ohne erkennen zu lassen, was daraus und darauf nun folgen würde. Kultur (und die damit erfaßbaren Themen wie die Familie, die Jugend, Ethik, Dichtung, Europa etc.) wird als eine sich selbst konsumierende Angelegenheit zelebriert, fast wie ein Ritual, bei dem das Dabeisein und Gesehen- und Gehörtwerden zählt. Es geht, könnte man vermuten, um die Schokoladenseite des Netzwerks oder auch um die Symbolisierung von Gemeinsamkeit bei stark divergierenden Interessen. Oder um es paradox zu formulieren das Interesse an Kultur darf kein Interesse werden.(18) Je deutlicher die Teilnahmebedingungen erkennbar sind, ohne als Information kommuniziert zu werden, desto schärfer stellt sich die harte Alternative von Inklusion und Exklusion. In dem Maße, als Normen "offizieller" Provenienz und vor allem Fragen der Geltung und Durchsetzbarkeit des Rechts den Bedingungen persönlicher Interaktionen unterworfen werden, muß ein neuer, ebenfalls generalisierter Sanktionsmechanismus erfunden werden; und das ist, unter Rückgriff auf sehr alte Ordnungsformen, die Unterscheidung von Inklusion und Exklusion. Und dies gilt auf allen Ebenen in den Dörfern und in den Universitäten und in den Beziehungen zwischen Privatwirtschaft und staatlicher Verwaltung; und vor allem natürlich für die professionellen und die zahllosen nichtprofessionellen Politiker.(19) Exklusion kann aber nicht wirklich getestet werden, da sie in den "unmarked space" führen würde, in dem man keine auswertbaren kognitiven Strukturen, keine wirksamen Kausalitäten, keine nutzbaren Freiheiten finden kann. Ausschluß in der Form sozialer Isolierung existiert gewissermaßen nur als Gerücht und nicht in der Form einer von Fall zu Fall sinnvoll wählbaren Alternative. Die Reproduktion des Netzwerkes erzeugt, um es mit einem älteren sozialpsychologischen Begriff zu formulieren, "pluralistic ignorance" in bezug auf das, was möglich wäre. Das wiederum bestätigt die in der Kommunikation reproduzierte Ordnung mit all dem, was man dort und nur dort an Wirkungsmöglichkeiten und an Freiheit finden kann. Empiriker könnten daran denken, einen "Peinlichkeitstest" zu entwickeln. Was wird in der Kommunikation als peinlich empfunden? Offenbar nicht die Bitte um Hilfe, um Intervention in rechtlich und organisatorisch geregelte Verläufe (zum Beispiel Examen, Zeugenvernehmungen vor Gericht, Reihenfolge in der Bearbeitung von Anträgen, Verteilung von Krankenbetten und ärztlicher Aufmerksamkeit). Und es ist nicht etwa deswegen nicht peinlich, weil dafür Bezahlung angeboten wird,(20) sondern deswegen, weil mit der Bitte um einen Gefallen die Anerkennung von Kompetenz, von Einfluß, von Macht und von gutem Willen verbunden ist. Das Netzwerk zahlt und motiviert durch "Honorierung", das heißt durch Selbstreproduktion der eigenen Asymmetrien, also wiederum durch Reproduktion von Kausalitäten und Freiheiten. Selbstverständlich sind auch riesige Geldsummen involviert und werden gleichsam mithineingezogen in den Austausch von Entgegenkommen und Gefälligkeiten. Denn wie könnte man Freundschaft und zugleich Macht besser beweisen als durch Eröffnung eines Zugangs zum Geld? Aber Korruption in diesem legalen Sinne, die es ja überall gibt, ist kein isoliert zu betrachtendes Phänomen. Vielmehr ist anzunehmen, daß das Netzwerk die Grenze zwischen Korruption und Nichtkorruption durch eine eigene Supercodierung verwischt, und vor allem wohl durch die Supercodierung von Inklusion und Exklusion. Jeder, der am Netzwerk in diesem Sinne teilnimmt, muß wissen, wie es funktioniert. Er braucht nicht zu wissen, warum es so funktioniert, wie es funktioniert. Das Netzwerk benötigt zur Lokalisierung von Kausalität und Freiheit keine Orientierung an öffentlichen Problemen. Solche Probleme sind zwar Thema der Kommunikation - aber vorwiegend deshalb, weil sich die Organisationen, die Anlässe geben zur Kommunikation, mit ihnen beschäftigen. Die Kommunikation selbst verlagert dann aber den stets mitgemeinten Sinn auf die Ebene individueller Interessen. Hier und nur hier festigt sich im Alltag ein Problembewußtsein, das die Kommunikation in Gang hält. "Individuell" ist dabei wiederum netzwerkbezogen zu verstehen, also nicht etwa beschränkt auf persönliche Bedürfnisse und Wünsche von Einzelpersonen. Vielmehr überleben in diesem Zusammenhang die Familie ebenso wie Patron/Klient-Verhältnisse. Man setzt sich nicht nur für eigenen Interessen, sondern in erheblichem Umfange auch, und um so unbefangener, für die Interessen anderer ein. Das System lebt von Vermittlungen und honoriert sie durch Prestigeverteilungen. Die erst im 18. Jahrhundert aufkommende Unterscheidung von öffentlich und privat hat hier noch keine Wurzeln geschlagen. Der "Private" ist noch der "idiotes", der sich selbst ausschließt. Aber die Übergangssituation zeigt sich nicht zuletzt darin, daß das System nicht mehr auf Familienökonomien gegründet ist und daß Vermittlungsrollen organisationsabhängig geworden sind und die normalen Regulative der Organisationen stören, wenn nicht sabotieren. So wird es schwierig, von den Zentren aus Organisationen durch Organisation zu kontrollieren, denn die Netzwerke stehen den "offiziellen" Zentren nicht zu Verfügung; sie sind nicht hierarchisch, sondern heterarchisch konzipiert. So kommt es zu einer eigentümlichen Symbiose von Organisationen und Netzwerken, die alle planmäßige Durchgriffskausalität zum Scheitern bringt, aber statt dessen in einem anderen Sinne Formen der Kausalität und lokalisierbare Optionen im System verteilt. VII. Wenn wichtige Probleme in der sozial verbreiteten Einschätzung von Kausalität und von Wahlfreiheit liegen, sollte verständlich sein, weshalb eine staatliche Politik solchen Verhältnissen gegenüber versagt oder allenfalls in ihren Angeboten abgesucht wird auf das, was sich unter Freunden verwenden läßt. Die Prämissen, daß über Recht oder über Geld oder schließlich über die Bedingungen der Mitgliedschaft in formalen Organisationen ein Direktzugriff auf individuelles Verhalten möglich und allenfalls mit einer Restquote von unvernünftigem, unökonomischem oder schlichtweg kriminellem Verhalten belastet sei, treffen nicht zu. Und ebensowenig lassen sich die Probleme im Schema Liberalismus/Sozialismus politisieren. Denn die Frage ist ja gerade, ob man Zwang so schematisieren kann, daß eine Disposition über zwingende Macht - sei es daß man sie als Staatsmacht "demokratisch" kontrolliert, sei es, daß man sie als Wirtschaftsmacht beseitigt - eine regionale Entwicklung sozusagen "emanizipiert". Gesellschaft ist ein geschichtliches System, eine "historische Maschine", die sich in der operativen Reproduktion von Situation zu Situation immer an sich selbst orientiert - und das heißt an dem, was sie aus sich selbst gemacht hat. Oder um es Nietzscheanisch zu formulieren ihr irreversibles "Werden" wird vom "Willen zur Macht" zur "Wiederkehr des Gleichen" gezwungen. Grosso modo jedenfalls. Es gibt natürlich strukturellen Wandel, auch solchen tiefgreifender Art. Daß das Patronagesystem binnen relativ kurzer Zeit vom Fundament in Familieneigentum auf Positionen in Organisationen umgestellt werden konnte, belegt Tiefgang und Tempo eines strukturellen Wandels mehr als genug. Eine ganz andere Frage ist jedoch, ob ein Strukturwandel politisch herbeigeführt werden kann oder ob er der Evolution überlassen bleiben muß, in der dann "Planung" eine mehr oder weniger fatale Rolle spielt. Wir können und brauchen diese Frage hier nicht zu entscheiden. Wenn man aber annehmen muß, daß ein Gesellschaftssystem, auch in seinen regionalen Ausprägungen, ein historisches System ist, also in jeder Situation Erinnerung an Bewährtes aktiviert und sich selbst anders gar nicht einschätzen kann, liegen skeptische Konsequenzen auf der Hand. Auch Kybernetiker und Mathematiker zeigen, daß ein System, das seinen eigenen Output als Input wiedereinführt, für die eigenen Operationen unkalkulierbar wird und erst recht von außen nicht wie eine zuverlässige Maschine berechnet werden kann;(21) und dies, obwohl, ja weil es operativ geschlossen und strukturdeterminiert operiert. Forschungen, die Entwicklungen in eher peripheren Gebieten der modernen Gesellschaft betreffen, können daher kaum, ohne ihren eigenen Grundlagen zu widersprechen, dem politischen Gestaltungswillen Instrumente zur Verfügung stellen. Zweifel dieser Art, die heute weit verbreitet sind, müssen jedoch nicht zur Resignation führen. Sie eröffnen, im Gegenteil, Forschungsperpektiven anderer Art, die auf eine stärkere Differenzierung von Politik und Wissenschaft eingestellt sind. Die diskutierten Konzeptveränderungen in Fragen der Kausalität und der Freiheit betreffen "autologische" Theorien. Das heißt sie können, ja müssen auch auf die Forschung selbst angewandt werden. Und nichts anderes ist gesagt, wenn man davon ausgeht, daß die moderne Gesellschaft auf einer funktionalen Differenzierung ihrer primären Subsysteme beruht. Welche Freiheiten gesehen und welche Kausalitäten konstruiert werden, variiert daher von System zu System. Wenn man dem Rechnung trägt, macht das alle Planungen kompliziert, vielleicht entmutigend kompliziert. Man kann dann weder mit einem ontologischen Realitätsbegriff arbeiten noch mit einer einfachen zweiwertigen Wahrheitslogik, die, wenn fehlerfrei angewandt, zu Ergebnissen führt, deren Wahrheitswerte von jedermann anerkannt werden müssen. Über derart vereinfachende Prämissen ist die moderne Gesellschaft jedoch seit langem hinausgewachsen, und dies nicht nur, weil es noch gewisse "Rückständigkeiten" in der Entwicklung gibt, sondern gerade auch in der Modernität ihrer Strukturen und Semantiken. Es würde wenig helfen, wollte man das nicht zu Kenntnis nehmen und weiterhin von Rationalitätszentrismus einer längst überholten europäischen Tradition ausgehen.
https://w.atwiki.jp/petri/pages/322.html
Farbbilder zu Mini-Preisen Zum ersten Mal ist es gelungen, Farbfotos in großer Stückzahl ohne Negativ herzustellen. Ein Fotochrome-Farbbild kostet (umgerechnet) nur 80 Pfennige. Leider läßt die Qualität noch zu wünschen übrig. Jeder kennt das brillante Polaroid-System, die Sofortbild-Kamera für Filme mit eingebautem Entwickler. Man knipst, zieht an einer Papierlasche und kann nach zehn Sekunden das fertige Bild aus der Kamera lösen. Seit gut zwei Jahren gibt es sogar Polaroid-Farbfotos, die nur ein paar Sekunden länger brauchen als Schwarzweißbilder. Technisch gesehen, ist dieses Wunderwerk kaum noch zu überbieten. Trotzdem hat auch das Polaroid-System einen Haken den Preis. Ein schwarzweißes Polaroidbild kostet eine Mark, ein farbiges jedoch rund fünf Mark. Das sei entschieden zuviel, tönt jetzt die Werbetrommel einer anderen amerikanischen Firma durch den Blätterwald, zumal es ja jetzt einen viel billigeren Weg zum Farbfoto gebe Die Fotochrome Company, New York, propagiert das Fotochrome-System Wir haben nach jahrelanger Entwicklungsarbeit und nach Tausenden von Experimenten ein revolutionäres Farbfotoaufnahmesystem fertiggestellt. Die Kamera ist so automatisch, wie sie überhaupt nur sein kann. Sie ist narrensicher. Die Bedienung ist ein Kinderspiel. Und die Hauptsache Marn lädt sie mit einem Film, der die Kosten von Farbaufnahmen praktisch halbiert. Farbaufnahmen kosten soviel wie Schwarzweißaufnahmen. Warum? Nun, Fotochrome gibt den Grund an braucht kein Negativ mehr. Das Geheimnis liegt angeblich im Entwicklungsprozeß Wir sind jetzt imstande, ein Positiv in klaren, leuchtenden Farben unmittelbar, ohne umständliche, kostspielige Zwischenstufen aus dem belichteten Film herzustellen. AußBer Geld spart das Verfahren auch Zeit Bisher dauerte es meistens zwei Tage, von der Absendung des Films an gerechnet, bis man die Bilder zurückerhielt. Beim Fotochrome-Verfahren braucht man gewöhnlich nur einen Tag. Das ist zwar gegenüber dem herkömmlichen Farbfilm recht schnell, doch mit Polaroid kann man Fotochrome in dieser Hinsicht eben doch nicht vergleichen. Bleibt als zugkräftigstes Verkaufsargument also der Preis. Die ziemlich eigenartig geformte Fotochrome-Kamera ist zunächst nur in den Vereinigten Staaten zu beziehen. Kaufpreis im Einzelhandel 50 Dollar Für das Geld bekommt man einen Apparat, der wirklich beinahe so einfach zu bedienen ist, wie der Prospekt verspricht. Die 4.5-f-Linse ist nicht besonders lichtstark (viele der billigeren Polaroidlinsen sind es auch nicht); ein Belichtungsmesser ist selbstver- ständlich eingebaut, und das Laden ist nicht schwieriger als bei den Kodak-Instamatic-Modellen. Auch sonst gibt's manches vom üblichen Kamera-Komfort Sperrvorrichtung zur Verhinderung von Doppelbelichtung, automatische Belichtungseinstellung für Blitzlichtaufnahmen und ähnliches mehr. Die Fotochrome-Filmkassette läßt sich kinderleicht einlegen. Der Film besteht aus einer beschichteten Kunststoffolie, die auch das entwickelte Positiv trägt. Die Fotochrome-Filmkassette für zehn Aufnahmen kostet knapp zwei Dollar, ein Farbbild kommt also umgerechnet auf rund 80 Pfennige. Das ist fürwahr außergewöhnlich günstig! Aber nun die wichtigste Frage Wie gut sind diese Billigst-Farbbilder? Hier sind die Kenner nicht ganz zufrieden und die Laien auch nicht. Schon bei Polaroid-Farbe gibt es unter ungünstigen Aufnahmeverhältnissen manches zu bemängeln bei Fotochrome gilt das meistens auch dann, wenn die Voraussetzungen günstig waren. Manche Bilder haben einen unmotivierten Stich ins Violette; das verschossene Blau des Himmels sieht weniger natürlich aus, als es solite; beim Betrachten der Porträtaufnahmen drängt sich der Eindruck auf, die Frauen und Kinder, die da 'bitte recht freundlich' lächeln, scheinen noch einer längeren Rekonvaleszenz zu bedürfen. Leider wird dieser Fehler, der mit dem Entwicklungsverfahren zu tun haben mag, nicht durch einen zweiten aufgehoben Selbst die Farbfotos, die die Firma zu Werbezwecken verschickt, sind nicht scharf durchgezeichnet. Feine Details gibt es nicht. Der Verdacht liegt nahe, daß die Linse optisch nicht erstklassig ist. Nun soll man deshalb über Fotochrome noch nicht den Stab brechen. Wer nicht allzu anspruchsvoll ist und die Hälfte der üblichen Farbfotokosten sparen will, kann mit Fotochrome durchaus glücklich werden. Man soll auch nicht vergessen, daß man es hier mit einem der ersten negativlosen Farbaufnahmesysteme zu tun hat. Vielleicht haben sich die Fotochrome-Leute etwas zu früh auf den Markt gewagt Sie standen unter Druck. Allerdings hatten sie den Druck selbst erzeugt. Vor rund zwei Jahren ließen sie Gerüchte über ein sensationelles Farbfotosystem kursieren; damals war das Verfahren aber noch nicht publikumsreif. Da die Gerüchte ziemlich wilde Spekulationen in Fotochrome-Aktien auslösten , ordnete die Börsenaufsichtsbehörde den vorübergehenden Ausschluß von Fotochrome-Aktien an. Bei Fotochrome ist man sehr zugeknöpft, wenn man wissen will, wie denn nun das Wunder eigentlich funktioniert. Offiziell wurde uns überhaupt nichts mitgeteilt. Wir vermuten aber, daβ das Geheimnis dieses Verfahrens, ähnlich wie bei Polaroid, im Film begraben ist. Der Fotochrome-Film ist eine beschichtete Kunststoffolie, die nach Belichtung und Entwicklung auch das positive Farbbild trägt. Es muß den Fotochrome-Leuten gelungen sein, das bei der Belichtung entstehende Negativ auf dem Film in ein Positiv umzuwandeln. Vom Positiv können selbstverständ lich auch Kopien und Vergrößerungen angefertigt werden. Welcher fotochemische Prozeß dem Verfahren zugrunde liegt, ist jedoch noch striktes Firmengeheimnis der Fotochrome Inc, in Long Island City. Und wenn die sem Verfahren noch verschiedene Kinderkrankheiten anhaften, so darf man jedoch nicht übersehen, daß hier wirkli ches Neuland betreten wurde und daß Fotochrome höchstwahrscheinlich noch uner-forschte, aber zukunftsträchtige Möglichkeiten birgt. N.D. Hebert